Leichlingen Flüchtlinge lernen Mülltrennung

Leichlingen · Der Bergische Abfallwirtschaftsverband bringt Asylbewerbern bei, welcher Müll in welche Tonne kommt. Und warum.

Integration ist ein weites Feld. Sie umfasst so ziemlich alle Lebensbereiche, erstreckt sich in fast jeden Winkel. Ganz bestimmt jedenfalls reicht sie bis dorthin, wo die Mülltonnen stehen. Davon konnte man sich nun knapp hinter der Leichlinger Stadtgrenze in Burscheid ein Bild machen.

Dort nahmen sich die Flüchtlingshilfe der Stadt und der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) einem gefühlt durch und durch deutschen Thema an: der Mülltrennung. Wie sie funktioniert, warum sie wichtig ist - das wurde 25 Flüchtlingen in Form eines Seminars beigebracht. Und zwar im Schnelldurchgang. "In der Regel dauert es etwa eine Stunde, danach besteht die Möglichkeit für Fragen", sagt BAV-Abfallberater Gerhard Lützel, der in Burscheid die vierte Veranstaltung ihrer Art betreut hat.

"Wir haben das Seminar in allen Kommunen im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischen Kreis angeboten, auch in Leichlingen", sagt Lützel. Womöglich gibt es bald auch ein solches Seminar in der Blütenstadt.

In der Stadtverwaltung hieß es gestern, man habe durchaus Interesse an der Durchführung einer solchen Aktion und wolle in dieser Sache Kontakt aufnehmen mit dem BAV. Anders als etwa in Leverkusen, wo die Avea dem Thema zwar offen gegenübersteht, eine Umsetzung aber durch die Unterbringung zahlreicher Asylbewerber in Großunterkünften (etwa an der Sandstraße) erschwert wird, passt ein solches Seminar von den Rahmenbedingungen her gut nach Leichlingen: weil hier die mehr als 300 Asylbewerber vielfach in Wohnungen untergekommen sind.

Denn interessant sei die Veranstaltung vor allem für Personen, die dezentral untergebracht seien, also nicht in Massenunterkünften leben, verdeutlichte der BAV-Mitarbeiter. "Dann kommen sie in deutlich größerem Maße mit den Sortierungsgefäßen in Berührung." Sprich: Menschen, die in Wohnungen untergebracht sind, bringen häufiger den Müll raus. Aber: Damit die BAV-Aktion in Leichlingen Station macht, "müssen wir von den Verantwortlichen angefragt werden. Denn wir sind darauf angewiesen, dass das Organisatorische von den Akteuren vor Ort übernommen wird", verdeutlicht Lützel.

Sind Termin, Raum und Interesse vorhanden, rückt der Berater mit vier Tonnen (Restmüll, Bio, Verpackung, Papier) sowie ausgewählten Müll-Anschauungsmaterialien an. Während Kollege Bert Gigas mit Malstiften und einem "Abfall-Memory"-Spiel die Kinder betreut, unterrichtet Lützel die Teilnehmer in Sachen Mülltrennen. "Viel läuft dabei über das Visuelle", sagt Lützel. Zudem konnte er in Burscheid auf die Dienste von Sidi Dahmani und Adil Osmani vertrauen, die alle Mülltrennungs-Vokabeln ins Arabische und in persische Dialekte übersetzten. "Wichtig ist vor allem zu erklären, was wir machen und warum wir es machen. So schafft man Verständnis", sagt Lützel.

Wie groß das Interesse der Teilnehmer einer Veranstaltung ist, das bemisst er auch an der Anzahl der Fragen am Ende. "In Burscheid waren es sehr viele", resümierte er. So wurde etwa nachgehakt, in welche Tonne Zigarettenkippen und Windeln gehören. Das mit der Windel hat sich Lützel gemerkt: Bis zur nächsten Veranstaltung will er seine Anschauungsmaterialien dahingehend ergänzen. "Die Windel muss ja nicht voll sein", fügt Lützel an.

Manchmal wird er selbst überrascht von den Gästen. Einmal habe jemand gesagt: "Abfalltrennung ist deutsche Kultur". Den Satz findet der Abfallberater gut: "Auch wenn es vielleicht ein wenig ironisch gemeint war: Ich glaube, wir können stolz auf unser System sein."

(RP)
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