Leichlingen/Solingen Bahnstrecke Leichlingen-Solingen nach Bombenfund gesperrt

Leichlingen/Solingen · Den Berufsverkehr legte am Montag am frühen Abend eine Streckensperrung der Deutsche Bahn zwischen Leichlingen und Solingen lahm. Grund war ein Bombenfund, der aber schon Jahre bekannt war.

Eine böse Überraschung gab es am Montagabend vor allem für die Berufspendler. Die Eisenbahnstrecke zwischen Leichlingen und Solingen musste wegen einer Bombenentschärfung gesperrt werden. Davon wurden die Fahrgäste ebenso überrascht, wie beispielsweise auch Ordnungsamt und Feuerwehr in Leichlingen. Um 14 Uhr sei der "Einsatzbefehl" vom Kampfmittelräumdienst gekommen, und um 14.45 Uhr habe man die Städte informiert, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage der RP.

Man wisse zwar und bedauere, dass durch diese späte Warnung die Fahrgäste kaum noch rechtzeitig zu informieren gewesen seien, räumte der DB-Sprecher ein. Die Bahn habe aber die notwendige Fahrplanänderung und Beschaffung von Ersatzbussen zwischen Leichlingen und Solingen nicht schneller bewältigen können. Denn gerade für den Berufsverkehr sei eine erhebliche logistische Leistung zu bewältigen gewesen: "In einen voll besetzen Nahverkehrszug gehen 400 Leute. Bis man die auf Busse verteilt hat, vergeht entsprechend mehr Zeit. Außerdem fährt ein Zug 120 km/h, ein Bus aber nicht", verdeutlichte der Bahnsprecher die Verzögerungen, die am Abend für die Berufspendler Realität wurden.

Leichlingen war nur durch die Verspätungen durch die Streckensperrungen zwischen 17 und 19 Uhr betroffen. Die zu diesem Zeitpunkt auf Solinger Gebiet bereits entschärfte Bombe musste in dieser Zeit noch abtransportiert werden. 120 Menschen mussten zur Entschärfung der 250 Kilogramm schweren Bombe zwischen 15 und 17 Uhr umliegende Häuser verlassen. Gegen 11 Uhr hatten am Montagmorgen Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes bei Probebohrungen die Bombe entdeckt. Sie lag an der hochfrequentierten Bahnstrecke zwischen Solingen-Ohligs und Köln, nur wenige Meter abgesenkt in einer Böschung.

Dieser Bombenfund ist kein Einzelfall: Auch heutzutage komme es im Jahr noch mehrmals vor, dass Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg in Gleis-und Bahnhofsnähe gefunden und entschärft werden müssten, berichtete der Bahnsprecher. So musste am Montag ab 17 Uhr zwischen Leichlingen und Solingen- Hauptbahnhof gesperrt werden. Der Fernverkehr wurde über Düsseldorf und Essen umgeleitet. Der Regional-Express RE 7 fuhr nur bis Solingen-Hauptbahnhof und dann wieder zurück nach Rheine. Die Regional-Bahne RB 48 endete in Leichlingen und musste ebenfalls umkehren. Auf die bereitstehenden Ersatzbusse sollte mit Durchsagen in den Zügen und, wenn vorhanden, vom Personal in den Bahnhöfen hingewiesen werden, sagte der Bahnsprecher.

Fast spannender als die Entschärfung der Bombe, ist indes die Vorgeschichte des Bombenfundes, die alle Kennzeichen eines handfesten Skandals trägt. Denn der Verdacht, dass unweit der Gleise eine Fliegerbombe aus dem Krieg liegen könnte, existiert bereits seit mehreren Jahren. 2009 entschloss sich die Stadt Solingen dazu, eine über die Bahngleisen führende Brücke abzureißen. An der Brücke entlang verliefen Stromkabel der Stadtwerke. Die mussten nach dem Abriss erneut verlegt werden, und zwar unter der Bahnstrecke hindurch.

Wie vor solchen Grabungen üblich ordnete die Stadt eine Bodenuntersuchung auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg an. Dabei kam heraus: In dem Gebiet liegt höchstwahrscheinlich eine Bombe. Aber es passierte nichts. Stattdessen wurden die Kabel mit einer Sondergenehmigung verlegt. 2013 waren die Arbeiten beendet.

Und nun musste am Montag plötzlich alles ganz schnell gehen.

(RP)
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