Leben In Leichlingen Eine Rothenbergerin verklagt die USA und gewinnt

Leverkusen · Helma Göpfert geb. Skoda ist eine Powerfrau. Sie hat einen Prozess gegen die USA gewonnen, 68 Jahre ein Geschäft geführt, fünf Häuser gebaut. Tochter und Enkelin setzen das schillernde Familienleben fort.

 Helma Göpfert (89) mit einem Erinnerungsfoto: Ihr Großvater August Wasser war Kutscher bei der Familie Römer. Er posiert mit seiner Tochter Adele (r.) und dem Adoptivkind der Römers vor deren Herrenhaus.

Helma Göpfert (89) mit einem Erinnerungsfoto: Ihr Großvater August Wasser war Kutscher bei der Familie Römer. Er posiert mit seiner Tochter Adele (r.) und dem Adoptivkind der Römers vor deren Herrenhaus.

Foto: Ralph Matzerath

Sie ist blond, klein und zierlich und wird in dieser Woche 89 Jahre alt — jung, müsste es bei Helma Göpfert geb. Skoda aber doch eher heißen. Die gebürtige Leichlingerin ist ein Vulkan mit sprühendem und wachem Widerspruchsgeist, mit einer Tatkraft, von der Jüngere nur träumen können.

Von Leichlingen-Rothenberg aus, wo sie geboren, aufgewachsen und als junge Ehefrau gelebt hat, eroberte Helma Göpfert längst die Welt: und das mit Charme, Beharrlichkeit und Mut zum Wagnis. "Ich habe sogar gegen die USA geklagt. Das hat mich zwar viel Geld gekostet, aber ich habe gewonnen", berichtet sie stolz und strahlt dabei.

Ihre Tochter Petra hatte in den USA Zahnmedizin und Jura studiert und sollte dort zunächst keine Arbeitserlaubnis erhalten. In Deutschland wurden die amerikanischen Studienabschlüsse aber nicht anerkannt. Mutter Helma kämpfte für sie, bezahlte teure amerikanische Rechtsanwälte: "Wir haben da eine Gesetzeslücke gefunden", sagt Helma Göpfert. So konnte ihre Tochter in den USA Karriere machen als Anwältin und Ärztin. Sie revanchierte sich, besorgte Mutter Helma die Greencard. Nun kann die 89-Jährige pendeln zwischen ihren Wohnsitzen in Opladen und den USA.

"Meine Mutter Adele hat mich mit 30 Jahren bekommen, meine Tochter Petra wurde geboren, als ich 30 war. Und meine Tochter hat ihre Tochter Dana ebenfalls mit 30 Jahren bekommen", berichtet Helma Göpfert aus der fast schon märchenhaften Lebensgeschichte. Enkelin Dana wird jetzt übrigens 29 Jahre jung. Ob Großmutter Helma mit 90 Jahren auch Urgroßmutter wird, da hegt sie noch leise Zweifel: "Meine Enkelin hat ein genauso bewegtes Leben wie ich und meine Tochter. Dana war sogar schon zwei Jahre in Uganda und hätte dort fast einen Prinzen geheiratet", verrät die Großmutter und wird plötzlich heftig und bestimmt: "Das wäre aber nichts für sie gewesen, da haben wir sie unter Zwang wieder nach Hause geholt."

Ein derartiges Durchsetzungsvermögen scheint Helma Göpfert denn auch in Leichlingen schon in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Ihr Großvater August Wasser war als Kutscher, Fischer und Jäger für die Industriellenfamilie Römer angestellt. Und Großmutter Wilhelmine hatte als "Beschließerin" das Kommando über sämtliche Dienstboten in der herrschaftlichen Villa auf dem Römerberg. "Meine Großmutter hat immer das Silber gezählt, wenn es in dem Herrenhaus große Gesellschaften gegeben hatte", erzählt Helma Göpfert, die sich auch noch gut erinnert: "In Rothenberg war meine Großmutter sogar gefürchtet. Wenn sie sah, dass ihre Nachbarinnen dort herumstanden und tratschten, dann ging sie hin und fragte sie genauso wie die Dienstmädchen, ob sie denn nichts zu tun hätten."

Nach ihrer Schulzeit am Förstchen und später in der Richtofenschule am Bahnhof absolvierte Helma Skoda die Kaufmännische Handelsschule in Leverkusen. Während des Krieges wehrte sie sich erfolgreich gegen eine Beschäftigung in der Rüstungsindustrie.

Als junge Ehefrau eröffnete Helma Göpfert dann 1950 bereits ihr Stoffgeschäft in Opladen, das sie zu einem kleinem Imperium ausbaute und 68 Jahre lang führte: "Ich war jeden Morgen die Erste und jeden Abend die Letzte", bekräftigt sie ihre Arbeitsphilosophie. Fünf Häuser habe sie auf diese Weise erwirtschaftet, fügt sie stolz hinzu.

Ihr Mann starb bereits 1980, ihr Lebensgefährte vor zwei Jahren. Doch ihren Lebensmut hat sich die gebürtige Rothenbergerin immer wieder tapfer zurückerkämpft.

(RP)
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