Leichlingen Cremers Weiden: Racheakt des Vermieters?

Leichlingen · Einigen Mietern, die sich über unhaltbare Zustände in Cremers Weiden beschwert hatten, wurden jetzt die Garagen gekündigt. Sie vermuten dahinter eine Racheaktion des Vermieters.

 Ein Teil der Wohnsiedlung verkommt nach Meinung der Mieter. Beschwerdeführer stehen Ende des Jahres ohne Garage da.

Ein Teil der Wohnsiedlung verkommt nach Meinung der Mieter. Beschwerdeführer stehen Ende des Jahres ohne Garage da.

Foto: privat (Archiv)

Nach über 40 Jahren werden Mietern von Cremers Weiden die Garagen gekündigt. Grund für die Kündigung: Eigenbedarf. Doch die Betroffenen vermuten dahinter eine Racheaktion des Immobilieninhabers, der Kiefer & Zehner Gruppe. Sie hatten sich in den vergangenen Monaten öffentlich über die desolaten Zustände auf Cremers Weiden geäußert.

Wie kann das sein? Auf der einen Seite gibt es Aushänge in den Hausfluren, in denen freie Garagen in Cremers Weiden angeboten werden. Auf der anderen Seite werden langjährigen Mietern die Garagen gekündigt. So etwas findet auch André Juffern, Geschäftsführer des Mietervereins in Opladen äußerst merkwürdig: "Garagen wegen Eigenbedarf zu kündigen, das hört sich für mich sehr nach Retourkutsche an."

Rein rechtlich allerdings lasse sich diese Kündigung nur bedingt anfechten, etwa wenn die Garage mit der Wohnung im Mietvertrag steht. "Wird diese allerdings separat von der Wohnung gemietet, dann braucht es nicht einmal einen richtigen Grund für eine Kündigung." Solch ein Fall ist jetzt wohl auch in Cremers Weiden eingetreten. Im Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, wird klar, dass die Betroffenen bis Ende des Jahres die Garagen räumen müssen. Uns gegenüber wollten sich die Betroffenen nicht mehr äußern, aus Angst vor weiteren Repressalien.

Geschäftsführer Philipp Kiefer war auch nach mehreren Versuchen auf verschiedenen Kanälen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Doch der Zustand in der einstigen Vorzeigesiedlung bleibt desolat, und die Rückmeldung unzufriedener Mieter ebbt nicht ab. Während auf der einen Seite Cremers Weiden, die Immeo gehört, Investitionen getätigt, Balkone und Heizungen neu gemacht werden, schaut die andere Seite, die sich in den Händen der Kiefer-und-Zehner-Gruppe befindet, frustriert zu, wie es mit ihrer Siedlung bergab geht.

Die häufigste Kritik, die unsere Redaktion von unzufriedenen Bewohnern erhält, ist die der Verwahrlosung: wilde Müllkippen, seltene Pflege der Grünanlage, häufige Probleme mit den Heizungen und zu hohe Nebenkosten. "Man wird das Gefühl nicht los, dass man uns einfach aus den Wohnungen hinausekeln will", sagt eine langjährige Mieterin resigniert. "Wir wissen, wie schön es früher hier war, und verstehen nicht, wie man die Siedlung so verkommen lässt", erzählt uns ein anderer Mieter.

Noch im August betonte Kiefer gegenüber unserer Redaktion, nicht als Heuschrecke dastehen zu wollen und dass in die Siedlung, entgegen den Vorwürfen, sehr wohl investiert worden sei, zuletzt in ein Fernheizkraftwerk. Die Müllproblematik schob er auf Mülltourismus und schlechte Kommunikation seitens der Mieter. Außerdem sei der Wohnungsbestand nicht marode, und Sanierungsarbeiten würden sich auf die Mietpreise auswirken, was viele Mieter - so vermutet er - nicht wollen.

Juffern, der mit Cremers Weiden vertraut ist, berät über 100 Mieter in der Siedlung. Zumindest die eine Seite scheint bemüht, sagt er: "Wir sind froh, dass Immeo die alten Heizungsrohre rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit erneuert hat, und dass sich diese Erneuerung nicht auf die Mietpreise auswirken wird."

(RP)
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