Denn auch, wenn der Trend in vielen Städten und Kreisen des Landes eine deutliche Alterung der Bevölkerung voraussagt, so zeigt das neueste Zahlenwerk doch auch, dass die Kommunen durchaus noch Einfluss nehmen und das Steuer herumreißen können - allerdings nur, wenn sie frühzeitig agieren.

Die Einwohnerzahl in NRW wird sich langfristig bis zum Jahr 2060 um rund eine Million verringern, haben die Statistiker errechnet.

Die höchsten Bevölkerungszunahmen bis 2040 erwarten die Statistiker für die Städte Köln (+19,3 Prozent), Münster (+16,6 Prozent), Düsseldorf (+13,1 Prozent) und Bonn (+12,1 Prozent). Die stärksten Rückgänge bis 2040 ergeben sich für den Märkischen Kreis (-19,0 Prozent), den Kreis Höxter (-16,0 Prozent) und den Hochsauerlandkreis (-16,0 Prozent).

Für den Rheinisch-Bergischen Kreis und die Stadt Leichlingen wird es demnach keine nennenswerten Veränderungen der Bevölkerungszahl geben. Die aktuelle Vorausberechnung weist aber auch auf eine weitere Verschiebung der Altersstruktur der Bevölkerung hin. Und von der sind Leichlingen und der Kreis dramatisch betroffen: Während die Bevölkerungszahlen in den Altersgruppen zwischen drei und 65 Jahren im Kreisgebiet nämlich durchgängig deutlich zurückgehen, steigen sie in den Altersgruppen darüber den Berechnungen zufolge explosionsartig an.

"Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung auf der regionalen Ebene zeichnet sich durch einen sehr heterogenen Verlauf aus", heißt es im Fazit der Statistiker. Denn ob man letztlich zu den Gewinnern oder Verlierern zählt, hat manche Kommune selber in der Hand.

Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes verweist in diesem Zusammenhang auf die Beispiele Leverkusen und Langenfeld. "Unsere direkten Nachbarn machen es uns vor, wie man auf diese Entwicklung reagieren muss", sagte er jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Beispiel Opladen: Das NRW-Vorzeigeprojekt "Neue Bahnstadt" hat zu deutlichen Ansiedlungen von jungen Familien geführt. Im Ostteil des Geländes sind bereits viele Häuser entstanden, die insbesondere von Familien bezogen worden sind. Nach der Verlegung des Gütergleises sollen weitere 350 neue Wohnungen entstehen.

Beispiel Langenfeld (Berghausen): Neben dem Gartencenter Berghausener Blumentopf sollen unter anderem ein Rewe-Supermarkt mit rund 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie ein dm-Drogeriemarkt (800 m2) errichtet werden. Auf dem 16 Hektar großen Gelände nördlich, östlich und südlich des Gartencenters sollen zudem etwa 300 Familien, Paare oder Alleinlebende ein neues Zuhause bekommen. Beispiel Langenfeld (2): An der Nelly-Sachs-Straße entstehen 74 teils einzelstehende Einfamilienhäuser, an der Uhlandstraße sowie zwischen Schul- und Kölner Straße (ehemals Zaß-Möbelhaus) mehrere große Mehrfamilienhäuser.

"Und was machen wir?", fragt Steffes. "Wir halten uns mit klein klein auf."

Wenn der jetzige - voraussichtlich letzte - Anlauf zu einer Weiterentwicklung der Leichlinger Innenstadt wieder im Sand verlaufe, drohe Leichlingen in der Tat die Überalterung, wie sie die Statistiker voraussagen. "Wir haben es in der Hand", sagt Steffes, "ob der Zug ohne uns abfährt".