Hospizgruppe Leichlingen „Auf Friedhöfen ticken die Uhren anders“

Leichlingen · Der ökumenische Hospizdienst hat im Vorfeld seines 25-jährgen Jubiläums im kommenden Jahr ein Friedhofsprojekt ins Leben gerufen. Das erste fertiggestellte Projekt der Künstlergruppe „Unsere Art“ entstand auf dem Friedhof Johannisberg.

Steinmetz Berthold Welter (M.) erläutert Christine Schwung, Bürgermeister Frank Steffes, Pfarrerin Petra Steffen und Christoph Rösgen vom Kirchenvorstand St. Johannes-Baptist seine Arbeit mit den Natursteinen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zwei Bänke vor einer Mauer aus Natursteinen, eingebettet ein altes Sprossenfenster mit bunten Scheiben. Dazu ein großer Stein mit dem Sinnspruch von der Liebe als größter Kraft. davor stehen einige Grablichter, zwei Blumentöpfe wurden abgestellt, und zwei Bilderrahmen erinnern an geliebte Menschen. Sogar schon bevor die neue gestaltete „Ecke“ am Ende des Hauptwegs komplett fertig war, haben Besucher des Friedhofs Johannisberg dort Blumen abgelegt. Am Dienstag haben der Ökumenische Hospizdienst Leichlingen, zwei Künstler der Gruppe „Unsere Art“, Bürgermeister Frank Steffes und Vertreter der Kirchen das erste fertiggestellte Projekt vorgestellt.

„Wir wollten einen Ort der Begegnung schaffen. Friedhöfe sind Ausdruck unserer Kultur, zeigen, wie wir mit dem Tod, mit unseren Verstorbenen umgehen. Hier beginnt für viele der Weg der Trauer“, sagte Christine Schwung, Koordinatorin der Hospizgruppe. Häufig würde man Angehörige auf dem schwierigen Weg unterstützen. Nach und nach soll das Projekt auf allen Leichlinger Friedhöfen umgesetzt werden.

Im Vorfeld des anstehenden 25. Jubiläums hat das Hospiz mit Seelsorgern, Bestattern, Gärtnern und den Künstlern Ideen entwickelt. Steinmetz, und Bildhauer Berthold Welter erzählt, wie den verschiedenen Materialien – wie passend – ein zweites Leben geschenkt wurde. „Die Bänke stehen auf ehemaligen Grabumrandungen, der große Stein war ein Grabstein, das Fenster stammt aus einer alten Scheune.“ Und sogar die Balken der Bänke sind nicht etwa gekauft. Sie stammen von der Baustelle seines Enkelsohnes. „Das Lärchenholz wurde nicht mehr gebraucht und kam in meine Hände.“

Dank besonders vieler helfender Hände und in schweißtreibenden Stunden konnten knapp zwei Tonnen bergische Grauschlacke aus Lindlar vom Parkplatz an der Trimbornstraße auf den Friedhof geschleppt werden. 180 Arbeitsstunden stecken insgesamt in diesem Projekt. „Was da an Arbeitskraft hineingesteckt wurde, es wurde gebuddelt und geschuftet. Und die Künstlergruppe hat uns das geschenkt, sagt Schwung dankbar. Nicht nur die Koordinatorin und die ehrenamtliche Trauerbegleiterin Kollegin Petra Wodege vom Hospiz sind begeistert von der fertigen Arbeit und der Entstehungsgeschichte, die für die Homepage gesammelt werden sollen. „Vielleicht werden hier Seelsorger oder Trauerbegleiter zu bestimmten Zeiten sitzen“, nennt Christine Schwung eine Möglichkeit, das Projekt in dieser Form fortzuführen.

Auch Bürgermeister Frank Steffes ist ein Unterstützer und war zum Johannisberg gekommen. „Alle Friedhöfe bieten so eine schöne Atmosphäre. Hier kann die Trauerarbeit beginnen.“ Er selber besucht gerne den Waldfriedhof Kellerhansberg und genießt die Ruhe. Welter unterstützt: „Auf Friedhöfen ticken die Uhren anders.“ Das Stadtoberhaupt fragte Welter auch, ob die eine kaputte Scheibe bewusst so eingesetzt worden sei. Als Zeichen der Vergänglichkeit? „Danke“, antwortete Welter prompt. Denn auch mit „noch so viel Anti-Aging-Creme“ könne man den Spuren des Lebens nicht entkommen.

Die Künstlergruppe ist stolz darauf, was sie geschaffen hat. Ana Theisen-Alcazar: „Das ist bisher unser größtes und schönstes Projekt.“ Die Künstler werden noch am Friedhof Uferstraße tätig und bereiten ein zweites Projekt am Johannisberg vor. Am alten Lingemann-Grab wird eine schmale Seite der schmiedeisernen Umrandung entfernt, eine Pergola aus Naturholz mit Bank und ein von Theisen-Alcazar und Ulla Schellin gestaltetes Sprossenfenster mit Plexiglasscheiben werden installiert.

Auf dem städtischen Friedhof Kellerhansberg steht bereits ein Metallbaum mit Kerzen in Kugeln und einer Sitzgelegenheit. In Witzhelden war Bauamtsleiter Andreas Pöppel direkt begeistert und hat das Projekt unterstützt. Und auch Friedhofsprojekt in Weltersbach macht bei der Installation Fortschritte.