Leichlingen CDU: Ex-Parteichef nimmt Bedenkzeit

Leichlingen · Rainer Hüttebräucker will sich nach der Niederlage gegen Maurice Winter im Urlaub Gedanken um seine Zukunft machen.

 Handschlag nach der Wahl: der soeben abgewählte Vorsitzende Hüttebräucker (r.) gratuliert seinem Nachfolger Maurice Winter.

Handschlag nach der Wahl: der soeben abgewählte Vorsitzende Hüttebräucker (r.) gratuliert seinem Nachfolger Maurice Winter.

Foto: Uwe Miserius

Zwei, drei Gläser Kölsch mit ein paar guten Freunden hat sich Maurice Winter am Samstagabend schon gegönnt - doch zu größeren Feier-Runden fehlte dem neuen Vorsitzenden des Leichlinger CDU-Stadtverbands nach eigenen Angaben schlichtweg die Zeit.

"Ich habe am Wochenende ja schon die ersten Gespräche für die konstituierende Sitzung unseres neuen Vorstands geführt", erklärte der 28-Jährige gestern auf Anfrage. Seine neue Rolle als Parteichef will er von der ersten Minute an mit vollem Engagement wahrnehmen.

Seitdem er am Samstagvormittag den bisherigen Amtsinhaber Rainer Hüttebräucker mit 49 zu 45 Stimmen in einer Kampfabstimmung besiegte, hat Winter das Amt inne - und ist sich bewusst, dass er gerade angesichts seiner jungen Jahre genau beobachtet werden wird.

Doch das schreckt den Ratsherrn nicht, der aus der Jungen Union hervorgegangen ist und vor allem die Zusammenführung der Nachwuchs-Organisation mit der Alt-Partei als eines seiner großen Ziele bezeichnet. Nach dem zwischenzeitlich angespannten Verhältnis trauen ihm viele in der CDU zu, den Riss wieder dauerhaft zu schließen.

Auch Helmut Wagner, Chef der CDU-Stadtratsfraktion, äußerte gestern die Erwartung, dass Winter dieses Thema anpacken werde. Insgesamt blicke er optimistisch auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Parteichef. "Es ist ja nicht so, dass wir uns jetzt erst kennen lernen würden", sagte Wagner. In der Fraktion und anderen Gremien arbeite er bekanntlich schon länger mit Winter zusammen.

Kein Geheimnis macht Wagner allerdings daraus, dass ihn mit Rainer Hüttebräucker immer ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis verbunden habe. Er und andere in der CDU, im übrigen auch Maurice Winter, äußerten sich gestern dahingehend, dass sie sich wünschen, Hüttebräucker möge sich über sein Ratsmandat hinaus auch weiterhin aktiv in der CDU einbringen. Darüber will sich der abgewählte Stadtverbandschef aber erst einmal in aller Ruhe Gedanken machen. "Ich muss das alles erst einmal sacken lassen und werde mir im Urlaub die Zeit nehmen, nachzudenken, wie es weitergehen soll", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Momentan fehle ihm auch beruflich schlicht die Zeit dafür.

Kein Geheimnis macht der Politiker allerdings daraus, wen er für seine Niederlage verantwortlich hält: "Ich bin von der Jungen Union und dem Ortsverband Witzhelden degradiert worden", stellt er fest. Und das habe wiederum damit zu tun, dass er die so genannte Witzhelden-Quote abgeschafft habe. Die garantierte bisher, dass jeder vierte Listenplatz bei einer Kommunalwahl automatisch mit einem Kandidaten aus dem Höhendorf besetzt werden musste. Damit ist es nun vorbei.

Die Reaktionen auf diese Maßnahme hätten ihn ahnen lassen, "dass da noch eine Retourkutsche kommt", sagt Hüttebräucker. Immerhin: Die unaufgeregte, sachliche Art, in der die Versammlung jetzt verlaufen sei, sei vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen. Das reklamiert Hüttebräucker durchaus auch als Zeichen seiner Arbeit.

Auch Maurice Winter würdigte die Verdienste seines Vorgängers gestern noch einmal ausdrücklich. Er selbst will jetzt weitere Schwerpunkte setzen: noch mehr Bürgernähe etwa, Stimmungsbilder einholen und mehr Gespräche führen.

Winter betont: "Es kann nicht sein, dass wir nur alle paar Jahre bei Wahlen auf Bürger zugehen, sondern wir müssen auch zwischendurch auf der Straße stehen und mit den Leuten reden." Der neue Parteichef hat sich viel vorgenommen.

(RP)
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