Vielfalt ist gefordert Leichlinger Wald: Hoffnung, aber kein ‚Weiter so‘

Leichlingen · Im Ausschuss für Klimaneutralität, Umwelt und Zukunftsfragen hat Förster Karl Zimmermann am Dienstagabend die Situation des Leichlinger Waldes geschildert und erläutert, wie den Problemen begegnet werden kann.

 An den Hängen oberhalb der Diepentalsperre sind in den letzten Jahren besonders viele Fichten der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Etliche der Häuser standen früher mitten im Wald.

An den Hängen oberhalb der Diepentalsperre sind in den letzten Jahren besonders viele Fichten der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Etliche der Häuser standen früher mitten im Wald.

Foto: Uwe Miserius

Seit 35 Jahren kennt Förster Karl Zimmermann die Wälder rund um die Blütenstadt bis ins kleinste Detail. Für den Landesbetrieb Wald und Holz NRW ist er zuständig für ihre Hege und Pflege in Leichlingen, Leverkusen, Langenfeld und Monheim. Im Umweltausschuss hat er jetzt Einblicke in den ‚Leichlinger Wald – heute und in Zukunft‘ gegeben. Ein kurzes Fazit vorweg: Weitermachen wie in alten Zeiten kann es nicht geben. Aber die örtlichen Wälder haben Trockenheit und Borkenkäfer im Vergleich zu Nachbarkommunen bislang noch vergleichsweise gut überstanden.

„Es gibt noch grüne Wälder, es ist nicht aussichtslos trotz einiger Probleme“, betonte Zimmermann. Leichlingen sei bei den Kahlflächen noch relativ verwöhnt, weil es nicht so viele Fichten gebe. Schon in Burscheid zum Beispiel im Eifgenbachtal sehe es viel schlimmer aus. „Die Laubbäume hier vor Ort fallen einzeln aus, nicht in großen Flächen. Dafür sehe ich nicht ganz so schwarz“, erläuterte der Förster.

Größte Sorgen machen ihm wie überall die Fichten. Im Forstbetriebsbezirk Leichlingen habe er in den letzten drei Jahrzehnten etwa einen Hektar des Kieferngewächses gepflanzt. Bis auf ein Areal bei Freienhalle seien alle mittlerweile tot.

Großflächige Schäden gibt es zum Beispiel im Diepental, in Wersbach und am Raderhof. Dort hat neben der Trockenheit der vergangenen Sommer – vor allem 2020 – der Borkenkäfer sein Unwesen getrieben und den Bäumen den Rest gegeben. Das meiste Totholz, so sagte Zimmermann, habe er aus dem Wald schon rausholen lassen. Einige Bäume blieben aber auch stehen, damit Vögel darin Nahrung fänden.

Die Fichte ist allerdings nicht der einzige Baum, der in den letzten Jahren gelitten hat: Eschen sind vom ‚unechten weißen Stengelbecherchen‘, einem Pilz, befallen. Lärchen sind wie Fichten nicht gegen die steigenden Temperaturen gefeit: „Das dritte zu trockene Jahr in Folge hat ihnen schwer zugesetzt“, sagte Zimmermann. Jetzt gehe es darum, die abgestorbenen Bäume zu entfernen und zu hoffen, dass der Rest überlebe.

Auf Regen hofft der Förster auch für die Buchen, denn auch sie haben Dürreschäden. Dabei gebe es eigentlich für diese Baumsorte kaum besseres Klima als in dieser Region. Aber man habe enorme Schwierigkeiten, sie zu halten.

In Folge all dieser Probleme sind in den letzten Jahren vier- bis fünfmal so viele Bäume gefällt worden wie in früheren Zeiten. „Wenn machbar, verwenden wir das Holz frühzeitig, um es nicht ganz den Würmern zu überlassen“, sagte Zimmermann. Denn dann lasse sich daraus noch mehr machen als Paletten oder Pellets.

Was aber rät der Fachmann bei der Wiederaufforstung? „Wir müssen uns an die veränderten Bedingungen anpassen“, betonte der Förster. 25.000 Bäume habe er im vergangenen Jahr in Leichlingen und Leverkusen pflanzen lassen. 20 Prozent davon seien aus ausländischen Regionen, wenn auch hier schon bekannt. Darunter zum Beispiel die amerikanische Küstentanne, die Roteiche, die schneller wächst als die deutsche Version und Esskastanien.

Keine Ausfälle hat er bislang bei Kirsche, Erle und Schwarzpappel beobachtet, wenn es an ihren Standorten genügend Wasser gibt. Birken sieht er maximal als Vorwald, damit kahle Flächen in Übergangszeiten grün werden: Auch sie könnten bei steigenden Temperaturen ausfallen.

Monokulturen darf es in Zukunft indes nicht mehr geben: „Bei Aufforstungen sollten wir mindestens vier Baumarten miteinander mischen, damit nicht alles gleichzeitig kaputtgeht“, empfahl der Förster.

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