Johannes Schröder Schwüle Schwere und zarte Leichtigkeit an der Orgel

Die Orgel der Evangelischen Kirche an der Marktstraße versah die Firma Schuke vor 40 Jahren mit einem breiten Klangspektrum, das auch die passenden Nuancen für die romantische Literatur, insbesondere die der französischen Orgelsymphonik bietet.

 Johannes Schröder spielte beim Leichlinger Orgelsommer in der evangelischen Kirche.

Johannes Schröder spielte beim Leichlinger Orgelsommer in der evangelischen Kirche.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die nutzte Johannes Schröder, der in diesem Orgelsommer die U-30-Generation vertritt, nach Kräften in seinem Programm des 19. und 20. Jahrhunderts.

Besonders ansprechend registrierte er eines der verhaltenen Stücke aus der Peer Gynt-Suite von Edvard Grieg. Dieses schwer fließende Trauerlied um „Åses Tod“ gewann in seinem Verlauf mit stetigen Wiederholungen des Themas zusehends jene schwüle Schwere, die auch Lebende angesichts der menschlichen Endlichkeit lähmen kann. Wundervoll auch die zarten Elfen, die Schröder lautmalerisch um die hohen Orgelpfeifen wirbeln ließ. „Elfes“ ist der Titel dieses sommerlich luftigen Stückes von Joseph Bonnet, das perfekt diesen zarten Teil der Orgeldisposition in Szene setzte.

Leicht und erfrischend empfanden es die Zuhörer am Freitagabend in der mächtig aufgeheizten Kirche. Und am Spieltisch in der engen Koje über der Kanzel waren die Temperaturen noch um ein paar Grad höher. Da verschaffte es nur wenig Erleichterung, auf Konzertkleidung zu verzichten und im einfachen T-Shirt anzutreten. Das mag ein Grund für extrem verlangsamte Tempi in den ruhigen Programmteilen gewesen sein. Beim kräftigen „Tuba Tune“ des 1973 geborenen Gereon Krahforst zur Eröffnung verlangsamte Schröder den Musik-Fluss, ähnlich wie im folgenden g-moll-Andantino von César Franck, das er sehr verhalten registrierte, um darauf wirkungsvoll eine schlichte Melodie zu setzen.

Wenn er anfangs mit seinen Kräften gehaushaltet hat, dann profitierte von den Reserven jedenfalls die transparent, frisch und klar gespielte Fuge in f-moll von Felix Mendelssohn Bartholdy, die neben dem Grieg als zweite Komposition original nicht für die Orgel geschrieben war. Die Bearbeitung aus Mendelssohns „Sechs Präludien und Fugen für Klavier“ op. 35 erhielt jedenfalls durch den Einsatz verschiedener Registerfarben und Schweller eine ganz andere, reichere Wirkung.

Es ist unüberhörbar, dass sich der junge Komponist Jon Kristian Fjellestadt (Jahrgang 1984) von der Suite Gothique  des Orgelromantikers Leon Boëllmann inspirieren ließ. Sowohl die permanente motorische Wiederholung des akkordischen Grundmusters, die Schröder mit mechanischer Präzision durchhielt, als auch die rhythmische Melodie im Pedal erinnerten an das Vorbild. Ein wahrhaft sportlicher Einsatz nach dem meditativen „Offertoire“ von Théodore Dubois.

Mit dem ersten Satz der 6. Orgelsinfonie von Charles-Marie Widor hatte Johannes Schröder ein prächtiges Finalstück für sein Gastspiel ausgewählt, das allerdings für die üppige Akustik großer Kathedralen gedacht ist. Als Kantor des „Westerwälder Domes“ in Wirges hat er sicher auch mehr Raumklang zur Verfügung als in der kleinen Barockkirche Leichlingens, der dankbar ist, wenn man Details hörbar machen will. Beim Widor potenzierte er die Klangschärfe statt den großen Sound wohlig zu vernebeln.

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