Angebot für Opfer in Leichlingen Die Trauer nach der Flutkatastrophe bewältigen

Leichlingen · Der Verlust von Hab und Gut kann dem Leichlinger Verein zufolge genauso belastend sein wie der Verlust eines geliebten Menschen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter wollen deshalb den Opfern des Starkregens zur Seite stehen. Darüber hinaus weitet der Hospizdienst sein Programm aus.

 Christine Schwung (l.) koordiniert die Arbeit des Hospizdienstes, Angelika Posse ist beim neuen „Trauerfrühstück“ aktiv.

Christine Schwung (l.) koordiniert die Arbeit des Hospizdienstes, Angelika Posse ist beim neuen „Trauerfrühstück“ aktiv.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Von der Eingangstür aus sieht man den Gullydeckel, bis zu dem das Wupperwasser Mitte Juli gestanden hat – gerade einmal zwei Meter vom Leichlinger Hospizdienst in der Brückenstraße entfernt. Eine gehörige Portion Glück gehörte sicherlich dazu, dass nicht auch die Räume des Vereins überflutet wurden und sie weiterhin offen sind. Deshalb kann sich der Hospizdienst nun mit gleich zwei neuen Angeboten an Trauernde und Ratsuchende wenden.

Zum einen sprechen die Ehrenamtler und die beiden hauptamtlichen Koordinatorinnen des Dienstes gezielt Menschen an, die in Leichlingen Opfer des Wupper-Hochwassers und Starkregens Mitte Juli geworden sind – sowohl im materiellen als auch im ideellen Sinne. „Es ist ganz wichtig, jetzt für Gespräche da zu sein“, sagt Koordinatorin Christine Schwung.

Alles zu verlieren, sei eben auch mit großer Trauer verbunden. „Da wurden nicht nur Häuser und Gegenstände zerstört, sondern auch Erinnerungen“, betont sie. Zudem reaktiviere der aktuelle Schmerz alte Verlustgefühle zum Beispiel von Menschen oder Heimat und verstärke alles noch einmal.

Der Hospizdienst bietet den Raum, in dem Menschen darüber reden können, bei Bedarf auch immer und immer wieder. Sie können in die Brückenstraße 23 kommen oder einen Termin telefonisch vereinbaren, wann immer ihnen danach ist. „Wir sind dafür da, Menschen in ihrer Trauer aufzunehmen, zuzuhören und ihnen vielleicht auch weitergehende Angebote zu machen, wie sie damit umgehen lernen“, erklärt die Koordinatorin. Der Hospizdienst sei eine Möglichkeit, um etwas los zu werden und um die Trauer um Verluste aller Art zu bewältigen.

Mit einem anderen neuen Angebot richten sich die Ehrenamtlichen an Menschen, die einen Angehörigen verloren haben: Ab September gibt es jeden dritten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr an der Brückenstraße ein Trauerfrühstück. Initiiert wird es von den Trauerbegleiterinnen Angelika Posse und Elke Mielke.

„Beim Trauerfrühstück können sich Trauernde treffen, um gemeinsam die Leere – besonders am Wochenende – zu überwinden, sich über ihre Gedanken und Erfahrungen auszutauschen und um Kraft für die neue Woche zu sammeln“, heißt es zu dem neuen zusätzlichen Termin. Die Teilnehmer werden von den Ehrenamtlern des Ökumenischen Hospizdienstes Leichlingen betreut, es gibt sozusagen „Nahrung für den Körper und die Seele“. Die Teilnahme ist kostenlos, die Besucher müssen sich aber anmelden.

„Wir hören immer wieder, dass das Wochenende für Trauernde die schlimmste Zeit ist, weil sie dann außerhalb der Berufstätigkeit oder anderer Aktivitäten weniger Kontakte zu anderen Menschen haben als an Wochentagen“, erzählt Posse. „Trauerfrühstücke“ gibt es bereits bei anderen Hospizdiensten, nun will man damit auch in Leichlingen den Bedürfnissen der Betroffenen noch mehr entsprechen.

„Wir haben dadurch ab September jede Woche im Monat ein festes Veranstaltungsangebot“, sagt Christine Schwung und gibt einen Überblick:

Zur Trauer auf dem Weg – vor dem Trauerfrühstück das letzte neue Angebot im vergangenen Jahr – lädt der Hospizdienst jeden ersten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr ein. Dabei treffen sich Trauernde, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, um sich im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam auf den Weg zu machen, neue Wege auszuprobieren oder verborgene Wege zu entdecken. Den Treffpunkt für die nächste Wanderung erfahren die Teilnehmer bei ihrer vorherigen telefonischen Anmeldung. „Das Angebot wird wirklich gut angenommen. In der Regel gehen vier bis zehn Menschen auf unseren Wanderungen mit“, berichtet Christine Schwung.

Bereits seit 14 Jahren veranstaltet der Hospizdienst jeden zweiten Mittwoch im Monat von 15.30 bis 17 Uhr das Trauercafé „Horizont“ in seinen Räumlichkeiten. Auch hier können Trauernde erzählen, zuhören, sich erinnern, Gefühle zulassen, sich austauschen über die Bewältigung von Alltagsproblemen oder neue Kontakte knüpfen.

Lecker wird es indes bei Trauerkloß & Ulknudel: Jeweils am letzten Sonntag im Monat treffen sich trauernde Angehörige beim Hospizdienst zum gemeinsamen Kochen an der Brückenstraße. Das Motto: „Sinne, Sinnlichkeit & Sinnhaftigkeit wiederentdecken“.

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