Leichlingen Der Friedhof ist ein Ort der Liebe und Begegnung

Leichlingen · Zu Allerheiligen werden die Gräber auf dem Friedhof Kellerhansberg winterfest gemacht und herbstlich geschmückt.

 Dieses kunstvolle Relief mit Szenen aus dem Leben und Wunderwirken Jesu ziert eines der Familiengräber auf dem Friedhof Kellerhansberg.

Dieses kunstvolle Relief mit Szenen aus dem Leben und Wunderwirken Jesu ziert eines der Familiengräber auf dem Friedhof Kellerhansberg.

Foto: Uwe Miserius

Für manchen ist der Freitag in dieser Woche nur ein arbeitsfreier Tag. Für wieder andere ist es der Tag, an dem sie sich so richtig ausschlafen, weil sie in der Nacht auf den 1. November Halloween gefeiert haben. Freitag ist aber Allerheiligen, der christliche Feiertag, an dem der Toten gedacht und Lichter auf die Gräber gestellt werden. Der Friedhof Kellerhansberg in Leichlingen ist ein Ort der Besinnung und Begegnung, aber auch ein Ort der Liebe und des Lebens.

 Engel gibt es auf vielen Gräbern, dieser ist moosbewachsen und wird so zu einem Symbol für die Zeit, die vergeht: aus Trauer wird Erinnerung.

Engel gibt es auf vielen Gräbern, dieser ist moosbewachsen und wird so zu einem Symbol für die Zeit, die vergeht: aus Trauer wird Erinnerung.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Denn in diesen Tagen vor Allerheiligen ist der Friedhof besonders belebt. Gärtner und die Angehörige kommen schon morgens früh und den ganzen Tag über, um die Gräber winterfest zu machen, herbstlich zu schmücken und zu bepflanzen. Der Friedhof als Ort der Trauer ist auch einer des Trostes. Die Gräber erzählen ihre Geschichten, zeigen, wer sie besucht. Da ist ein mit viel Liebe gestaltetes Grab eines offensichtlich noch jungen Vaters, geschmückt von seinen Kindern.

Besonders anrührend wirken auch Sternenkinder-Gedenkstätten, von Kindern, die im Mutterleib oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Engel, Herzen, auch Delfine als Symbol für Kraft und Lebensquelle schmücken die Kleinkinder-Gräber und - gedenkstätten. Beim Spazieren über den Friedhof fallen auch immer wieder Tierfiguren auf Gräbern und Grabsteinen auf: ein Dackel, eine Katze, weiße Tauben, Rehe, Vögel, Eichhörnchen deuten auf die Tierliebe der Verstorbenen hin. Auch Hinweise auf die Berufe der Beerdigten sind zu finden: auf dem Grabstein ein Schornsteinfeger, dazu die Inschrift: "Was bleibt, ist Liebe und die Erinnerung". Besuche am Grab des lieben Verstorbenen sind für manch einen Angehörigen auch so etwas wie ein Besuch bei dem noch Lebenden. Und zum Besuch bringt man etwas mit: Geschenke auf vielen Gräbern künden davon, nicht nur Blumen, auch Dekorationsgegenstände wie Windmühlen oder kleine Vogelscheuchen, die jetzt zum Herbst passen. Auch ein Gartenzwerg ziert eines der Gräber auf dem Kommunalfriedhof. Dieses mitten im Wald idyllisch liegende Gräberfeld ist auch ein Kulturspiegel der Stadt. Große Familiengrabstätten, mit Efeu bewachsen, manche auch mit wertvollen Kunstwerken wie einem ansprechenden Relief mit Szenen aus dem Leben und Wunderwirken Jesu, geben dem Ort etwas Ehrwürdiges. Auch ausländische Mitbürger sind dort bestattet worden: So muten die Grabstellen der Griechen mit ihrem weißen Stein mediterran mitten im bergischen Wald mit all' den anderen eher düster gehaltenen Grabsteinen an. Manche legen auch Steine bei ihrem Besuch des Grabes ab, was ursprünglich auf einen jüdischen Bestattungsbrauch zurückverweist. Diese Sitte gibt es aber auch im Christentum. Und es gibt sogar eine Pyramide auf dem Leichlinger Friedhof, allerdings nur eine kleine aus Marmor, die ein Urnengrab bedeckt.

Der Besuch auf dem herbstlichen Friedhof beginnt und endet in einem Rundweg jeweils an einer besonders eindrucksvollen Stele hinter der Kapelle. Die tröstenden Worte von Antoine de Saint-Exupéry sind dort auf eine Stele in den Stein gemeißelt und schreiben sich damit in Gedächtnis und Seele des Betrachters: "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich da eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch".

(RP)
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