Bilanz von Lehrern, Eltern und Kindern Für den Distanzunterricht gibt es eine Zwei mit Sternchen

Leichlingen · Die weiterführenden Schulen in Leichlingen haben sich für unterschiedliche Konzepte zum Distanzunterricht entschieden. Gegenüber dem ersten Lockdown sind die Eltern diesmal zufriedener.

 Inzwischen ein gewohntes Bild: Schüler lernen von zu Hause aus; über Lernplattformen wie Moodle, die auch Leichlinger Kinder nutzen, bekommen sie Aufgaben von ihren Lehrern zugeschickt.

Inzwischen ein gewohntes Bild: Schüler lernen von zu Hause aus; über Lernplattformen wie Moodle, die auch Leichlinger Kinder nutzen, bekommen sie Aufgaben von ihren Lehrern zugeschickt.

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Der Distanzunterricht stellt Kinder und Eltern seit Wochen vor große Herausforderungen. In Leichlingen haben Sekundarschule und Gymnasium unterschiedliche Wege gewählt, wie sie den Stoff auf Abstand am besten vermitteln. Ein Einblick.

„Wir sind total zufrieden. Die Sekundarschule macht Unterricht nach Stundenplan. Unsere Kinder setzen sich morgens ab acht Uhr an den Computer und haben ganz normal bis 15 Uhr ihre Stunden – nur eben nicht in der Schule, sondern am PC“, berichtet Mutter Cornelia Schlottag-Joeres. Zwischendurch finden ganz regulär Pausen und Lernzeiten statt. Die Schüler müssen ihre Aufgaben erledigen und abgeben, zu jedem Fach bekommen sie Rückmeldungen - sogar fast mehr als im Präsenzunterricht. Manchmal hat der Distanzunterricht sogar Vorteile: „Mein Sohn hat aktuell Hauswirtschaftslehre und soll kochen. Das geht in der Schule schlecht. Aber zuhause kann er die Rezepte ausprobieren“, erzählt Petra Zeiske.

„Wir kommen richtig gut durch“, bestätigt Pflegschaftsvorsitzende Susanne Penz. Die Elternvertreter tauschen sich mit den Lehrern aus, so dass sie Verbesserungsvorschläge in die Prozesse einbringen können. „Die Lehrer sind alle engagiert, ziehen mit Eltern und Kindern an einem Strang“, betont Stephanie Behrens. Insgesamt würden sie dem Distanzunterricht an ihrer Schule eine „Zwei mit Sternchen“ geben, „damit das Engagement nicht einschläft und immer wieder über das Konzept reflektiert wird“.

Am Gymnasium gleich nebenan gibt es wöchentlich zwei Videokonferenzen in Fächern mit drei und mehr Wochenstunden, Fächer mit weniger halten eine Konferenz ab. Parallel dazu stellen die Lehrer Unterrichtsmaterial auf der Internetplattform Moodle bereit, das die Schüler bearbeiten und ihre Lösungen einreichen müssen. Der Marburger Professor Jürgen Handke hatte der Schule den Wechsel empfohlen, damit die Schüler das eigenständig Erarbeitete in den Videostunden besprechen oder in den Videostunden Anleitung für die weitere Arbeit am Schreibtisch erhalten. „Außerdem glauben wir, dass durch die Arbeit mit den Daltonplänen vor der Corona-Pandemie und die dort eingeübten Aufgabenstellungen unsere Schülerinnen und Schüler nicht in jeder Stunde per Video beschult werden müssen, sondern wir trauen ihnen die Selbstständigkeit auch zu“, sagt Schulleiter Christoph Bräunl.

Wichtig bleibe der kontinuierliche Kontakt, die Lehrer stünden auch außerhalb der Videokonferenzen zur Verfügung. „Das ist alles deutlich übersichtlicher und einheitlicher geworden als im ersten Lockdown“, erzählt Mutter Maike Hahn. Dennoch beobachtet sie, dass ihre Zwillingssöhne, die in verschiedene sechste Klassen des Gymnasiums gehen, sehr unterschiedlich mit dem Distanzunterricht zurechtkommen – der eine braucht viel Anleitung, dem anderen fällt es leichter. Allerdings hat Hahn den Eindruck, dass die Qualität des Distanzunterrichts noch zu sehr vom individuellen Engagement der einzelnen Lehrkräfte abhängt, wünscht sich auch, dass die Lehrer die Arbeitsmaterialien früher hochladen, damit sie die als berufstätige Mutter vorbereiten und die Jungs mit weniger Bauchschmerzen allein zuhause lassen kann.

„In der ersten Woche nach den Ferien war es noch etwas holprig“, bestätigt die Schulpflegschaftsvorsitzende Birgit Mager. Mittlerweile aber habe sich vieles eingespielt. „Zuerst wurde in den oberen Stufen nachgebessert“, berichtet sie über die Sorge um den Abschlussjahrgang. Nicole Nemitz, Mutter eines Siebtklässlers, ist mit der Distanzbeschulung indes überwiegend zufrieden: „Die Kinder bekommen viel mehr Rückmeldung von den Lehrern, und auch wir Eltern fühlen uns von der Schulleitung gut informiert.“ Allerdings befürchtet sie, dass auf Distanz weniger Stoff hängen bleibt als im Präsenzunterricht.

Die Wünsche der Eltern, wie es nach dem 14. Februar weitergehen soll, sind übrigens sehr unterschiedlich. Sollte kein durchgängiger Präsenzunterricht möglich sein, plädieren Maike Hahn und Nicole Nemitz für Hybridunterricht, weil die Kinder ihre Freunde vermissen und der Wechsel zwischen Präsenz- und Digitalunterricht die Familien entlastet. „Wir bleiben lieber in unserem Distanzunterricht statt Hybridunterricht, weil wir in zwei Klassen mit Hybridunterricht vor Weihnachten keine guten Erfahrungen gemacht haben“, sagen hingegen die Elternvertreter der Sekundarschule.

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