Leichlingen/Leverkusen Christen feiern Weihnachten mit Muslimen

Leichlingen/Leverkusen · In der evangelischen Kirche in Leichlingen besinnen sich zwei Weltreligionen zu Weihnachten ihrer gemeinsamen Wurzeln und gestalten zusammen den Heiligabend-Gottesdienst. Damit soll Vorurteilen entgegengetreten werden.

Dieses "Weihnachtsbild" aus islamischer Tradition mit dem Titel "Die Jungfrau und das Kind", Moghul Kunst (1625 bis 1628), wird im Heiligabend-Gottesdienst in Leichlingen von den Sprechern der Moscheen interpretiert.

Dieses "Weihnachtsbild" aus islamischer Tradition mit dem Titel "Die Jungfrau und das Kind", Moghul Kunst (1625 bis 1628), wird im Heiligabend-Gottesdienst in Leichlingen von den Sprechern der Moscheen interpretiert.

Foto: Johnson Album 14,2, The British Library Oriental and India Office Collection, London

Muslime und Christen haben mehr gemeinsam, als viele Menschen vermuten oder zu wissen glauben: Deshalb laden der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises und der Imam der muslimischen Gemeinschaften in Leverkusen jetzt zu einer gemeinsamen Heiligabend-Feier nach Leichlingen ein. Die Christen feiern die Geburt Jesu als Gottes Sohn. Und auch bei den Muslimen kommt Jesus sogar im Koran eine hohe Bedeutung zu, allerdings als Prophet.

Jesus gilt im Islam als letzter Prophet vor dem Propheten Mohammed. Die Lehre von Jesus ist gemäß Koran dieselbe wie die aller anderen Propheten, dass es nur einen Gott gibt. Als eine große Gemeinsamkeit zwischen Christen und Moslems sieht Superintendent Gert-René Loerken auch "die Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit und das Wunderbare", das in der Nacht des 24. Dezember vor 2013 Jahren geschehen ist. Deshalb werden die Sprecher des Rates der islamischen Gemeinschaften Leverkusens, Imam Amir Dzeladini und Ünal Bozdag, auch Weihnachtsgrüße aus der Moschee überbringen und im Gottesdienst mitwirken. "Für alle Welt" ist das Motto dieser Christvesper, in deren Verlauf Bilder und Texte aus verschiedenen Kulturen und Kontinenten gezeigt und vorgetragen werden. Der evangelische Kirchenkreis, zu dem Leichlingen und Leverkusen gehören, ist bereits seit sieben Jahren durch den Superintendenten aktiv im Leverkusener Rat der Religionen, der von den christlichen Kirchen und den Moscheen-Gemeinschaften gegründet wurde. Auch die wiederbelebte jüdische Gemeinde in Leverkusen sowie die katholischen Pfarrgemeinden und die buddhistische Gemeinschaft gehören zu dieser Gemeinschaft, die sich für ein friedliches Miteinander auch über Leverkusen hinaus einsetzt.

Im Islam ist Jesus ein Prophet Gottes, der zu den "Kindern Israels" geschickt wurde. Jesus selber wird im Koran 25 Mal erwähnt. Der Koran lehrt ebenfalls, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte. Im Koran erscheint der Engel Gabriel Maria und verkündet ihr: "Ich bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf dass ich dir einen reinen Sohn beschere." Maria antwortet: "Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat..." Als Jesus geboren ist, sagt er (laut Koran): "Ich bin ein Diener Allahs. Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht."

Übrigens feiern in Leichlingen auch muslimische Kinder zumindest teilweise die christlichen Feste mit, wie Schul- und Kindergartenleiter bestätigen. Das war beim Martinszug so, und auch Weihnachten wird dies nicht anders sein. Loerken hatte die Idee für den gemeinsamen Gottesdienst, als ihm ein muslimischer Freund eine der ganz wenigen islamischen Bilddarstellungen von Maria mit dem Jesuskind zuschickte.

Das zwischen 1625 und 1628 entstandene Bild wird in der Heiligabend-Feier gezeigt und von den Sprechern der muslimischen Gemeinden interpretiert. Ihm sei es besonders wichtig, dem Vorurteil entgegen zu wirken, dass der Islam so oft generell mit Gewalt und Terrorismus gleichgesetzt werde, betont Loerken und verdeutlicht: "Dabei gibt es Gewalt und Terrorismus auch im Christentum. Die Muslime, die unter uns leben, sind aber alle um ein friedliches Miteinander bemüht. Und der Islam ist eine Religion des Friedens", betont Loerken.

(RP)
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