Leichlingen Endstation für Kiosk "An'na Bahn"

Leichlingen · Achteinhalb Jahre hat Roland Mahl mit seinem Kiosk "An'na Bahn" eine Institution betrieben. Jetzt hat er seinen Mietvertrag fristlos gekündigt, das Geschäft geschlossen. Der Bahnhof-Umbau breche ihm das Genick.

 Aus nach achteinhalb Jahren: Roland Mahl vor seinem (bereits geschlossenen) Kiosk "An'na Bahn". Dem Geschäftsmann, der in Leichlingen bekannt war wie ein "bunter Hund", steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Aus nach achteinhalb Jahren: Roland Mahl vor seinem (bereits geschlossenen) Kiosk "An'na Bahn". Dem Geschäftsmann, der in Leichlingen bekannt war wie ein "bunter Hund", steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Foto: Uwe Miserius

Ein paar Regale und Kisten, ein altes Werbeschild — es war nicht viel, was Roland Mahl gestern morgen in den Umzugs-Laster lud, als er sein Eigentum aus den Geschäftsräumen abholte. Während er packte, erklärte er einem jungen Mann, der bei ihm eine Zugfahrkarte kaufen wollte: "Das geht leider nicht mehr, ich habe geschlossen."

Achteinhalb Jahre hat Mahl mit seinem Kiosk "An'na Bahn" im Leichlinger Bahnhof die Reisenden mit belegten Brötchen, Getränken, Zeitungen — und Fahrkarten versorgt. Das ist nun Geschichte. "Ich habe meinen Vertrag fristlos gekündigt", erklärte er gegenüber unserer Zeitung. 90 Prozent der Kundschaft sei ihm seit dem 17. Juli weggebrochen: "Und schuld daran ist die Deutsche Bahn."

"Vor vollendete Tatsachen gestellt"

Das Datum ist für den Kioskbetreiber im Nachhinein ein tragisches. Denn die Bahn, die den Leichlinger Bahnhof bis frühestens Mitte nächsten Jahres umbauen will, hat an jenem Tag den neuen Behelfsbahnsteig in Betrieb genommen. Der liegt allerdings auf der gegenüberliegenden Seite der Schienen. Und es ist nicht etwa ein Übergang von den alten zu den neuen Bahnsteigen geschaffen worden — die Unterführung wurde vielmehr gesperrt. Wer zum Zug will, muss über den Bahnübergang oder eben gleich von der anderen Seite kommen.

Mahls Laufkundschaft hat sich damit erledigt, der Kiosk liegt nicht mehr am Weg. Um 90 Prozent sei der Umsatz zurückgegangen, berichtet er. Den Betreiber kostet das die Existenz: "Meine Altersvorsorge geht drauf, ich stehe vor dem Aus", betont Mahl, der es skandalös findet, "dass die Bahn es nicht für nötig befand, mich im Vorfeld mal zu informieren". Er sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Soforthilfe erhielt Mahl inzwischen vom Leichlinger Verkehrsunternehmen Hüttebräucker. "Wir haben ihn zunächst einmal bei uns angestellt", berichtete Udo Hüttebräucker gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Mahl verkaufe jetzt vorerst frühmorgens aus einem Kleinbus der Verkehrsbetriebe heraus Tickets und Reiseutensilien, damit er nicht ins Bodenlose falle. "Aber es muss natürlich eine dauerhafte Lösung her", sagt Hüttebräucker.

An der will sich die Stadt Leichlingen auf jeden Fall beteiligen. "Mir tut es unheimlich leid, was Herrn Mahl passiert ist", sagte Christian Scheffs, der Geschäftsführer der Leichlinger Stadtentwicklungsgesellschaft SEL, gestern. Der Wirtschaftsförderer betonte, er bemühe sich zurzeit gemeinsam mit der städtischen Baudezernentin Barbara Hammerschmidt darum, eine Lösung "im engen Schulterschluss mit der Deutschen Bahn" zu finden, die es Mahl einerseits ermöglichen könnte, auf der westlichen Bahnhofseite wieder in vernünftigem Umfang aktiv zu werden, andererseits aber auch baurechtlich abgesichert ist.

Bei der Bahn selbst äußerte man gestern ebenfalls Bedauern, verwies aber zugleich darauf, dass das Bahnhofsgebäude, in dem sich der Kiosk befunden hat, nicht mehr dem Konzern, sondern einem Privatmann gehöre: "Uns sind da auch irgendwie die Hände gebunden", erklärte ein Bahn-Sprecher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort