Leichlingen Junge hilft Frau aus qualmendem Auto

Leichlingen · Der 16-jährige Nico Ringler hat einer lungenkranken Leichlingerin länger als einer Stunde beigestanden, bis Hilfeeintraf. Andere Jugendliche und Erwachsene haben nur zugeschaut, als die Frau in ihrem qualmenden Fahrzeug saß.

 Der 16-jährige Nico Ringler hat einer kranken Frau aus ihrem qualmenden Pkw geholfen und ist bei ihr geblieben, bis Hilfe eintraf.

Der 16-jährige Nico Ringler hat einer kranken Frau aus ihrem qualmenden Pkw geholfen und ist bei ihr geblieben, bis Hilfe eintraf.

Foto: Michael Kiesewalter

Die 57-jährige Theresia Gerhardt fährt durch die Marktstraße: Plötzlich sieht sie Qualm aufsteigen vorne und zugleich auch hinten aus ihrem Pkw. Der Wagen ruckelt, bleibt mitten auf der Straße stehen. Schon bildet sich eine Schlange. Es wird gehupt. Fußgänger glotzen, Schulkinder amüsieren sich. Nur einer reagiert anders: Nico Ringler, 16 Jahre jung, eilt zu dem qualmenden Pkw: "Brauchen Sie Hilfe?", fragt er Frau Gerhardt, und schon schiebt er den Pkw von der Fahrbahn weg zum Straßenrand. Schon hilft er der kranken Frau aus dem Auto.

Denn erschwerend kommt hinzu: Theresia Gerhardt ist lungenkrank. Sie kommt bei Aufregungen in Atemnot und kann auch nur kurze Wege gehen. Sie ist bisweilen auf den Rollstuhl angewiesen. Alles das weiß Nico Ringler zwar nicht, doch er bemüht sich außerordentlich um die Frau: "Ich war in großer Not, aber der Junge hat mir ganz toll geholfen", berichtet Theresia Gerhardt der RP. Er habe sie immer wieder beruhigt und trotz der Kälte sei er eine gute Stunde lang bei ihr geblieben, bis schließlich der Abschleppwagen gekommen sei. Ihr Pkw habe noch eine Weile gequalmt. Und auch in dieser Zeit seien sowohl Erwachsene, als auch Jugendliche teilweise sogar kichernd daran vorbei gegangen. "Ich habe Nico auch immer wieder gesagt, er soll doch nach Hause gehen, weil es so kalt war. Aber er hat mit mir gewartet und immer wieder gefragt, wie es mir geht. Er hat mich auch regelrecht beruhigt, was mir bei meiner Krankheit am allermeisten geholfen hat", sagt die 57-Jährige dankbar.

Persönlichen Kontakt habe sie zu dem 16-Jährigem nach diesem Erlebnis nicht mehr gehabt: "Ich habe mich aber auf Facebook bei ihm bedankt!", betont die Leichlingerin. Für sie sei es ein ganz besonderes Erlebnis gewesen.

Nico geht zur Hauptschule und möchte nach seinem Schulabschluss Kaufmann im Einzelhandel werden. Er hat drei Brüder. Dass so viele an dem qualmenden Pkw und der hilflosen Frau vorbei gegangen sind, findet er "nicht okay". Zu helfen findet er "normal". So richtig Gedanken habe er sich nicht gemacht, er sei auch nicht in irgendeinem Verein, wo soziales Engagement gefragt sei. "Wenn jemand Hilfe braucht, dann helfe ich", sagt er bescheiden.

Nico Ringler wäre von seiner Einstellung her nicht nur ein vorzüglicher Rettungssanitäter oder Feuerwehrmann. Er ist in seiner Freizeit auch schon so etwas wie ein Blaulicht-Reporter. Unter seinem Namen finden sich im Internet eine Vielzahl von Videos, die Nico von Einsätzen der Feuerwehr, der Rettungswagen und auch des Rettungshubschraubers Christoph 3 gedreht und ins Netz gestellt hat.

Dabei hat er schon eine kleine Fangemeinde, denn einmal musste er sich per Videobotschaft sogar dafür entschuldigen, dass er eine Zeitlang keine neuen Blaulicht-Filmchen ins Netz gestellt hatte: "Das ist doch nur mein Hobby", hatte der Schüler seinen fordernden Fans verdeutlicht.

Aber ganz wichtig: Als er das qualmende Auto von Theresia Gerhardt vor sich sah, da hat er nicht daran gedacht, ein spannendes Video zu drehen. Er hat geholfen, sofort und wirksam. "Dabei war gerade im Schulzentrum Schulschluss. Und aus allen drei Schulen kamen die Leute heraus, die ganze Zeit, als wir da standen. Aber alle sind vorbei gegangen", wundert sich Nico.

(RP)
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