Interview mit Wolfgang Bosbach "Die rheinische Frohnatur kann man mir ansehen"

Leverkusen · Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach, zu dessen Wahlkreis Leichlingen zählt, wird für seine Verdienste um die rheinische Sprache ausgezeichnet.

 Plaudert über seine rheinische Seele: Politiker Wolfgang Bosbach.

Plaudert über seine rheinische Seele: Politiker Wolfgang Bosbach.

Foto: RPO

Herr Bosbach, am Sonntag, 2. Juni, bekommen Sie im Kölner Brauhaus Sion den Lehrer-Welsch-Preis 2013 für Ihre Verdienste um die rheinische Sprache verliehen. Hand aufs Herz — können Sie überhaupt alle Strophen des "Kayjass No. Null"-Liedes?

Bosbach (lacht) Alle? Das ist vielleicht ein bisschen zuviel verlangt. Aber Sie können davon ausgehen, dass mir das rheinische Liedgut nicht fremd ist — da bin ich relativ textsicher.

Wer hat Sie im Hinblick auf das rheinische Idiom denn sozialisiert?

Bosbach Vor allem zwei Menschen: Mein Vater und unser Kaplan an St. Marien in Bergisch Gladbach Gronau. Beide verbindet ihre Begeisterung für den Karneval. Während mein Vater mich schon als kleinen Jungen zu Karnevalsveranstaltungen mitgenommen hat, war es für unseren Kaplan ein Herzensanliegen, eine eigene Messdienersitzung in der Gemeinde anzustoßen. Dort bin auch ich aufgetreten und war später sogar Sitzungspräsident.

Unterscheidet sich das Gladbacher Platt von Ihrem Wohnort eigentlich vom Leichlinger?

Bosbach Es gibt kleinere Unterschiede, aber eine klare Grenze verläuft zwischen dem bergischen und dem rheinschen Platt. Da gibt es große Unterschiede.

Sie sagen selbst, dass Sie — egal, wo Sie gerade sind — Ihre rheinischen Wurzeln nie verleugnen können. Nutzt Ihnen das eigentlich auch politisch oder schadet es eher?

Bosbach Es schadet sicherlich nicht. Im Gegenteil: Ich bemühe mich ja immer, auch kompliziertere Sachverhalte den Menschen in möglichst einfachen Worten zu erklären. Das wird von den meisten auch sehr geschätzt — und dass ich eine rheinische Frohnatur bin, hört man nicht nur, man sieht es mir auch an.

Ausgerechnet der Südtiroler Konrad Beikircher hält den Rheinländern seit mehr als zwei Jahrzehnten humoristisch den Spiegel vor. Ärgert Sie das, oder fühlen Sie sich manchmal ertappt?

Bosbach (lacht) Warum sollte mich das ärgern? Man sagt nicht umsonst, dass Auswärtige bestimmte Besonderheiten oft viel genauer beobachten als die Einheimischen selber. Und Beikircher beobachtet wirklich sehr genau. Ich hatte erst vor 14 Tagen auf dem Rückflug von Berlin ein Erlebnis, das ihm bestimmt gefallen hätte. Da saß ein Rheinländer neben mir, der sich auf typisch rheinische Art mit mir unterhielt. Das verlief in etwa so: "Herr Bosbach, was halten Sie eigentlich von diesem und jenem? Also, wenn Sie mich fragen ....".Sie können sich vorstellen: Ich bin auf dem Flug nicht wirklich zu Wort gekommen.

Fühlt man sich als Rheinländer im Reichstag nicht manchmal allein?

Bosbach Glücklicherweise nicht. Es gibt in Berlin eine Art rheinisches Biotop, was aber weniger von den Abgeordneten initiiert wurde, sondern von den Beschäftigten, die seinerzeit von Bonn nach Berlin umgezogen sind. Neulich trat Hans Süper (früher Colonia Duett, d. Red.) im Gaffel in Berlin auf. Der hatte im Vorfeld wohl die Sorge, dass man dort seinen Humor nicht so schätzen würde. Am Ende war der Saal zu mehr als 100 Prozent gefüllt, und die Leute waren begeistert. Als Rheinländer ist man eben nirgendwo wirklich allein. Peter Korn

(RP)
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