Leichlingen Bergische Begegnungen von Ferres bis Wenning

Leichlingen/Rhein-Berg · Der frühere Bayer-Vorstandschef Werner Wenning erinnert sich ganz genau an jenen Tag im Jahr 1954, als ihn sein Vater – ein Elektriker – mit in die Kneipe nahm, um dort das Finale der Fußball WM in Bern zu sehen. TV-Polittalker Frank Plasberg beschwört die Zeit wieder herauf, als seine Familie an der Bahnlinie zwischen Wermelskirchen und Leverkusen wohnte, auf der der "Balkan-Express" fuhr. "Ich bin für alles, was anders klang als ein Schienenbus, aufgestanden", sagt Plasberg. Und Schauspielerin Veronica Ferres? Die Solingerin war so begeistert von dem Buchprojekt, dass sie sogar eine Ausnahme machte und während Dreharbeiten ein Interview gab.

 Die Autoren Martin Beils und Kristina Hellwig.

Die Autoren Martin Beils und Kristina Hellwig.

Foto: Nico Hertgen

Der frühere Bayer-Vorstandschef Werner Wenning erinnert sich ganz genau an jenen Tag im Jahr 1954, als ihn sein Vater — ein Elektriker — mit in die Kneipe nahm, um dort das Finale der Fußball WM in Bern zu sehen. TV-Polittalker Frank Plasberg beschwört die Zeit wieder herauf, als seine Familie an der Bahnlinie zwischen Wermelskirchen und Leverkusen wohnte, auf der der "Balkan-Express" fuhr. "Ich bin für alles, was anders klang als ein Schienenbus, aufgestanden", sagt Plasberg. Und Schauspielerin Veronica Ferres? Die Solingerin war so begeistert von dem Buchprojekt, dass sie sogar eine Ausnahme machte und während Dreharbeiten ein Interview gab.

Es sind nur drei von insgesamt 33 Begegnungen, die die RP-Journalisten Kristina Hellwig und Martin Beils in ihrem neuen Buch beschreiben. Sie haben sie zu Hause oder an ihrem Arbeitsplatz aufgesucht, um mit ihnen über das zu sprechen, was alle vereint — das Bergische Land. Gleichgültig, ob TV-Talker Frank Plasberg (Wermelskirchen), Karnevalist Willibert Pauels (Wipperfürth), Fußballmanager-Unikum Reiner Calmund (Leverkusen) oder Kinderbuchautorin Annette Langen (Leichlingen) — sie alle gaben bereitwillig Auskunft über ihre "Bergische Seele", ebenso wie Altbundespräsident Walter Scheel (Solingen), Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl (Leverkusen) oder Tierfilmer Sigurd Tesche (Witzhelden).

Am 17. Oktober erscheint das Buch

Am kommenden Mittwoch, 17. Oktober, erscheint im Heider-Verlag das Buch "Bekannt, Bedeutend, Bergisch". Im Interview machen die Remscheiderin Kristina Hellwig und der Leichlinger Martin Beils schon mal Appetit auf die Lektüre.

Sie haben 33 "bergische Prominente" aufgesucht und porträtiert — wer hat Sie besonders beeindruckt?

Beils Ich bin Sportjournalist, aber auch wenn ich es nicht wäre, hätte mich Hans Günter Winkler wohl tief berührt. Mehr als drei Stunden lang war ich bei ihm in Warendorf und habe begeistert zugehört. Wie er über seine Kindheit in Wuppertal-Barmen zur Zeit der Weimarer Republik erzählte, sein an Wendungen reiches Leben. Und natürlich seinen legendären Ritt auf Halla zum Olympiasieg 1956 in Stockholm. Ein paar Tage nach unserem Gespräch sind wir beide zu den Olympischen Spielen nach London gereist. Ich als Berichterstatter, er als Pferdebesitzer.

Hellwig Ich fand Hella von Sinnen besonders beeindruckend. Ihr eilt ja der Ruf des schrillen Vogels voraus — und tatsächlich fand das Interview auch bei ihr zu Hause in einem quietschbunten Wohnzimmer statt. Aber die Frau, die ich im Gespräch dann erlebt habe, war feinfühlig, sensibel und nachdenklich — keine Spur von der lauten Figur vor der Fernsehkamera.

Wer hat Sie am meisten überrascht?

Beils Ganz klar Veronica Ferres. Sie ist ja als Top-Schauspielerin so stark nachgefragt, dass ich mit schwierigen Terminabsprachen gerechnet habe. Die Agentur hat auch erst alles abgeblockt. Doch dann rief sie eines Abends bei mir zu Hause an. Die Familie saß gerade beim Abendbrot. "Wer war das?", fragte meine elfjährige Tochter Malin später. "Veronica Ferres", sagte ich. "Die kenn' ich nicht", gab meine Tochter zurück. Aber als meine Frau dann sagte: "Die Mutter aus den ,Wilden Hühnern'", wusste Malin sofort Bescheid: "Ach die."

Wie bergisch sind Ihre Interviewpartner denn tatsächlich noch?

Beils Ganz unterschiedlich. Wenn wir bei Veronica Ferres bleiben — die wohnt zwar schon lange in Süddeutschland, ist aber noch ganz eng mit Solingen verbunden. Andere wie der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sind nie weggezogen. Aber für sie alle ist das Bergische bis heute ein ganz wichtiger Teil ihrer Identität geblieben.

Hellwig Es gab etliche, die spontan gesagt haben: Das Bergische Land ist meine Heimat, da bin ich zu Hause. Präziser kann man es nicht beschreiben.

Apropos Heimat — können Sie das Bergische Heimatlied auswendig singen?

Hellwig Die erste Strophe auf jeden Fall.

Beils Die späteren kommen teilweise ja auch ziemlich martialisch daher. Die muss man nicht behalten.

Was war das Schwierigste für Sie beim Schreiben?

Hellwig Wir sind es gewohnt, für die Tageszeitung zu schreiben, also schnell und kompakt. Auf einmal jede Menge Platz füllen zu können und einen ganz anderen Erzählrhythmus zu verwenden, daran habe ich mich anfangs wirklich gewöhnen müssen (lacht). Am Ende habe ich mich so sehr an die neue Arbeitsweise gewöhnt, dass ich fast wieder zu viel geschrieben hätte.

Wie sieht es denn eigentlich mit Ihrer eigenen Heimatverbundenheit aus . . .?

Beils Ich bin in Leichlingen aufgewachsen. Gerade wenn man wie ich beruflich viel unterwegs ist, lernt man die Vorzüge der Heimat richtig zu schätzen.

Hellwig Ich habe insgesamt fünf Jahre am Niederrhein gewohnt. Das war auf eine bestimmte Art zwar auch ganz schön — aber die hügelige Landschaft meiner Heimat hat mir schon sehr gefehlt. Und die Menschen. Man sagt nicht umsonst: Der Bergische ist extrem zurückhaltend, aber wenn du ihn geknackt hast, gewinnst du einen Freund fürs Leben.

Peter Korn führte das Interview mit Kristina Hellwig und Martin Beils.

(RP/jco)
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