Hochwasserkatastrophe in Leichlingen Geschenke für Leichlinger Flutkinder

Leichlingen · Rund 75 Mädchen und Jungen erhielten jetzt nachträgliche Weihnachtsgeschenke als kleinen Ausgleich für die durchlittenen Strapazen.

 Daniel Hofmann und Karin Hindrichs vom Arbeiter-Samariter-Bund überreichen Lilly Pauli (5) ihr Geschenk.

Daniel Hofmann und Karin Hindrichs vom Arbeiter-Samariter-Bund überreichen Lilly Pauli (5) ihr Geschenk.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Unter einem Pavillon Am Hammer sind zahlreiche Geschenke gestapelt. „Welchen Abholschein hast du?“, wird die siebenjährige Emilia gefragt. Sie hält einen Zettel hin. „A33 – hier ist es“, sagt Daniel Hofmann vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und überreicht ein kleines Päckchen sowie einen Schoko-Weihnachtsmann. Was unter dem Geschenkpapier steckt, weiß das Mädchen schon: „Ein Gutschein vom Geschäft Langen. Ich möchte mir etwas von ‚Topmodel’ davon kaufen.“

Rund 75 Leichlinger Kinder erhielten am Mittwoch nachträgliche Weihnachtsgeschenke. Der Dauerregen tat der Freude keinen Abbruch. Die Wünsche hatte der ASB in den Tagen vor Heiligabend gesammelt und war dazu mit einem Baum in den vom Juli-Hochwasser besonders betroffenen Gebieten in der Stadtmitte, am Büscherhof und in Nesselrath unterwegs gewesen. „Anschließend wurden die Weihnachtswichtel losgeschickt, um die Geschenke im Wert von bis zu 30 Euro zu besorgen“, erzählt Sven Niederau, Leiter des ASB im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Denn auch die Kinder haben durch die Flut viel mitgemacht.“

Emilia weilte mit ihren Eltern noch im Urlaub auf Teneriffa, als der Anruf der Oma kam. „Sie teilte uns mit, dass unser Haus geflutet sei“, berichtet Veronika Niestroj, Emilias Mutter. Auch das nicht weit entfernte Haus ihres Bruders habe unter Wasser gestanden. „Also sind wir alle für die ersten Tage in das Reihenhaus meiner Eltern gezogen.“ In dem Haus sei es mit den Erwachsenen, vier Kindern und vier Hunden recht eng gewesen. „Aber es war cool, dass ich mit meiner Cousine zehn Tage zusammengewohnt habe“, erklärt Emilia begeistert.

Besagte Cousine, Kaylie (7), steht mit ihrer großen Schwester Alicia (14) noch in der Schlange der wartenden Kinder. „Es gab aber auch öfters Streit“, räumt Alicia ein. Umso mehr freut sie sich über die Geschenkeaktion. „Das ist richtig cool“, sagt sie. „Ich habe mir einen dm-Gutschein gewünscht und gucke mal, was ich mir davon kaufe.“ Ihre kleine Schwester nimmt gleich zwei Päckchen entgegen, als sie schließlich an der Reihe sind. „Das sind Band 2 und 3 von der ,Schule der magischen Tiere‘“, erklärt sie. „Ich lese sehr gerne.“

„Es erfreut das Herz, wenn man in die leuchtenden Kinderaugen blickt“, sagt Sven Niederau. „Es gibt sicherlich kein Kind in Leichlingen, das nicht von den Folgen der Flut betroffen ist.“ Der ASB-Leiter war selbst bei der Flut im Juli im Einsatz und koordinierte 14 haupt- und ehrenamtlichen Helfer in der Blütenstadt, später auch in Rösrath.

„Wir waren die ersten, die am Brandhaus in der Stadtmitte eintrafen“, erzählt Niederau. Durch die Explosion eines gefluteten Heiztanks starb an der Neukirchener Straße ein Mann. Wenige Tage später erlag auch seine Frau ihren schweren Verletzungen. „Das war auch für die Helfer ein traumatischer Einsatz. Einige sind erst seit wenigen Wochen wieder im Dienst und müssen immer noch ambulant betreut werden.“

Umso wichtiger sei es, für positive Erlebnisse zu sorgen, wie jetzt die Wunschbaumaktion. „Unser Geschäftsführer hat schon angedeutet, dass wir die Aktion nächstes Jahr wiederholen könnten.“

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