Leichlingen Immer mehr emotionale Probleme bei Jugendlichen

Leichlingen · Die Leichlinger Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder war auch im vergangenen Jahr stark freuentiert.

 Partnerschaft und Trennung spielen in der Tätigkeit der Beratungsstelle nach wie vor eine große Rolle.

Partnerschaft und Trennung spielen in der Tätigkeit der Beratungsstelle nach wie vor eine große Rolle.

Foto: dpa

Die Pubertät bringt so manchen Jugendlichen in Leichlingen an den Rande der Verzweiflung und lässt ihn so den Weg zur Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder finden. Mit 443 Fällen lag das Aufkommen an Beratungsbedarf bei der Einrichtung auf dem Niveau der Vorjahre, der Schwerpunkt der Arbeiter weiterhin auf den Problemen, die junge Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren beschäftigen. Nach wie vor stellen dabei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren mit knapp 14 Prozent den größten Teil der Ratsuchenden. Dies geht aus dem Tätigkeitsbericht der Stelle hervor.

Öfter als im vorangegangenen Jahr rührte dabei der Gang zur Beratung aus Fragestellungen rund um die Familienstruktur. In nicht ganz zwei Dritteln der Fälle waren die Eltern alleinerziehend (45 Prozent) oder lebten in einer Beziehung mit einem neuen Partner (16 Prozent). Entsprechend häufig liegt hier nach Angaben in dem Jahresbericht auch der Anlass für die Kontaktaufnahme mit dem sechsköpfigen Beratungsteam.

Fragen zu Partnerschaft und Trennung sowie zu Erziehung und Familie stagnieren weiter auf hohem Niveau (je rund 16 Prozent). Am deutlichsten nahmen im vorigen Jahr die emotionalen Probleme zu, die mit knapp 19 Prozent am häufigsten Anlass gaben, die Beratungsstelle aufzusuchen. Gewalt oder Missbrauch waren für jeden 50. Hilfesuchenden der Grund, an der Kirchstraße 1 vorstellig zu werden.

Zumeist seien mit den Betroffenen zwischen zwei und fünf Gesprächen beziehungsweise Kontakte erfolgt, und in den allermeisten Fällen habe den Ratsuchenden dabei geholfen werden können. So habe die Erfolgsquote, die auch durch Befragung der Betroffenen ermittelt worden sei, bei rund 75 Prozent gelegen, berichtet die Einrichtung.

"Seit über 30 Jahren finden Ratsuchende in unserer Stelle Orientierung und Hilfen in den sie bedrängenden Fragen", heißt es im Jahresbericht der Einrichtung. Der Kontext, in dem sich das Leben von Familien abspielt, die Rahmenbedingungen für das Zurechtfinden, für das Aufwachsen und für das Erleben von Zukunft scheinen sich in diesem Zeitraum allerdings erheblich verändert zu haben.

Das Wort von der "Multioptionsgesellschaft" spiele in diesem Zusammenhang eine große Rolle: "Einerseits scheint sich — nicht zuletzt durch die rasante Weiterentwicklung und Verbreitung von Massenmedien — eine Welt voller Möglichkeiten aufzutun. Und gleichzeitig wird immer deutlicher, dass die realen Chancen auf Teilhabe für viele nach wie vor begrenzt sind. Und für die Zukunft scheinen sie für noch mehr Menschen an ihre Grenzen zu stoßen."

Armut werde zunehmend als Risiko beschrieben — und die Folgen dieses Risikos zeigten sich jedem, der nicht die Augen verschließen wolle. Doch seien die materiellen Auswirkungen dieser Entwicklung nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite äußere sich im Zweifeln am Sinn der eigenen Existenz. Erst dann gehe es wirklich an die Substanz.

"Die Aufgaben der Beratungsstelle sind vielfältig. Sie wachsen mit den geschilderten Entwicklungen", unterstreicht der Bericht. Im Zentrum stehe immer noch das Bemühen darum, Menschen zur Erfahrung zu verhelfen, dass sie zählen, auch und gerade unter erschwerten Bedingungen. Dazu gehöre nicht zuletzt, wieder darin Vertrauen zu gewinnen, dass es möglich ist, aufeinander zu zählen. "Der gefestigte Boden unter den eigenen Füßen und das gestärkte Miteinander sind die beiden Pole, zwischen denen sich der Sinn unserer Arbeit entfalten soll."

(zill)
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