Leichlingen Kanäle: zwei Drittel der Anschlüsse defekt

Leichlingen · Zwei von drei privaten Hausanschlüssen, die die Mitarbeiter des städtischen Abwasserbetriebes im Zuge ihrer Kanalarbeiten untersuchen, sind überaltert, defekt und müssen saniert werden. Für die kommenden Jahre müssen sich die Leichlinger wohl auch auf steigende Gebühren einstellen.

Auch gestern wurde an der Peter-Bremer-Straße wieder "gewühlt", und zwar im Bereich der Einmündung zur Straße Am Goldberg. Mitarbeiter des städtischen Abwasserbetriebes erneuern dort zurzeit auf knapp 770 Metern Länge die Kanäle mit 30 beziehungsweise 50 Zentimeter messenden Rohren. Seit Ende Februar laufen die Arbeiten, in etwa zwei Monaten sollen sie abgeschlossen sein.

Es ist nur eine von zahlreichen Baustellen, die die städtischen Tiefbau-Experten in diesem Jahr betreuen, aber auch sie hat schon jetzt ein typisches Ergebnis: Zwischen 60 und 70 der im Zuge der Baumaßnahme untersuchten Hausanschlüsse haben sich als defekt erwiesen und müssen erneuert werden. Beim Abwasserbetrieb geht man davon aus, dass – ähnlich wie in der Nachbarstadt Leverkusen – etwa zwei Drittel der privaten Anschlüsse sanierungsbedürftig sind.

Kontrolle per Kamerafahrt

Üblicherweise werden sie per Kamerabefahrung auf Schäden kontrolliert (durchschnittliche Kosten: etwa 300 Euro). Doch wenn tatsächlich repariert oder ausgetauscht werden muss, kann das teuer werden. Betroffenen wird deshalb geraten, sich mit weiteren Anwohnern zusammenzuschließen, um die Kosten zu verringern.

In Leichlingen gibt es knapp 7500 private Hausanschlüsse. Ihre Gesamtlänge wird auf rund 400 Kilometer geschätzt. Laut Gesetz müssen alle bis Ende 2015 auf ihre Dichtheit überprüft werden. In der Jahresbilanz des Abwasserbetriebs, die dessen Leiter Lars Helmerichs jetzt vorgelegt hat, werden auch die dem städtischen Tocherunternehmen gehörenden Grundstücksanschluss-Leitungen als "schadensanfällig und sanierungsbedürftig" beschrieben. Auf sie soll ebenfalls ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Für die kommenden Jahre rechnet Helmerichs mit weiter steigenden Gebühren. Fünf Gründe hat er im Wesentlichen dafür ausgemacht:

r Rechtliche Anforderungen: Sie steigen kontinuierlich. So muss der städtische Abwasserbetrieb beispielsweise sein Abwasserbeseitigungskonzept im kommenden Jahr ändern und erstmals um ein Beseitigungskonzept für Niederschlagwasser ergänzen. So will es der Gesetzgeber.

r Sinkender Wasserverbrauch: Was aus ökologischer Sicht zu begrüßen ist, macht ökonomisch Probleme, denn die Kosten müssen auf immer weniger verbrauchte Kubikmeter Wasser umgelegt werden. Deshalb vermutet Helmerichs, dass auf lange Sicht eine einheitliche Grundgebühr mit einem Teil verbrauchsabhängiger Gebühr eingeführt wird.

r Klima- und demographischer Wandel: Die anfallenden Kosten müssen von immer weniger Bürgern getragen werden. Zusätzlich könnten immer mehr Starkregenfälle Forderungen nach größeren Kanalanlagen laut werden lassen.

r Steigende Bau- und Unterhaltungskosten: Vor allem steigende Energie- und Rohstoffpreise treiben die Kosten tendenziell in die Höhe.

r "Ausbluten" des Abwasserbetriebs: Weil der Abschreibungsmodus in Leichlingen sich danach richtet, was ein Kanal tatsächlich gekostet hat, nicht aber, was er in Zukunft bei Wiederbeschaffung kosten würde, entsteht ein Minus. Dies versucht der Abwasserbetrieb dadurch auszugleichen, dass er sein Eigenkapital mit drei Prozent verzinst. Die Zinserträge landen nach Auskunft des städtischen Finanzdezernenten Horst Wende allerdings in der klammen Kasse der Stadt Leichlingen.

Die nächste große Kanalsanierungsmaßnahme steht übrigens auch schon fest. Im März kommenden Jahres soll es an der Kirchstraße losgehen.

(RP)
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