Ausstellung von Heiderose Birkenstock-Kotalla Auf der Suche nach dem richtigen Pfad

Und ewig lockt das Licht in den neuen Bildern, die Heiderose Birkenstock-Kotalla in ihrer Herbstausstellung zeigt.

 Heiderose Birkenstock-Kotalla vor zwei der Werke ihrer Herbstausstellung.

Heiderose Birkenstock-Kotalla vor zwei der Werke ihrer Herbstausstellung.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Gedanke an einen Buchtitel von Jostein Gaarder mag einem durch den Kopf schießen beim Betreten des unteren Ausstellungsraumes der Galerie b von Heiderose Birkenstock-Kotalla. Im gemalten, dunkelbraunen Rahmen, der an edles Holz eines barocken Spiegel erinnert, führt ein diffus vernebelter Weg vom Grund des blauen Kontinents ins Licht, wie: „Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort“.

Ob die Künstlerin beim Malen oder beim Betrachten des gelungenen Endergebnisses ähnliche Gedanken hatte, oder gar auf das ursprüngliche Bibelzitat aus dem Korintherbrief anspielen wollte, das mit der Verheißung fortsetzt: „dann aber von Angesicht zu Angesicht“ verrät sie nicht. Aber ganz klar haben die abstrakten Arbeiten der Malerin Biko eigentlich immer zugleich eine transzendente Komponente.

Auch in anderen der neuen Bilder, die sie in diesem Herbst erstmals in ihrer Jahresausstellung zeigt, winkt im wenig greifbaren, aber oft landschaftlich empfundenen Vordergrund ein warmes und wohltuendes Licht in der Ferne, das den Betrachterblick wie einen Sog anzieht. Und das tut gut in einer lauten, schnellen Welt, die zumindest zeitweise jeden überfordert.

„Ziel der Kunst ist einfach, eine Stimmung zu erzeugen“, zitiert Biko den Schriftsteller Oscar Wilde, bei dem sie manche Übereinstimmung mit ihrer eigenen Sicht auf die Dinge und Übersetzung mit Farbe auf Leinwand, Holz und Papier gefunden hat.

Zerknitterte Paketverpackungen haben sie schon immer gereizt, weil die Kniffe bereits Linien vorgeben, denen sie Schicht um Schicht weitere strukturgebende Schriftzeichen und Striche hinzufügt, die unter dem halb transparenten Farbauftrag sichtbar bleiben.

Dieses Jahr hat sie auch alte Schnittmusterbögen zerknittert und dann auf Holz kaschiert, um sie als Malgrund zu verwenden. Für sie wurden diese Arbeiten zum Sinnbild für den Menschen, der von je her auf der Suche ist nach dem richtigen Pfad und der im Dschungel der verschiedenfarbig übereinander gedruckten Umrisslinien leicht verloren geht.

Es war eher ein Zufallsprodukt, das von einer gründlichen Aufräum-
aktion ausgelöst wurde. „Wenn man auf die 80 zugeht, sollte man anfangen sein Leben zu ordnen“, findet die nach wie vor ausgesprochen aktive Künstlerin, die in ihrem Medium noch so viele Gedanken und Emotionen mitzuteilen hat. In diesem Fall handelte es sich um die Beilage über 20 Jahre alter und endlich aussortierter Brigitte-Zeitschriften.

Von Papierarbeiten will sie sich im nächsten Sommer mit einer Aktion trennen, hat sie sich überlegt. Das würde ganz gut zur alljährlichen Sommergalerie passen, zu der Biko regelmäßig einen Kollegen einlädt, der sich künstlerisch mit ihrem traumhaften Garten am Wupperufer auseinandersetzt. Dort sammelt sie selbst Kraft, Muße und natürlich die Farben für neue Bilder, die gelegentlich auch durch Übermalung von alten Arbeiten entstehen.

Da konnte sie sich schon immer gut trennen, sonst wäre das geräumige Haus im Laufe der Jahre längst aus allen Nähten geplatzt, weil sie in unendlichen Variationen die Eindrücke der Natur in Bilder fließen lassen muss. Mal wie eine von Sonnenlicht durchflutete Klamm, mal eisig grau oder kraftvoll wie ein Geröllfeld oder wie geordnete kostbare Rosen-Blüten aus dem Garten. Gegenüber hängt der andere Teil ihres Vornamens: leuchtend blühende Heide in allen Schattierungen.

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