Leichlinger Lichtspiele Familie Fuchs und die Liebe zum „Leili“

Vor knapp einem halben Jahrhundert erloschen die Birnen des Kinos an der Gartenstraße. Eduard Fuchs wirft einen Blick zurück.

 Die Leichlinger Lichtspiele von außen und innen. Die Liebe zum Film ist Eduard Fuch geblieben.

Die Leichlinger Lichtspiele von außen und innen. Die Liebe zum Film ist Eduard Fuch geblieben.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Gerade einmal 16 Jahre überlebten die Leichlinger Lichtspiele, erbaut und eröffnet von Elisabeth Fuchs. Dort lernte ihr Sohn Eduard die Liebe zur Filmkunst kennen und spielte seine erste Filmrolle ab. 1968 schloss das Kino seine Pforten, doch Eduard Fuchs’ Leidenschaft blieb für immer. Er ist der letzte Erbe der „Leili“.

Wenn Eduard Fuchs (76) aus der Zeit von damals erzählt, dann zeichnet sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ab, und die Augen funkeln zwischenzeitlich immer wieder auf. Er war gerade erst neun Jahre alt, als seine Mutter – zeitgleich zum Scala in Opladen – die Leichlinger Lichtspiele eröffnete. „Es war die Boomzeit der Kinos“, erinnert sich Fuchs.

Dennoch war es für eine verwitwete Frau kurz nach dem Krieg ein gewagter Schritt, in einen Neubau zu investieren. „Nach der Eröffnung war meine Mutter finanziell auch erstmal platt“, sagt der Leichlinger. Doch die Leidenschaft für die Branche säte bereits Fuchs’ Vater. Lange vor der Geburt des Sohnes im Jahr 1943, übernahm Eduard Fuchs Senior 1922 das Metropol-Theater in der Mittelstraße und gestaltete es zum Kino um.

Die Geschäfte liefen gut, bis der Vater, nach kurzer schwerer Krankheit, im August 1946 verstarb. Seine Witwe übernahm die Geschäfte und feierte – 1947 – das 25-jährige Firmenbestehen. Doch danach gab es Querelen zwischen dem Verpächter und der Witwe, die daraufhin beschloss, ein eigenes Kino zu bauen. „Aus dem Metropol nahm sie damals alles mit, was nicht niet- und nagelfest war“, erzählt Fuchs. Die Bestuhlung, die Kinoapparatur, sogar die Reklamekästen holte die Mutter Fuchs in ihr neues Kino.

An das Richtfest erinnern alte schwarz-weiß Bilder in Eduard Fuchs’ Fotoalbum. Im Nachhinein hat er alles zu „Leili“ recherchiert, alte Zeitungsartikel über ehemalige Mitarbeiter gesammelt und seine Geschichte aufgearbeitet: 419 Sitzplätze besaß der Saal, wo früher noch vor jedem Film die Wochenschau, ein Trailer und ein Kulturfilm gezeigt wurden. „Die Wochenschau hätte man da schon weglassen können, weil viele bereits einen eigenen Fernseher zu Hause hatten“, sagt Fuchs. „Aber das hatte man noch damals so aus der Weimarer Republik übernommen.“

Seinen ersten Film habe er mit neun Jahren gesehen. Doch seine schönste Erinnerung sei jener Tag 1961, als er zum ersten Mal als Vorführer tätig werden durfte. „Unser Vorführer Emil Weber, der schon beim Vater im Metropol gearbeitet hatte, musste plötzlich ins Krankenhaus. Also wählte meine Mutter mich aus, um den Film abzuspielen. Das hat prima geklappt.“ Die erste Filmrolle, die er damals einspannte, war übrigens „Der brave Soldat Schwejk“ mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Fortan wirkte Fuchs Junior häufiger mit, wählte mit der Mutter gemeinsam die Filme aus. „Eine schöne Zeit“, merkt Fuchs an.

1968  musste das Kino wegen rückgängiger Besucherzahlen schließen. Ein harter Schlag für die Familie, aber die einzig richtige Entscheidung. „Viele Kinobetreiber haben sich hoch verschuldet, weil sie daran festhielten.“ Familie Fuchs kam trotz der kurz zuvor getätigten Investition in neue Technik glimpflich davon, verkaufte 1968 die Lichtspiele, aus dem später die „Marmeladen- und Konservenfabrik Paul Wolter“ wurde. „Lange konnten wir danach nicht an der Gartenstraße vorbeigehen“, erzählt Fuchs. Der Schmerz über das verlorene Kino saß tief.

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