Leichlingen Hammer-Täterin vor Gericht

Leichlingen · Eine 53-jährige Leichlingerin, die ihre Lebensgefährtin im Juni 2010 mit einem Hammer erschlug, verantwortet sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Köln. Laut Anklage war sie zur Tatzeit "erheblich vermindert schuldfähig".

"Ich hatte wahnhafte Angst, wieder in die Klinik zu müssen und bin total verrückt geworden. Mein Gehirn hat sich richtig zusammengezogen." Vor dem Landgericht in Köln beschrieb die angeklagte Leichlingerin gestern den Moment am Abend des 11. Juni 2011, als sie ihrer Lebensgefährtin sieben Mal mit einem Hammer auf den Kopf schlug und dadurch tötete: "Ich war wie von Sinnen, hätte besser einen Schrank zerdeppert."

Mittlerweile ist der 53-Jährigen bewusst, was sie getan hat. Dem Richter sagte sie gestern: "Ich muss meine Strafe dafür erhalten." In der Anklageschrift liest sich das so: "Die Angeklagte hat im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit einen Menschen getötet, ohne Mörder zu sein".

Die Beziehung zu ihrer 78-jährigen Partnerin sei mit den Jahren "ein bisschen eingeschlafen, aber wir hatten immer ein nettes Verhältnis", schilderte die Beschuldigte gestern. Als die Ex-Lehrerin, die zuletzt bei der Agentur für Arbeit angestellt war, im Sommer 2010 arbeitslos wurde, befielen sie Existenzängste. Sie nahm Antidepressiva, wies sich in die Landesklinik Grafenberg in Düsseldorf ein. Ihre Lebensgefährtin sei mit der Krankheit überfordert gewesen: "Sie hat mir nicht die Unterstützung gegeben, die ich mir erwartet hatte."

Nach einem Selbstmordversuch gegen Ende des Jahres wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Nach Weihnachten dann flatterte ihr die Kündigung ihrer Wohnung ins Haus. "Da war ich total überlastet." Die neue Wohnung sei nicht so gewesen, wie sie sich das vorgestellt habe, die Möbel passten nicht — "und dann habe ich herausgefunden, dass meine Freundin nach einem Jahr wieder ausziehen und mich alleine lassen wollte." Es gab Streit, das Opfer soll gedroht haben: "Ich bringe dich in die Klinik, dann kommst du nie mehr wieder raus."

Aus einer Kiste mit Werkzeugen hinter dem Bett im Schlafzimmer fischte die Leichlingerin einen Hammer, schlug ihn ihrer Partnerin sieben Mal auf den Kopf. Dann ließ sie ihr Opfer, das ein offenes Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, liegen, ging in einer Disco Zigaretten kaufen. Gegen drei Uhr kehrte sie in die Wohnung zurück. "Ich habe den Rettungswagen gerufen und war der festen Überzeugung, meine Freundin wacht wieder auf." Die 78-Jährige starb im Krankenhaus.

Der Sohn (47) des Opfers sagte gestern aus, die Angeklagte habe auf ihn immer "wie eine Eiche" gewirkt: "Dass die etwas kleinkriegt, das hätte ich nie geglaubt." Weil sie während ihrer Untersuchungshaft versucht hatte, sich zu erhängen, ist die 53-Jährige in der westfälischen Gefängnis-Klinik Eickelborn untergebracht. Und weil sie in der U-Haft "tagelang nur geschrien und geweint" habe, sei sie mit einem starken Psychopharmakon ruhig gestellt worden. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

(RP/jco)
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