Leichlingen CDU: Fenster und die Partei in Scherben

Leichlingen · Die Probleme der CDU Leichlingen spitzen sich zu. Die Vorsitzenden auf Orts-, Kreis- und Landesebene schweigen dazu und fühlen sich nicht zuständig. Die Scheibenattacke soll aber nicht politisch motiviert gewesen sein, sagt die Kripo.

Eine Glasscheibe ist in der Nacht auf gestern in der CDU-Geschäftsstelle Leichlingen eingeworfen worden. Eine Zeugin hatte gestern früh um 3.15 Uhr das Geräusch von klirrendem Glas an der Bahnhofstraße gehört und die Polizei angerufen. Kurz darauf fiel weiteren Zeugen ein 22-jähriger Leichlinger mit Schnittwunden am Arm auf, der in Tatortnähe unterwegs war. Ob dieser Mann für die Sachbeschädigung verantwortlich ist, ermittelt die Polizei noch. Zeugen sollten sich unter Tel. 02202-2050 melden. Die Tat sei aber wohl nicht politisch motiviert.

Aber auch politisch liegt die CDU Leichlingen immer mehr in Scherben. Nach der Austrittswelle von Mitgliedern und dem Aufkündigen der Zusammenarbeit der Jungen Union mit dem Parteivostand und insbesondere mit dem Vorsitzenden Rainer Hüttebräucker spitzt sich der Konflikt nun weiter zu. Nach Informationen unserer Zeitung soll der CDU-Vorstand jetzt Druck auf Juliane Lange ausüben, ihren Sitz im Bezirksausschuss Witzhelden abzugeben. Sie gilt als kritisch eingestelllt gegenüber Hüttebräuchers Politik. Und sie ist Mitglied der Jungen Union, die dem Parteivorstand vergangene Woche geschlossen den Rücken gekehrt hat. Lange sagt, ihr sei verboten, etwas zu dem Fall zu sagen. Fraktionsvorsitzender Helmut Wagner habe sich alle Äußerungen in der Öffentlichkeit vorbehalten. Der sagte der RP, die CDU wolle an Langes Stelle ein Vorstandsmitglied in der Bezirksvertretung haben und Lange sei nicht mehr im Vorstand. Mit ihrer Mitgliedschaft in der Jungen Union habe die Angelegenheit aber nichts zu tun, sagte Wagner. Der "Fall Lane" wäre allerdings nicht der erste dieser Art bei der CDU Leichlingen. Vor zwei Jahren soll Uwe Schelling vom CDU-Vorstand unter Druck gesetzt worden sein, den Schulausschuss zu verlassen. Dageben habe er sich aber gewehrt.

Die Probleme der CDU Leichlingen sind seit langem auch auf Kreis--, Landes- und Bundesebene hinlänglich bekannt. Nachdem jedoch sogar ein Schlichtungsversuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach innerhalb der CDU Leichlingen (wie wir berichteten) gescheitert ist, halten sich jetzt Kreis- und Landesvorsitzende völlig bedeckt. Kreisvorsitzender Rainer Deppe rief in der vergangenen Woche erst gar nicht zurück auf wiederholte Anfragen der RP zum neuerlichen Streit der Jungen Union und dem CDU-Vorstand. Auf eine gestrige schriftliche Anfrage entgegnete er schließlich: "Innere Vorgänge im CDU-Stadtverband Leichlingen werden innerhalb der CDU Leichlingen gelöst werden. Nach meiner Lebenserfahrung erschweren öffentliche Äußerungen Lösungen. Folglich werde ich derzeit keine öffentliche Stellungnahme abgeben", antwortete der CDU-Kreisvorsitze. Und CDU-Landesvorsitzender Armin Laschet hält sich ebenfalls heraus. Auf unsere Anfrage hin erklärte die Sprecherin der Landes-CDU, Julika Lendvai: Bei insgesamt 469 Stadt- und Gemeindeverbänden der CDU in Nordrhein-Westfalen und fast 1800 CDU-Ortsverbänden seien die Leichlinger Vorgänge in Düsseldorf nicht bekannt. Lendvai fügte hinzu: "Grundsätzlich kommentieren wir als Landesverband keine Vorgänge in Stadt- und Gemeindeverbänden. Hier bedarf es einer internen Klärung im Stadtverband. Falls wir Gespräche führen, dann führen wir diese mit den Betroffenen selbst", schreibt sie.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort