Lustvolles Verlaufen in Hielschers Maislabyrinth in Leichlingen Auf Expedition im Irrgarten
Leichlingen-Witzhelden · Unser Autor erkundet auf leisen Sohlen das Maislabyrinth von Familie Hielscher, entdeckt fröhliche Labyrinth-Gänger und grüne Teppiche, löst unterwegs Rätsel, hört Windgeflüster und hat dabei ein Ziel fest vor Augen: Wo ist denn hier der Ausgang?
Ein Labyrinth ist faszinierend und übt trotz der Gefahr, sich darin zu verlieren, eine ein wenig mystische Anziehungskraft auf Menschen aus. Vielleicht weil die ineinander verschachtelten Gänge eine Entdeckungstour versprechen und erkundet werden wollen oder an Sagen und Mythen von anno dazumal erinnern. Demnach jagte und erlegte etwa der griechische Held Theseus in einem solchen Labyrinth den Minotaurus aus Mensch und Stier. In Krähwinkel zwischen Leichlingen und Witzhelden lockt der Mais-Irrgarten von Bauer Bernd Hielscher Jung und Alt. Wir haben uns auf die Suche nach dem Ausgang ebenfalls hineingetraut.
Die breiten Wege am Eingang laden förmlich ein, das Wagnis des Verlaufens einzugehen. Unser Autor spaziert also los, ist total entspannt und hat die Hände ruhig in den Hosentaschen abgelegt. Doch schon bald verengen sich die ausgetretenen und von Maisstauden gesäumten Wege zu schmaleren Pfaden. Die Pflanzen sind dicht und eineinhalb mal so hoch gewachsen wie die Spaziergänger in ihrer Mitte. Die Pflanzen sorgen für erhöhte Luftfeuchtigkeit im Labyrinth und maximal den Blick auf einen potenziellen Nebenweg.
Einige Minuten zuvor stand Inga Heiders vor dem Irrgarten. In ihrem Schlepptau ihre Kinder Julius und Jonah und dessen Kumpel Noa. Die vier hatten den Ausgang bereits gefunden und waren wieder draußen. Mutter Inga schätzt, das erfolgreiche Entkommen aus den Fängen der Gänge habe zwischen 20 und 30 Minuten gedauert – im Laufschritt. „Mit den Jungs ins Maislabyrinth zu gehen, heißt für mich Sport“, erzählt sie später und lacht. „Wir haben bestimmt einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt.“ Jonah erzählt, die Gruppe hätte sich insgesamt gut zurechtgefunden. Nur einmal begingen sie den Kardinalfehler: „Wir haben uns aufgeteilt, und dann war es schwer, uns wiederzufinden“, berichtet der Neunjährige.
Das kann unserem Autor glücklicherweise nicht passieren. Er ist allein – oder? Es ist sehr ruhig zwischen den Pflanzen. Dann weht der Wind durch die Stauden. Jetzt scheinen sie auf einmal lebendig, und die Geräusche des Blätterwerks wirken wie ein Flüstern und Tuscheln. Lachen sie über ihn… oder wollen sie ihm den richtigen Weg weisen?
Den kennt Isabelle Hielscher ganz sicher. Sie ist mit Vater Bernd und Bruder Mark an der jährlichen Erstellung des Irrgarten-Layouts beteiligt. Seit gut 20 Jahren sorgt die Landwirtsfamilie für das Ausflugsziel, das jedes Mal einen neuen Entwurf passend zum gewählten Thema bekommt. Die Wupper ist es in diesem Sommer. Zur regionalen Lebensader finden sich sechs Fragen und eine Malaufgabe im Labyrinth. Wer sie beantwortet und abgibt, kann Preise gewinnen. „Wir versuchen, eine sinnvolle Sache zu machen“, erläutert Isabelle Hielscher, „die Kinder sollen etwas lernen.“
Sie zeichnet die Irrwege zumeist einfach auf Papier vor, Vater und Bruder fahren die Vorgabe dann frei in den Mais. „Wir haben keinen GPS-Tracker an unserem Traktor“, erzählt sie und adelt die beiden Mithelfer: „Sie fahren einfach los. Ich mit meiner Orientierung könnte das nicht.“
Orientierung haben Besucher im Irrgarten ebenso keine. Manchmal trifft unser Autor auf andere im Labyrinth vermeintlich Verlorene, die jedoch gemeinsam bei bester Laune sind. Plötzlich entdeckt er einen Pfad, der am Boden von lauter grünen Pflanzen überwuchert ist. Es scheint, als sei ein grüner Teppich ausgerollt. Ob der wohl zum Ausgang führt? – Falsch gedacht. Er weist nur auf eine sternförmige Kreuzung mit weiteren „Grünteppich-Abzweigungen“. Doch unverhofft kommt oft: Kurz darauf liegt der Ausgang schließlich vor unserem tapferen Irrgarten-Tester im Maisstauden-Labyrinth. Abenteuer bestanden.