43 ehrenamtliche Begleiter Hospizdienst steht mitten im Leben

43 ehrenamtliche Begleiter sorgen dafür, dass niemand alleine sterben oder trauern muss. 2020 wird das 20-jährige gefeiert.

 Christine Schwung und Inka Stirl (von links) sorgen als Koordinatorinnen dafür, dass todkranken und trauernden Menschen geholfen wird.

Christine Schwung und Inka Stirl (von links) sorgen als Koordinatorinnen dafür, dass todkranken und trauernden Menschen geholfen wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Inzwischen ist das Leichlinger Hospiz auch räumlich da angekommen, wo man immer hin wollte: mitten in der Stadt und damit mitten im Leben. Denn Sterben und Trauer gehören dazu, auch wenn Menschen in guten Zeiten dazu neigen, diese Phase lieber auszuklammern. Der Umzug in die Brückenstraße hat bewirkt, dass manchmal Personen hereinkommen, die etwas auf der Seele haben, erzählt Christine Schwung.

Sie hat vor fünf Jahren Renate Hupertz als hauptamtliche Koordinatorin beim Ökumenischen Hospizdienst abgelöst. Und schon nach wenigen Monaten zeigte sich, dass sie die gestiegene Nachfrage nicht mehr alleine bewältigen konnte. Der Trägerverein stockte das Stundenkontingent auf, und Inka Stirl wurde als zweite Koordinatorin eingestellt. Für Christine Schwung ist das ein Glücksfall, weil sich beide aufeinander verlassen könnten und es natürlich hilfreich ist, sich mit einer Kollegin besprechen zu können.

Schließlich geht es bei der Tätigkeit um heikle, sensible Fragen. Beispielsweise wenn nach einem Erstbesuch die passende Begleitung für einen Sterbenden, beziehungsweise die Angehörigen gesucht werden soll. Diese Sterbebegleitung leisten entsprechend ausgebildete Mitarbeiter auf freiwilliger Basis. „Da muss die Chemie stimmen“, sagt Schwung.

Da beide Hauptamtlichen die derzeit 41 Frauen und zwei Männer im Ehrenamtler-Pool sehr gut kennen, treffen sie in der Regel die richtige Wahl. Immer mit der Bitte um absolute Offenheit auf beiden Seiten, denn sollte es nicht passen, wäre keinem geholfen, dann müsste man wechseln.

Neben administrativen Aufgaben leisten beide viel Beratung. „Viele kommen auch mit Fragen zur Patientenverfügung oder konkret zur Unterstützung“, sagt Schwung. Da verweist sie an die entsprechenden Netzwerkkontakte, die inzwischen sehr gut miteinander arbeiten – immer zum Wohl der Sterbenden und ihrer oft überforderten Angehörigen. Die Palliative Versorgung ist heute über die Diakoniestation unter dem Dach des APZ Leverkusen sichergestellt. Da informieren sich alle Beteiligten wie Ärzte, Apotheken, Pflegekräfte und auch der Hospizdienst gegenseitig über den aktuellen Bedarf der Patienten.

Davon konnte Ute Schmidt nur träumen, als sie vor 20 Jahren die Gründung des Hospizvereins auf breiter ökumenischer Basis (neben Evangelischer und Katholischer Kirche auch die drei Freikirchlichen Gemeinden Kreuzkirche, Kuhle und Weltersbach) auf die Schiene setzte. Da arbeitete noch jeder für sich. Ein ambulantes Hospiz wie in den Nachbarstädten ringsum gab es nicht in Leichlingen, wo man Ute Schmidt zunächst mit sehr viel Skepsis begegnete.

Sie selbst hatte einen eigenen Pflegedienst und bei den engen gesetzlichen Vorgaben nicht wirklich Zeit für die Menschen, bei denen es auf das Ende zuging. „Da bin ich dann oft nach Feierabend noch einmal hingefahren, weil ich sie nicht alleine lassen wollte“, berichtet sie. Und bald holte sie Freundinnen ins Boot, die sich ebenfalls an Sterbebetten setzten und Angehörige entlasteten. Das war der erste, noch ganz private Hospizdienst in Leichlingen.

Ute Schmidt blieb hartnäckig und überzeugte schließlich die christlichen Gemeinden, gemeinsam Träger des Ökumenischen Hospizdienstes (Ausschuss-Vorsitzender ist heute Rolf Müller) zu werden, ein Büro einzurichten und Renate Hupertz als Koordinatorin fest anzustellen. Abrechnungsmöglichkeiten über die Krankenkasse gab es für Sterbebegleitung noch nicht, inzwischen finanzieren die teilweise die Arbeit.

Mit sechs Ehrenamtlichen, die bei den Leverkusener Kollegen ausgebildet wurden, hat alles angefangen. Es liege einfach Segen auf der Arbeit, versichert Schmidt. „Die Mitarbeitenden haben bei uns oberste Priorität“, sagt Christine Schwung, „die leisten die Hauptarbeit.“

Deswegen werden sie nicht nur gut auf den schweren Dienst vorbereitet, sondern regelmäßig durch Supervision und Fortbildung begleitet. Zur Stärkung der Gruppe werden Ausflüge und kulturelle Begegnungen unternommen. Inzwischen nimmt die Trauerbegleitung einen größeren Stellenwert ein.

Gut angenommen wird das Trauercafé jeweils am zweiten Mittwochnachmittag im Monat und inzwischen der monatliche Kochtreff „Trauerkloß und Ulknudel“. Diese Angebote sind durch den Umzug in die schönen hellen Räume mit richtiger Küche möglich geworden. Da alle Leistungen kostenfrei sind und bleiben sollen, ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen.

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