Leichlingen Die "Flohkiste" auf dem Weg zur Kneipp-Kita

Leichlingen · Kneipp – ein Fall für alte Leute, die mit hochgekrempelten Hosenbeinen in Kurparks durch kaltes Wasser staksen? Weit gefehlt: Die Gesundheitslehren des bayerischen Priesters und Therapeuten (1821-1897) sind heute aktueller denn je, und zwar bei Jung und Alt.

 "Flohkiste"-Leiterin Angela Flick übt mit den Kindern schon fleißig "Wassertreten" im Kneipp-Becken.

"Flohkiste"-Leiterin Angela Flick übt mit den Kindern schon fleißig "Wassertreten" im Kneipp-Becken.

Foto: Uwe Miserius

Beispiel dafür ist die Kindertagesstätte Flohkiste, die beim Kneipp-Landesverband NRW beantragt hat, als Kneipp-Kindergarten zertifiziert zu werden. Im Zuge eines Anbaus für Kinder unter drei Jahren hat die Kita jetzt ein Wassertretbecken bekommen. Außerdem wird sie der erste Kindergarten mit Kindersauna in Nordrhein-Westfalen sein.

"Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir unsere Einrichtung konzeptionell so ausrichten, dass sie für Eltern und Kinder attraktiv ist", sagt Leiterin Angela Flick. Etwas Besonderes sollte es sein, die bisherige pädagogische Arbeit aber nicht auf den Kopf stellen. "Dabei sind wir auf Sebastian Kneipp gestoßen und haben festgestellt, dass wir viele Elemente seiner Lehre bereits umsetzen", erklärt Flick.

Dessen Gesundheitsidee baut auf den fünf Säulen Ernährung, Bewegung, Lebensordnung, Heilpflanzen und Wasser auf. Ziel ist ein gesundes Leben im Einklang mit sich selbst, den Mitmenschen und der Natur. "Die Themen Bewegung und Ernährung sind bei uns schon jetzt täglich präsent", erläutert Erzieherin Carla Sträter. "Nun müssen wir uns noch intensiver um Wasser und Heilpflanzen beziehungsweise Kräuter kümmern".

Dazu wird der Kneipp-Verein die Mitarbeiterinnen in den nächsten Monaten ausführlich schulen. Doch was sollen den Pänz Wassertreten, Sauna oder Pflanzenlehre genau bringen? "Kinder, die beispielsweise unter Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, lernen, mit ihrer inneren Unruhe zurechtzukommen und ihren Körper so anzunehmen, wie er ist", erklärt Angela Flick. "Aber auch Erkältungskrankheiten beugen wir vor, und durch die Kräuterlehre erleben schon die Jüngsten die Wirkung der Naturapotheke".

Im Vordergrund stehe außerdem eine bewusstere Lebensgestaltung, die sich auch in gesunder Ernährung ausdrücke. "Wir sind überzeugt, dass das gut wird", sagt die Kita-Leiterin. Die Eltern hätten bereits Zustimmung signalisiert, verfolgten doch viele dieselben Ziele, nur nicht unter dem Namen Kneipp. Beim Tag der offenen Tür, der heute von 10.30 bis 13.30 Uhr in der Einrichtung Am Hammer stattfindet, können sich alle Besucher über Kneipps Lehre informieren und das nagelneue Wassertretbecken anschauen. Die Sauna wird voraussichtlich bis Ende des Jahres gebaut, dafür müssen noch Gelder lockergemacht und Spenden gesammelt werden. Doch dann wird das Saunieren in den Tagesablauf integriert, wenn auch das Schwitzen für alle Kinder freiwillig bleibt.

Ganz sicher aber wird spätestens ab den Sommerferien jedes Kind in der Flohkiste wissen, wer der bayerische Therapeut war. "Sebastian Kneipp wird sie ab sofort ständig begleiten", sagt Angela Flick voraus.

(RP)
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