Das eigene Zuhause neu entdecken Gartentrends: Pool, Gemüse, smart agieren

Leichlingen · Der Leichlinger Gartengestalter Heiko Lüttge erklärt, was in diesem Jahr bei Deutschen angesagt ist – und was sich auch ohne großes Geld umsetzen lässt.

   Hier ließe es sich doch aushalten: Einen eigenen Pool sieht Gartengestalter Heiko Lüttge allein aufgrund der Pandemie als einen großen Trend; schließlich fällt der Urlaub im Ausland flach.

Hier ließe es sich doch aushalten: Einen eigenen Pool sieht Gartengestalter Heiko Lüttge allein aufgrund der Pandemie als einen großen Trend; schließlich fällt der Urlaub im Ausland flach.

Foto: Gärten von Eden/THORSTEN SCHERZ

Auch wenn die Temperaturen derzeit eher nach Wolldecke und warmem Tee verlangen: Kommende Woche soll es ein gewisser Wettergott besser meinen mit dem Leichlingern – am Montag, 19. April, dürften es 16 Grad werden. Was für viele bedeutet: ab in den Garten! Denn selbst unverbesserliche Optimisten freunden sich in diesen Tagen mit dem Gedanken an, den Sommer- und vielleicht sogar Herbsturlaub zu Hause zu verbringen. Und Langeweile muss im eigenen Grün hinterm Haus keinesfalls aufkommen, wie Heiko Lüttge weiß. Der Geschäftsführer des Leichlinger Unternehmens Gartenplan Esken & Hindrichs gibt Auskunft, welche Trends er sieht. Denn „die Menschen lieben ihre Gärten und wollen diese immer mehr zu einem Raum mit hoher Aufenthaltsqualität machen.“

Trend 1: Urlaub und Baden im eigenen Garten

„Tatsächlich ist ein eigener Pool ein absolutes Boom-Thema“, berichtet der Landschaftsgärtner und Betriebswirt im Garten- und Landschaftsbau. Wer über den entsprechenden Platz und das nötige Budget verfüge, „macht aus seinem Garten einen Badegarten“. Ein Grund, betont Lüttge, seien die immer wärmeren und längeren Sommer der vergangenen Jahre, ein anderer die vielen wegen der Pandemie ausgefallenen Urlaubsreisen. „Viele entdecken gerade ihren Garten noch einmal ganz neu“, sagt Lüttge, „und merken, dass man sich in ihm wunderbar erholen und zur Ruhe kommen kann – ähnlich wie im Urlaub. Deshalb steigt der Wunsch, den Garten à la Urlaubsort zu gestalten, und da gehört eine Badegelegenheit mit dazu.“ Auch wenn die meisten potenziellen Pool-Besitzer den hohen Aufwand scheuen, ein solches Projekt anzugehen: „Einfacher wird der Poolbau dank neuer hochwertiger Fertigbecken, die sich optisch und in der Größe nicht von gemauerten und mit Folie ausgekleideten Anlagen unterscheiden, aber deutlich kürzere Bauzeiten haben“, weiß der Experte. So komme eine Familie schneller in den Genuss seines Pools.

   Heiko Lüttge, Geschäftsführer von Gartenplan Esken & Hindrichs in Leichlingen, beschäftigt sich seit 1991 mit der Gestaltung von Gärten.

Heiko Lüttge, Geschäftsführer von Gartenplan Esken & Hindrichs in Leichlingen, beschäftigt sich seit 1991 mit der Gestaltung von Gärten.

Foto: Gärten von Eden/AS Fotografie Andreas Scheffel

Trend 2: Draußen leben

Auch wenn der in diesen Tage gerne besonders grau daherkommende Himmel anderes vermuten lässt: In den vergangenen Sommern konnten sich die gesamte Bundesrepublik tatsächlich an einer Vielzahl von Sonnenstunden erfreuen – was den Wunsch nach einem eigenen Garten verstärkt; gerade Bewohner von Großstädten nehmen zum Teil jahreslanges Warten in Kauf, um einen Kleingarten ihr Eigen nennen zu können. „Und wer viel im Garten ist, möchte sich dort auch häuslich einrichten: Gemütliche und schöne Möbel in allen Varianten sind gefragt, aber auch die Möglichkeit, so viele Lebensbereiche wie möglich nach draußen zu verlagern“, erklärt Heiko Lüttge. Es werde im Garten gekocht – wobei nicht wenige Deutsche vom Grill gleich auf eine Außenküche setzen. Wegen lange geschlossener Fitnessstudios wird der Garten zudem zum beispielsweise Yoga-Studio, was Lüttge als durchaus gute Idee betrachtete. Sport „im Grünen ist deutlich anregender als auf dem Wohnzimmerboden“.

 Wieso immer im Wohnzimmer oder Büro arbeiten, wenn dies dank guten WLANs auch im Gartenhaus möglich ist?

Wieso immer im Wohnzimmer oder Büro arbeiten, wenn dies dank guten WLANs auch im Gartenhaus möglich ist?

Foto: Thorsten Scherz

Doch nicht nur die Freizeit wird vermehrt im Garten genutzt, auch die Arbeit als solche wird gleich dorthin verlegt. „Mit gutem WLAN wird aus dem Home- ein Gardenoffice“, weiß der Experte. „Manch ein Hersteller bietet sogar schon entsprechend ausgestattete Gartenhäuser als heimische Büroräume an.“ Und nach einem langen Tag am Schreibtisch werden Nerven und Muskeln am Abend in der garteneignen Außensauna entspannt – die sich auch im Winter nutzen lässt. Somit werde das eigenen Grün „endgültig zum Ganzjahreswohlfühlort“.

Trend 3: Auf den Klimawandel reagieren

Der Klimawandel lässt sich nicht wegdiskutieren – und ist längst auch in Leichlingen angekommen. „Die Sommer werden heißer, die Regenfälle weniger, aber heftiger“, betont Heiko Lüttge. Passionierte Hobbygärtner müssen jedoch nicht verzagen: Die Bepflanzung des Gartens lasse sich auf die neuen Bedingungen ausrichten. „Arten und Sorten, die gut mit Wetterextremen zurechtkommen, lösen empfindlichere Vertreter ab“, sagt der Experte. „Da die Gegebenheiten von Region zu Region teils sehr unterschiedlich sind, ist es jedoch wichtig, Pflanzkonzepte passgenau auf lokalen Bedingungen zuzuschneiden.“

Trend 4: Mehr Natur erleben

Bevor es gilt, beispielsweise der Biene auf Nimmerwiedersehen ade zu sagen, setzen viele Hobbygärtner auf insektenfreundliche Pflanzen. Besonders gut eignen sich beispielsweise ungefüllte Dahlien, Kapuzinerkresse, Wandelröschen und Lavendel. „Der Garten wird wieder mehr wertgeschätzt als ein Ort, an dem man Natur erleben kann“, sagt der Leichlinger Gartengestalter. Folgerichtig entdecken etliche Deutsche auch den Anbau von Obst und Gemüse für sich. „Die Nutzgärten von heute haben allerdings nichts mehr mit denen von früher zu tun“, erklärt Lüttge. Wirkliche Selbstversorgergarten wie anno dazumal seien allein aufgrund des Platzangebots selten umsetzbar. „Vielmehr geht es darum, hier ein wenig zu naschen und dort eine Kleinigkeit zu ernten.“ Dafür eigneten sich Hochbeete besonders gut.

Trend 5: Smarter gärtnern

Trotz aller Liebe zum Grün: So mancher Gartenbesitzer zieht die Hilfe technischer Ausrüstung vor, wenn es um die Instandhaltung geht. So reinigt ein Roboter den Pool und mäht Rasen, während eine automatische Bewässerungsanlage die Pflanzen versorgt. Trotzdem würden viele noch selbst aktiv, schließlich „gilt Gartenarbeit als durchaus entspannend und bereichernd“, weiß Lüttge. Er muss es wissen: Seit 1991 übt er seinen Beruf aus – selbstredend bei Wind und Wetter.

(afri)
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