Leichlingen Die Witz-Helden

Leichlingen · Bei der Feier zur Verleihung des "Goldenen Lachsacks" gestern erbrachten die Witzheldener den Nachweis, dass nicht nur der Ortsname witzig ist, sondern auch die Einwohner. Wenigstens, solange man ihnen kein Pils anbietet.

WITZHELDEN Auf Zuruf verstummt die Menschentraube auf dem Marktplatz prompt. "Sie sind ja noch nicht da", erklärt "Ede" Wolf, WDR-Moderator und Trophäen-Bote, den Anwesenden. Gemeinsam mit Helga Meisen, der Kraft hinter Witzheldens Bewerbung, hat er vor dem "Alten vom Berge" für die Kamera Aufstellung genommen. Und erweckt so bei der Anmoderation den Eindruck, kaum jemand hätte sich zur Verleihung des "Goldenen Lachsacks", den das Höhendorf mit 109 Stimmen Vorsprung gegen Mitbewerber wie Stockdunkel und Fettehenne im Wettbewerb um den lustigsten Ortsnamen gewann, eingefunden.

Was aber gar nicht stimmt. Trotz ungemütlicher 15 Grad und Regen hat sich der Platz — vor allem der von den zwei großen roten Sonnenschirmen überwölbte Teil — seit kurz nach acht beständig gefüllt.

Seelenlage nach dem Kantersieg

Schon bevor der Mann vom Fernsehen und sein Kamerateam aufgetaucht sind, gab es Gelegenheit, etwas über die Witzheldener Seelenlage nach dem Kantersieg in Erfahrung zu bringen. Unaufgeregtheit trifft es ganz gut. Einer sagt, die Oma aus der Pfalz habe ihn per Telefon aufmerksam gemacht. Jetzt mache er mit, weil sich sonst wenig Möglichkeiten böten, ins Fernsehen zu kommen: "Vielleicht werde ich ja entdeckt", sagt er und lacht herzlich.

Witzhelden: Irgendwie kennt jeder jeden. Der Wettbewerbserfolg dürfte vor allem dem stark ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl im Höhendorf geschuldet sein. Das betont auch Bürgermeister Ernst Müller, als er wenig später vor laufender Kamera die Auszeichnung — den Goldenen Lachsack — entgegen nimmt.

Jeder scheint jeden zu kennen ("Dreh mal den Regen ab, Helmut"), und wenn es denn drauf ankommt, sind alle füreinander da. Auch Wolf sagt, die "Lobbyarbeit" sei hier die beste gewesen. Weit über 1 000 Stimmen sind für die seit 1975 zu Leichlingen gehörende Gemeinde abgegeben worden. Wobei sich das Thema Eingemeindung als Minenfeld herausstellt. Leichlinger und Witzheldener, erklärt eine Dame, das sei ein bisschen so wie Düsseldorfer und Kölner — "die mögen sich nicht." Das, schaltet sich ein Herr ein, stimme so ja auch nicht: "Wir mögen die schon. Nur Humor haben sie halt keinen." Nach dem zweiten Anlauf ist die Anmoderation im Kasten und Wolf bricht mit seinem Team auf, die Einwohner zur Meisterfeier zusammenzutrommeln. Das heißt: Er tut so, als ob. Dann, erklärt er, habe die Reportage nämlich eine Handlung. Beharrlichkeit scheint im Bergischen zu den Grundtugenden zu gehören, jedenfalls muckt keiner dagegen auf, dass es nun eben erst gegen halb elf losgehen wird mit der "Meisterfeier". Meisen, die um zwölf bei der Arbeit sein muss, sagt: "Dann fahr ich schneller."

In der Reinigung auf der gegenüberliegenden Straßenseite holt sich das WDR-Team erstmal eine Abfuhr. Christine Liffers aber vom benachbarten Friseursalon Machado freut sich ob der frohen Sieges-Kunde Stolz? "Klar!" Nur als der TV-Reporter sie mit einem "leckeren Pils" zur Feier locken will, wird sie unwirsch: "Pils? Hier? Ne. Witzheldener trinken Kölsch." Wolf entschuldigt sich, er sei von außerhalb.

(RP)
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