Kostenloses Angebot Corona-Schnelltests vor Gut Landscheid „sensationell“ angenommen

Burscheid/ Witzhelden · Auf dem Parkplatz des Hotel-Restaurants in Burscheid können sich Interessierte derzeit untersuchen lassen. Inhaber Kurt Lammert initiierte die Aktion mit Personal aus seiner Witzheldener Klinik Wersbach. Er zeigt sich hochzufrieden mit dem Start.

 Bis zum frühen Montagnachmittag hatten sich 200 Menschen vor Gut Landscheid aus ihrem Auto heraus auf Covid-19 untersuchen lassen. 

Bis zum frühen Montagnachmittag hatten sich 200 Menschen vor Gut Landscheid aus ihrem Auto heraus auf Covid-19 untersuchen lassen. 

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Den meisten Menschen dürfte am Montagmorgen nach Weihnachten zum Heulen zumute sein: zu viel gegessen, zu viel gefeiert, Urlaub vorbei. Auch Kurt Lammert musste am Montag die ein oder andere Träne unterdrücken. Allerdings weniger, weil die Festtage ein Ende fanden, sondern weil sie für ihn noch drei Tage in die Verlängerung gehen.

Seit Montagmorgen und noch bis diesen Mittwoch, jeweils von zehn bis 16 Uhr, bietet der Inhaber des Hotel-Restaurants Gut Landscheid auf dem Parkplatz des Hauses kostenlose Corona-Schnelltests per Drive-in an; das Personal arbeitet normalerweise in der ebenfalls zu seinem Besitz zählenden Klinik Wersbach in Witzhelden. 

Mit einem gewissen Interesse habe er durchaus gerechnet, aber „ich muss doch zugeben, dass ich mich mehr als gerührt fühle, dass so viele Menschen gekommen sind“, sagt er. Bereits um 8.45 Uhr hätten rund 50 Autos vor der Teststation gewartet, wobei die Kennzeichen darauf schließen ließen, dass Interessierte nicht nur aus dem Rheinisch-Bergischen-Kreis kamen. Sondern zum Beispiel auch aus Mettmann oder Düsseldorf. „Das zeigt mir einmal mehr, dass die Bereitschaft vieler da ist, sich auf Covid-19 untersuchen zu lassen, dass bisher aber die Möglichkeiten dazu fehlen“, sagt der 78-Jährige weiter. „Ein Mann erzählte mir aus seinem Fahrzeug heraus zum Beispiel, dass sein Hausarzt ihn immer wieder abgewiesen habe.“ Womöglich Infizierte müssten Symptome aufweisen, um sich bei ihrem Arzt testen lassen zu können. Das sei bei seinem Angebot nicht der Fall, betont Lammert.

Eine Ärztin und drei Krankenschwestern aus seiner Klinik übernehmen die Tests per Abstrich durch die Nase; die Ergebnisse liegen nach 20 Minuten vor – und fielen bislang „zum Glück“ fast durchweg negativ aus. „Nur drei von 200 Menschen, die wir bis Montagnachmittag getestet haben, waren  infiziert“, sagt Lammert. Der Bescheid über eine Infektion gehe im Anschluss an das Gesundheitsamt, das weitere Schritte mit den Betroffenen bespreche. Und so groß die Angst vor einem positiven Testergebnis auch sein könne: Die Menschen sehnten sich nach Gewissheit. „Eine Frau hat mir erzählt, dass sie sich schon seit Langem nicht mehr aus dem Haus traut“, sagt Lammert. Genauso gehe es wohl auch vielen anderen. Nur fehlten Staat, Stadt und Verwaltung das Personal, jeden Freiwilligen auf eine Infektion mit Covid-19 untersuchen zu lassen. „Solange ich dabei helfen kann, mache ich es eben.“ Die finanziellen Mittel – rund 100.000 Euro – stammten aus der von Lammert und seiner Frau Marietta geführten Stiftung.

In der kommenden Woche erweitert der 78-Jährige das Angebot: Wer möchte, könne sich in der Klinik Wersbach testen lassen, aus logistischen Gründen dann per „Walk-in“. 10.000 Schnelltests habe Lammert dafür bestellt. Sie könnten aber zum Beispiel auch der Freiwilligen Feuerwehr dienen, sollte diese nach einer Einführung in seiner Klinik kranke Menschen in Privathäusern testen wollen. „Das Wichtigste ist weiterhin, dass wir uns alle so gut es geht schützen  – und dazu gehört das Tragen von Masken“, betont Lammert. „Das Gejammer von Einzelnen, darauf keine Lust zu haben, kann ich nicht mehr hören.“

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