Leichlingen Ein Zoch mit Riesen-Reichweite

Leichlingen · Der Leichlinger Blütensamstagszug wurde dank Internet-Übertragung sogar in Australien und den USA verfolgt. 800 Teilnehmer machten mit – etwas weniger als sonst. Die Wirtschaftskrise macht eben auch vor dem Karneval nicht halt.

Blütensamstagszug in Leichlingen 2010
41 Bilder

Blütensamstagszug in Leichlingen 2010

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Der Leichlinger Blütensamstagszug wurde dank Internet-Übertragung sogar in Australien und den USA verfolgt. 800 Teilnehmer machten mit — etwas weniger als sonst. Die Wirtschaftskrise macht eben auch vor dem Karneval nicht halt.

Für den diesjährigen Blütensamstagsumzug hatten sich die Organisatoren Michael Pölcher und Lothar Karner etwas Besonderes ausgedacht: Erstmals konnten diejenigen, die nicht selbst dabei sein konnten, das Geschehen per Live-Übertragung im Internet verfolgen. Dabei schauten laut Pölcher sogar Jecke in Australien und den USA zu.

Zwei, die ebenso in der "Ferne" beheimatet sind, verzichteten ihrerseits auf die Internetbilder und waren stattdessen lieber selbst vor Ort: Anna-Sophie Buse und ihr Freundin, beide 17, waren eigens aus Wiehl (nahe Gummersbach) angereist, um den Blütensamstagsumzug zu erleben. "Wir sind heute nur wegen des Leichlinger Karnevals hier", bestätigte Anna-Sophie. In Sachen Kostüm hatte es bei den Mädchen aber nur für einen Cowboyhut gereicht, "alles andere wäre uns zu aufwändig gewesen, weil wir ja mit dem Zug angereist sind", erklärte ihre Freundin.

Was die Verkleidung anging, so nahmen sich die Erzieher, Eltern und Kinder der Kita Förstchen (Herzblätter aus dem Kartenspiel), die Hauptschule ("Schule mit Hätz") und die DLRG ("Wir mischen überall mit") des Zochmottos "Jeck mit Hätz" an. Auch die Botschaft des Katholischen Familienzentrums St. Johannes Baptist zielte darauf ab: "Uns ist egal von welchem Stern, von Herzen haben wir alle Kinder gern." Um der Kälte zu trotzen, tanzten sich die als blaue Außerirdische kostümierten Teilnehmer schon vor Zugbeginn ordentlich warm. Das Familienzentrum hatte für dieses Jahr eine eigene Blaskapelle aus Eltern, Kindern und Bekannten gebildet. Die Idee sei an einem der Näh- und Bastelabende entstanden, erzählte Leiterin Anke Lülsdorf. "Seit November haben wir dann einmal pro Woche geprobt."

Rüttgers am Ball

Die Junge Union ("jung, schwarz, sexy") verband zwei wichtige Ereignisse in diesem Jahr, zum einen die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, zum anderen die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, und verwandelte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers kurzerhand in einen waschechten Fußballer. Die Jusos hingegen bewiesen mit ihrem Bierbike, dass ihnen "garantiert nicht die Puste ausgeht" und konterten mit dem Spruch "Hannelore KRAFTwerk". Ansonsten knüpften die rund 800 Zochteilnehmer nicht an (lokal-) politische Themen an. Der Leichlinger Schwimmverein (mit Eisbär-Konterfei am Wagen) widmete sich dem Klimawandel ("When the world is flood from global warming, swimmers will rule the world"), die Mitglieder der Katholischen Grundschule Kirchstraße — die größte Gruppe im Zug — zelebrierten als Zauberlehrlinge verkleidet ihr Motto "Verzaubert die närrische Welt".

Zum zweiten Mal dabei waren die Karnevalsfreunde Förster-Sons-Straße, die als Robin Hoods auftraten. Derweil waren das Kinder- und Jugenddorf St. Heribert tierisch unterwegs: Als Tiger, Zebra und Kuh brachte es reichlich Kamelle unter das jecke Volk, das trotz einsetzendem Schnee standhaft blieb, bis auch der Wagen des jecken Leichlinger Dreigestirns vorbeigezogen war.

Zugleiter Michael Pölcher, der mit seinem Kollegen Lothar Karner auf 50 Gruppierungen gehofft hatte, versuchte zu erklären, warum es letztendlich nur für 35 gereicht hatte: "Ein Grund ist sicherlich die Wirtschaftskrise. Kamelle, Miete, Wagen — das ist vielen zu teuer geworden." So hätten Gruppen wie der Herren-Elferrat, der Campingplatz "Vorstblick" oder auch die Oberstufenschüler des Städtischen Gymnasiums auf eine Teilnahme diesmal verzichtet.

(RP)
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