Leverkusen Bombe wegen Kostenstreit nicht früher entschärft

Leverkusen · Gestern musste alles plötzlich ganz schnell gehen: Die eigentlich seit 2009 bekannte Bombe in Solingen Aufderhöhe musste ausgerechnet im Berufsverkehr geräumt werden. Eine Vorwarnung war da für die Fahrgäste nicht mehr möglich: Die Nachricht von der Streckensperrung zwischen Leichlingen und Solingen erhielten auch die beiden Städte erst nach 14 Uhr am gestrigen Nachmittag von der Deutschen Bahn zu ihrer Verwunderung.

Ursache für die zeitliche Verzögerung bei der Bombensuche ist ein Streit darüber, wer die Kosten für die Entschärfung zu tragen hat. Als Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Bombe gefunden wurde, muss die Kosten eigentlich die Bahn übernehmen. Das tat sie bislang aber nicht, obwohl die Bezirksregierung Düsseldorf schon 2012 an sie herantrat. 2009 wurde eine Brücke, die über die Bahngleise führte, abgerissen. Daran befanden sich Stromkabel der Solinger Stadtwerke. Sie sollten nach dem Abriss unter den Gleisen der Bahn hindurch verlegt werden. Vorher musste geklärt werden, ob sich im Erdreich Kampfmittel aus dem Weltkrieg befinden könnten.

Im Dezember 2011 stellte das Solinger Ordnungsamt also einen Antrag auf Luftbildauswertung bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Diese untersuchte Luftbilder und kam zum Ergebnis: Im Boden könnte eine Bombe liegen. Diesen Befund teilte die Bezirksregierung der Bahn mit.

"Wir haben der Bahn einen Antrag auf Kostenübernahme für die Suche nach der vermuteten Bombe vorgelegt", sagte William Wolfgramm, Sprecher der Bezirksregierung gestern auf Anfrage. Knackpunkt ist: Nur mit dieser Unterschrift kann die Bezirksregierung zur Tat schreiten und nach der Bombe suchen. "Wir sind in dieser Angelegenheit nur Dienstleister", erklärt Wolfgramm.

Doch die Bahn ließ sich bei der Unterschrift des Papiers Zeit, offensichtlich, weil es Streitigkeiten über die zu tragenden Kosten gab. Die Bahn verneinte das gestern nicht: "Bei den Kosten sind wir und die Bezirksregierung unterschiedlicher Auffassung", sagte Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann. Es laufe diesbezüglich bereits ein Rechtsstreit. Derweil habe die Bahn trotz möglicher Bombe keinen dringenden Handlungsbedarf gesehen. "Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, werden wir tätig. Diese Gefahr bestand im Solinger Fall aber nicht, darüber standen wir mit dem Kampfmittelräumdienst in ständigem Kontakt", erklärte Pohlmann. Auf die Frage allerdings, weshalb die Bahn dann gestern Morgen doch Handlungsbedarf zu einer Probebohrung an der bekannten Stelle sah, wo sich die Bombe befand, meinte Pohlmann: Dies sei geschehen, weil Bahn und Bezirksregierung eine vorläufige Einigung erzielt hätten.. Pohlmann: "Die Entscheidung, die Bohrungen durchzuführen, hat der Kampfmittelräumdienst getroffen."

(RP)
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