Leichlingen Flüchtlingszustrom: Stadt tut alles, um Turnhallen nicht zu belegen

Leichlingen · Die Stadtverwaltung prüft angesichts des anhaltenden Flüchtlingszustroms jede Möglichkeit, die Menschen in Leichlingen unterzubringen. Aktuell leben hier 225 Männer, Frauen und Kinder, die entweder einen Flüchtlingsstatus haben, geduldet oder Asylbewerber sind - täglich werden es mehr.

"Die Unterkünfte sind bereits jetzt fast voll belegt", sagte Fachbereichsleiter Ingolf Bergerhoff auf einer Sondersitzung des Ausschusses für Soziales, Senioren und Kultur (SKS) am Montag.

In den fünf städtischen Häusern und Wohnungen in Oberschmitte, in der Friedensstraße, am Stockberg und Förstchen sind gerade mal noch zehn Plätze frei. Deshalb hat die Stadt an mittlerweile zehn weiteren Stellen im Stadtgebiet Wohnraum angemietet.

Schnelle Hilfe hat unter anderem das Pilgerheim Weltersbach geleistet, hier sind zehn Flüchtlinge in der Personalunterkunft und auf der Friedrichshöhe untergebracht. "Außerdem prüfen wir gerade, ob wir dort Haus Emmaus mieten können, das böte Raum für weitere 16 Personen", sagte Bergerhoff. Selbst im Naturfreundehaus Am Block sind sieben Menschen einquartiert, der Kauf von Häusern in Kaltenberg und in der Moltkestraße ist im Gespräch.

"Wir schauen uns alle Alternativen an, um eine Turnhallennutzung zu verhindern", betonte der Fachbereichsleiter, der sich am Montag lieber nicht vorstellen wollte, was das für die Leichlinger Sportvereine bedeuten würde.

Wesentlich mehr räumlichen Spielraum erhofft sich die Stadtverwaltung derweil von einer Nutzung des ursprünglich zum Abriss freigegebenen Schwesternwohnheims der Klinik Roderbirken, über dessen Erhalt und möglichen Kauf sie aktuell mit der Deutschen Rentenversicherung Rheinland diskutiert.

Zu den geschätzten drei bis vier Millionen Euro Sanierungskosten käme der Preis, zu dem die Rentenversicherung das Haus an die Stadt verkaufen würde. Darüber will sie am Donnerstag Auskunft geben.

Die SKS-Mitglieder diskutierten indes vor allem die Frage, was mit der Immobilie im Falle eines Erwerbs werden soll, wenn sie irgendwann nicht mehr für Flüchtlinge gebraucht würde. Der aktuelle Flächennutzungsplan schließt eine Umwandlung in Wohnraum aus.

Bürgermeister Frank Steffes betonte indes noch einmal, dass der Kauf des Hauses keine "Entweder-oder-Option" sei, sondern "sowohl als auch": "Vielleicht kommen die Menschen irgendwann langsamer zu uns, aber sie werden kommen", sagte der Verwaltungschef.

Der Ausschuss beauftragte die Stadtverwaltung am Montag einstimmig, mit der Rentenversicherung Verhandlungen über den Kauf des Wohnheims zu führen.

Wer der Stadt Wohnraum anbieten möchte, kann sich an Sozialamtsleiter Ulrich Conrads wenden (Tel. 02175/992-120). "Wir prüfen zudem, ob wir etwas zahlen können, wenn Leichlinger Flüchtlinge privat bei sich aufnehmen", sagte Stadtsprecherin Ute Gerhards.

(inbo)
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