Leichlingen Holländer lernen bei Pilzzüchter Marseille

Leichlingen · Seine viel beachtete Champignon-Präsentation auf der Bundesgartenschau hat Peter Marseille nicht nur drei Goldmedaillen eingebracht: Der Leichlinger Pilzzüchter wird immer wieder für Vorträge angefragt. Züchter aus den Niederlanden holten sich bei ihm Tipps für die "Floriade" in Venlo.

 Für Peter Marseille – hier mit seinem Sohn Tim vor dem Pilz-Pavillon – wirkt die Bundesgartenschau immer noch nach. Holländische Pilzzüchter, die zurzeit auf der "Floriade" in Venlo ausstellen, holten sich bei ihm Tipps.

Für Peter Marseille – hier mit seinem Sohn Tim vor dem Pilz-Pavillon – wirkt die Bundesgartenschau immer noch nach. Holländische Pilzzüchter, die zurzeit auf der "Floriade" in Venlo ausstellen, holten sich bei ihm Tipps.

Foto: MANFRED BEHRENS (Archiv)

Um seine Person macht Peter Marseille in der Regel kein Aufhebens. Daher verwundert es auch nicht, dass der Leichlinger Pilzzüchter — darauf angesprochen, was ihm seine Teilnahme an der Bundesgartenschau in Koblenz unterm Strich denn gebracht habe — zunächst einmal Zahlen sprechen lässt.

Mehr als 10 000 Kilometer hat er im vergangenen Jahr während der Dauer der BuGa verfahren, insgesamt 20 Tonnen Kompost zu seinem Präsentationspavillon transportiert. "Wenn ich die 51 Wochen rechne, an denen ich jeweils rund 40 Stunden mit der Gartenschau verbracht habe — da hätte ich hier im Betrieb schon einiges anfangen können", sagt Marseille. Viel Zeit und sicher auch Geld hat ihn das Engagement gekostet.

Die meiste Zeit nur mitgeschrieben

Und dennoch — das räumt er auf Nachfrage ein — kann der Leichlinger stolz auf das Geleistete sein. Denn als Experte in seinem Metier hat sich Marseille in Koblenz einen erstklassigen Ruf erworben — auch international. Drei Goldmedaillen erhielt er, darunter sogar eine große. Insgesamt verlieh die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) nur vier dieser Exemplare.

"Die anderen drei gingen an große Konzerne mit hunderten Mitarbeitern oder an Verbände", sagt Marseille. Zu Beginn hatten die Organisatoren ihm sogar angedeutet, er könne voraussichtlich keine einzige Auszeichnung bekommen. Am Ende gab es zahlreiche Bitten, der Pilz-Experte möge sich doch auch bei anderen großen Veranstaltungen zeigen.

Besonders beeindruckt hat Peter Marseille allerdings der Besuch einer Delegation von Champignonzüchtern aus den Niederlanden. "Die haben sich bei mir Tipps geholt, wie sie ihre Pilze denn am besten präsentieren oder beispielsweise die Luftfeuchtigkeit regeln könnten", erzählt der Leichlinger, der seine Speisepilze auf der Gartenschau für den Bund Deutscher Champignonzüchter vorgestellt hatte. Nun also sollte er der "Konkurrenz" aus dem Nachbarland helfen. Denn die will auf der "Floriade 2012", die zurzeit im niederländischen Venlo stattfindet, ebenfalls Eindruck machen.

Für Marseille war das kein Problem. Der Begriff "Konkurrenz" sei sowieso relativ, sagt er: "Die heimischen Pilz-Züchter decken den deutschen Markt ohnehin nur zu 38 Prozent ab. Der Rest muss importiert werden." Die Holländer jedenfalls hätten sich bei ihrem Besuch beeindruckt gezeigt. "Ich dachte, wir würden uns unterhalten, aber die haben fast die ganze Zeit nur mitgeschrieben", erzählt Marseille und lacht.

Doch auch seine "regulären" Vorträge auf der BuGa — immer montags — waren extrem gut besucht. Zwischen 100 und 400 Zuhörer drängten sich jeweils um das Rednerpult. 100 000 Info-Flyer hatte der Speisepilz-Experte ursprünglich drucken lassen. Am Ende mussten 160 000 weitere nachgedruckt werden. Marseilles Werbung für die deutschen Pilzzüchter und vor allem für seine Heimatstadt Leichlingen (Obstmarkt etc.) hat also Früchte — Verzeihung, Pilze — getragen. Jetzt kann er sich vor Einladungen zu Vorträgen oder Messen gewissermaßen kaum noch retten. Doch Marseille hat allen gesagt: "Lasst mich erst einmal ein bisschen verschnaufen."

Schließlich gedeiht Marseilles Leichlinger Speisepilzzucht ja auch nicht von allein. Und die Kunden, die er (vor allem in der Region) beliefert, erwarten zu recht von ihm Top-Qualität — das übrigens nunmehr seit 1968. Denn so lange übt Peter Marseille seinen Beruf bereits aus. Und der hat nun mal Vorrang: Goldmedaille hin oder her.

(RP/rl)
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