Altweiber Leichlingen ist fest in Narrenhand

Prinz Matthias und Prinzessin Ann-Kathrin regieren bis Aschermittwoch das jecke Volk im Straßenkarneval.

Leichlinger feiern Altweiber 2020
14 Bilder

Leichlingen fest in Narrenhand

14 Bilder
Foto: Peter Thönes

Ein selbsternannter „heiliger Petrus von Leichlingen“ hatte am Donnerstag beim Sturm der Karnevalisten aufs Rathaus seinen ganz großen Auftritt: Mit den Tollitäten Prinz Matthias und Prinzessin Ann-Kathrin stritt er ausgiebig um den Schlüssel zur Zentrale der örtlichen Macht, entpuppte sich dabei aber alsbald als Bürgermeister Frank Steffes, der mit zweifelhaften Lateinkenntnissen seine Omnipotenz demonstrieren wollte.

Um es kurz zu machen: Gelungen ist ihm der Machterhalt damit auch in diesem Jahr nicht. Bis Aschermittwoch haben die Karnevalisten in der Blütenstadt unter dem Motto „Fastelovend en Leichlingen es himmlisch jeck“ das Regiment übernommen. Doch zunächst wehrte sich der Verwaltungschef gegen die Jecken-Revolte, hatte sich vom Bauhof eigens einen Wolkenwagen bauen lassen, in dem er mit zwei Engeln auf die Bühne im Zelt auf dem Rathausvorplatz schwebte.

Zu dem Zeitpunkt standen Prinz und Prinzessin noch entspannt an der Theke und staunten über den Auftritt: „Schlüssel, Toga, weißer Bart: Der glaubt, er ist der heilige Petrus, der Himmelswächter, Stellvertreter vom lieben Gott. Der hat eine Vollmacke“, konstatierte Prinzessin Ann-Kathrin. Prinz Matthias wollte den Sturm aufs Rathaus bei dem Anblick am liebsten schon ersatzlos streichen: „Ich habe echt keine Lust, mir hier viel Arbeit zu machen. Lassen wir dem seinen Schlüssel, soll der sich mit der Verwaltung rumärgern. Wir feiern einfach Fastelovend, viel besser und total neu“, schlug der Prinz vor, hatte die Rechnung allerdings ohne seine Prinzessin gemacht.

Um der lieben Tradition willen zog das Prinzenpaar schließlich mit samt Gefolge und Garde auf die Bühne und bot dort eine unterhaltsame Show im Kampf um den Rathausschlüssel. Dabei schickten die beiden nicht nur ihre Garde des TSV Rhein-Wupper ins Gefecht, sondern schwangen zu Tom Jones „Sex bomb“ auch selbst die Hüften. Während sich der Bürgermeister seine Ehrensenatoren zur Abwehr der jecken Machtübernahme auf die Bühne rief, legten allerdings auch die Tollitäten noch einmal nach: Sie schickten die Blütenstädter als karnevalistische „Heimat“ des Prinzenpaares ins Rennen, und die ließen es sich nicht nehmen, in ihren grün-gelben Gardeuniformen zum allerersten Mal „Stippeföttche“ zu präsentieren.

 Im Leichlinger Festzelt wurde ordentlich Fastelovend gefeiert.

Im Leichlinger Festzelt wurde ordentlich Fastelovend gefeiert.

Foto: Peter Thönes

Das alles zeigte schließlich die gewünschte Wirkung: Der Bürgermeister rückte den Rathausschlüssel heraus, nachdem die Ehrensenatoren versprochen hatten, 500 Euro an den gemeinnützigen Verein „Theo hilft“ zu spenden. Damit soll Schwimmunterricht für Leichlinger Kinder finanziert werden. Weil auch der Bürgermeister die tollen Tage nicht weiter als Petrus verbringen wollte, tauschte er – von der Last der Macht befreit – kurzerhand die weiße in eine braun-gelockte Perücke und wird nun die Zeit bis Aschermittwoch ganz entspannt als Weingott Bacchus verbringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort