Leichlingen Flüchtlinge lernen Deutsch in der Kirche

Leichlingen · 60 Asylbewerber büffeln von montags bis freitags täglich zwei Stunden in der freikirchlichen Gemeinde an der Ziegelei.

Leichlingen: Flüchtlinge lernen Deutsch in der Kirche
Foto: uwe miserius

"Ich möchte in Deutschland leben, also muss ich die deutsche Sprache lernen", sagt der Nigerianer Peter (24) ganz selbstverständlich. Der Mann, der aus seiner Heimat vor der Terrorgruppe Boko Haram floh, ist einer von rund 60 Asylbewerbern, die seit Oktober von montags bis freitags täglich zwei Stunden in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an der Ziegelei deutsche Grammatik und Aussprache büffeln.

Freiwillig tun sie das, auf einen Platz im staatlich geförderten Schulungsprogramm der Volkshochschule warten sie noch. Gleichwohl wissen die meisten, dass sie ohne Deutsch keine Chance haben, fern der Heimat Fuß zu fassen.

Rund 20 ehrenamtliche Sprachpaten des Ökumenischen Arbeitskreises Migration unterrichten die Flüchtlinge, koordiniert werden ihre Einsätze von Kristin Baer. "Es gibt in Leichlingen ein sehr großes Engagement von Freiwilligen, die bei der Vermittlung der deutschen Sprache helfen möchten, damit die Asylbewerber bessere Chancen auf Integration bekommen", erzählt Sprachpatin Ina Bischoff. In vier Gruppen sind die Schüler individuell nach ihrem Wissensstand eingeteilt, die Bücher, mit denen sie lernen, hat der Ökumenische Arbeitskreis Migration aus Spendengeldern angeschafft.

Peter nutzt das Angebot intensiv, kommt jeden Tag und lernt fleißig. Später will er in Deutschland in einem Handwerksunternehmen eine Ausbildung machen und arbeiten. Nachmittags würde er deshalb am liebsten in seiner Unterkunft in der Friedenstraße weiterlernen. "Doch dort ist es oft zu laut, so dass ich mich nicht konzentrieren kann", bedauert er.

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Rund 80 Prozent der Asylbewerber, so schätzt der gebürtige Ägypter Hossam Ahour, sind hoch motiviert, Deutsch zu lernen. Er selbst kam vor acht Jahren nach Deutschland, spricht Arabisch und Deutsch und dient nun als Mittler zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Ihm ist es ein Stück weit zu verdanken, dass inzwischen so viele zum Unterrichtan der Ziegelei kommen. "Ich habe viel Werbung dafür gemacht", erzählt er, auch dafür, dass die Frauen lernen dürfen. "Es ist wichtig, die Menschen an die deutsche Kultur heranzuführen, auch an die Gleichberechtigung von Mann und Frau", betont Ahour.

Schwer sei für die Flüchtlinge oftmals auch die Erkenntnis, dass in Deutschland nicht Allah, sondern ausschließlich das Parlament herrsche. "Sie müssen lernen, dass sie hier selber denken und eine eigene Meinung haben dürfen und auch die Frage "Warum" erlaubt ist", erklärt der Moslem Hossam Ahour einen der größten kulturellen Unterschiede. Dass grob geschätzt 20 Prozent der Flüchtlinge kein Interesse an der deutschen Sprache haben, erzählt er allerdings auch. Auch das hänge vielfach davon ab, aus welchen Ländern die Menschen kämen und mit welchem individuellen kulturellen Hintergrund .

Ein weiteres Angebot der Sprachpaten läuft gerade an. Es richtet sich ausschließlich an die Asylbewerber, die bereits an Volkshochschulkursen teilnehmen und zusätzliche Unterstützung brauchen.

(RP)
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