Neuer Verein Nachbarn im Wupperbogen: gemeinsam stark

Leichlingen · Nach der Flut im vergangenen Juli, die alle Häuser im Wupperbogen in Mitleidenschaft gezogen hatte, möchte der Verein ‚Wupperbogen‘ das entstandene Gemeinschaftsgefühl erhalten.

 Vor einem Jahr sah es im Wohnquartier „Wupperbogen“ noch ganz anders als, als die Wupper das gesamte Gebiet überflutet hatte. Doch aus der Erfahrung der gemeinsamen Stärke entstand der Verein Wupperbogen, der dieses Gefühl und die gemeinsamen Aktivitäten über die Katastrophe hinaus am Leben erhalten möchte.

Vor einem Jahr sah es im Wohnquartier „Wupperbogen“ noch ganz anders als, als die Wupper das gesamte Gebiet überflutet hatte. Doch aus der Erfahrung der gemeinsamen Stärke entstand der Verein Wupperbogen, der dieses Gefühl und die gemeinsamen Aktivitäten über die Katastrophe hinaus am Leben erhalten möchte.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Bilder der verheerende Hochwasserkatastrophe vor einem Jahr sind noch in den Köpfen der Anwohner am Wupperbogen: Damals stand ihre gesamte Siedlung unter Wasser. Manche Nachbarn mussten bis vor kurzem in Ausweichquartieren unterkommen, weil ihr Zuhause nicht mehr bewohnbar war. Doch geblieben ist auch eine wertvolle Erinnerung: die an den unglaublichen Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung in der Not und die Solidarität in der Nachbarschaft.

Aus diesem Gefühl heraus ist im vergangenen September der Verein Wupperbogen entstanden. In der Präambel seiner Satzung bringt er sein wichtigstes Ziel auf den Punkt: „Miteinander und füreinander statt nur allein – gemäß unserem Motto ‚gemeinsam – stark – mit Herz‘, so wollen wir das bürgerschaftliche Engagement in unserer Siedlung und der ganzen Blütenstadt fördern.“

 Martin Pässler, Tom Novotny, Daniel Dobrowolski, Elke Plage und Eva Hein (v.l.n.r.) gehören zum Vorstand des Wupperbogen-Vereins.

Martin Pässler, Tom Novotny, Daniel Dobrowolski, Elke Plage und Eva Hein (v.l.n.r.) gehören zum Vorstand des Wupperbogen-Vereins.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zum Jahrestag der Überflutung hat der Verein das erste Projekt für das Wohnquartier und zugleich für die Stadt auf die Beine gestellt: Er installiert in Leichlingen Leuchttürme aus verzinktem Stahl und Steinen, die an die Flut und an die dabei entstandene Atmosphäre gegenseitiger Hilfe erinnern sollen. Demnächst werden sie sogar noch beleuchtet und in einem besonderen Licht erstrahlen. Finanzielle Unterstützung dafür kommt von der Leichlingen-Stiftung der Kreissparkasse Köln.

Wer genau hinschaut, entdeckt, dass die Steine – übrigens aus dem Steinbruch am Sinneswald – unterschiedliche Farben haben: oben heller als unten. „Der Farbwechsel zeigt den Betrachtern, wie hoch die Wupper damals an den jeweiligen Stellen stand“, erklärt Vorstandsmitglied Martin Pässler. Doch nicht an den Schrecken sollen die Türme erinnern, sondern vielmehr ein Zeichen der Hoffnung, der Orientierung und der neuen Ziele sein.

Überhaupt ist es den Vereinsmitgliedern wichtig, dass die positiven Aspekte trotz aller Probleme durch die Flut im Vordergrund ihrer Aktivitäten stehen. „Vor einem Jahr sind wir nach der Katastrophe selbst aktiv geworden, haben die Aufräum- und Handwerkerarbeiten koordiniert, unsere jeweiligen eigenen Qualifikationen häuserübergreifend eingesetzt und uns umeinander gekümmert“, erinnert sich die Vereinsvorsitzende Eva Hein. Alle Gebäude seien betroffen gewesen, 14 Tage lang habe es keinen Strom gegeben. Mit Hilfe scharenweise freiwilliger Helfer seien die Keller in anderthalb Tagen vom Wasser befreit worden. „Das war eine Dynamik, die wir vorher nicht kannten. Jeder hat sich um jeden gesorgt“, berichtet Hein.

Auf die Idee, einen Verein zu gründen, kam sie mit Daniel Dobrowolski und Martin Pässler schließlich fast zeitgleich. „Wir wollten dieses Gemeinschaftsgefühl nicht einfach so vergehen lassen“, betont Pässler. Der Gedanke beziehe sich aber nicht nur auf das eng umrissene Gebiet am Wupperbogen, sondern auf die ganze Stadt, für die man die Gemeinschaftsidee weiterleben und fördern wolle. Deshalb gibt es mittlerweile Arbeitsgruppen, in denen sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten und ohne jeden Zwang engagieren kann. Themen sind beispielsweise der Hochwasserschutz und die Leuchttürme, aber auch die Einrichtung eines Wupperbogen-Cafés, die Gestaltung der neuen Vereinswebsite oder das erste Weihnachtsfest mit einem gemeinsamen Baum. Am 13. August soll das erste Sommerfest im Veedel steigen, und mittelfristig möchten die Vereinsmitglieder auch die Wiederherstellung des Spielwegs für Kinder am Zugang zum Wupperbogen in Angriff nehmen.

Ein weiteres Vorhaben dürfte indes noch etwas ambitionierter und auch etwas komplizierter werden: In unmittelbarer Nachbarschaft der Häuser am Wupperbogen war kurz vor dem Hochwasser der Sportplatz der Paul-Klee-Schule erneuert worden. Er hat die Flut überlebt. „Den würden wir gerne für die Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Eva Hein, Die Schule hatte sich zum Umzug nach Langenfeld entschlossen. Als Verein unterstütze man den Austausch darüber mit der Stadtverwaltung. Vor allem aber steht auch hier im Vordergrund, im Sinne der Stadt mitzustalten. „Wir verstehen uns als Gemeinschaft und glauben, dass das Ellbogendenken in unserer Gesellschaft überholt ist“, fasst Martin Pässler zusammen.

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