Kommentar Im ländlichen Raum zählt das Vertraute

Die große Kehrtwende hat in Leichlingen und im gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis wohl kaum jemand erwartet. Nicht einmal Bosbachs Gegenkandidaten schienen ernsthaft daran zu glauben, den seit 1994 ohne Unterbrechung fest im Bundestagssattel sitzenden CDU-Politiker aus dem Rennen zu werfen. Der 61-Jährige genießt die Sympathien auch über Parteigrenzen hinweg. Und gerade im ländlichen Raum wird gerne auf Altbekanntes gesetzt, wie eben ungern etwas Neues und Unbekanntes gewagt. "WoBo" hat auch in der Blütenstadt punkten können, obwohl sich die hiesige CDU aktuell noch in ihrer Findungsphase befindet. Andere CDU-Ortsvereine im Kreis haben sich da weit mehr ins Zeug gelegt. Umso bemerkenswerter ist es, dass Bosbach auch in Leichlingen sein bisher bestes Ergebnis eingefahren und sich gegenüber der Bundestagswahl 2009 noch mal enorm gesteigert hat.

Dabei ist Leichlingen mit seinem SPD-Bürgermeister und einer starken SPD im Rat eigentlich eine zumindest in Teilen "rote Stadt". Die SPD Leichlingen hat zwar Kampfeswillen für ihren Kandidaten Michael Zalfen propagiert und konnte mit Prominenz zu ihrer Jubiläumsfeier punkten. Die merkwürdigen Plakate von Zalfen, auf denen er im Großformat zwar blond, im Kleinformat aber dunkelhaarig anmutete und fast im dunklen Hintergrund verschwand, haben nicht eben dazu beigetragen, dem bis dato Unbekannten ein unverwechselbares Gesicht zu geben.

Mit annäherend 80 Prozent haben die Leichlinger allerdings eine sehr gute Wahlbeteiligung gezeigt. Das Stadtfest mag dazu beigetragen haben, die Bürger hinaus zu locken und in die Wahllokale zu ziehen. Aber auch die hohe Briefwahlbeteiligung zeigt eine erfreulich hohe Bereitschaft, die Politik mitzubestimmen.

Gundhild Tillmanns

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort