Drei Wochen lang an zentralen Stellen Mitarbeiter in der Pflege gesucht – per Plakat

Leichlingen · Finden Pflegeeinrichtungen nicht genug Personal, können Pflegeplätze nicht besetzt werden. Online und offline ziehen auch Leichlinger Seniorenzentren alle Register, um nicht in diese Situation zu kommen.

 Mitarbeiter in der Pflege sind vielerorts Mangelware. Die Bezahlung z.B. in Einrichtungen der Diakonie ist aber nicht so schlecht wie ihr Ruf.

Mitarbeiter in der Pflege sind vielerorts Mangelware. Die Bezahlung z.B. in Einrichtungen der Diakonie ist aber nicht so schlecht wie ihr Ruf.

Foto: dpa/Oliver Berg

Gerade in Corona-Zeiten wurde ihnen kräftig applaudiert und Respekt gezollt: Pflegekräfte in Seniorenwohnheimen erhielten viel Aufmerksamkeit. Am Image ihres Berufsstandes hat das allerdings nicht viel geändert – Arbeiten am Limit bei ausbaufähiger Bezahlung. Leichlinger Senioreneinrichtungen wollen ein anderes Bild zeichnen und werben intensiv um neue Mitarbeiter.

In YouTube-Videos und Imagefilmen stellt sich das Pilgerheim Weltersbach seit geraumer Zeit der Öffentlichkeit vor, möchte speziell junge Leute auf den Kanälen ansprechen, auf denen sie sich bestens auskennen. Die Rheinische Gesellschaft für Diakonie, unter anderem Träger des Altenzentrums Hasensprungmühle, präsentiert sich hingegen aktuell in einer groß angelegten Plakataktion, um Menschen für ihre Pflegeinrichtungen und -dienste im Bergischen Land zu gewinnen. „Wir möchten unser Personal in der Pflege noch weiter aufstocken, um alle Möglichkeiten in der Pflege und Betreuung, die durch das Pflegeversicherungsgesetz aktuell ermöglicht werden, auszuschöpfen“, sagt Martin Sartorius, Geschäftsführer der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie. „Pflege bis zum Limit“ statt „Pflege am Limit“ sei das Ziel der Aktion.

Bis Mitte 2023 entstehen durch die Entwicklung des Pflegeversicherungsgesetzes allein in den vier Pflegeeinrichtungen der Rheinischen Gesellschaft in Leichlingen, Burscheid, Wermelskirchen und Hückeswagen zusätzlich rund 20 neue Vollzeitstellen, die besetzt werden müssen. Gesucht werden deshalb nicht nur Pflegefachkräfte, sondern auch Pflegehilfskräfte und Quereinsteiger. „Daraus ergeben sich durchaus gute Entwicklungschancen“, betont Marc Schué, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe. Die intensive Personalsuche entsteht allerdings auch unter Druck, denn: „Eine Fachkraftquote von 50 Prozent wird sich in Zukunft nicht halten lassen. Wir müssen unsere Organisation umbauen und Aufgaben anders verteilen“, sagt Schué.

Pflegefachkräfte beispielsweise sollen künftig viel mehr koordinierend, anleitend und überwachend tätig sein. Ihnen zur Seite stehen dann Pflegeassistenten mit einer einjährigen Ausbildung und Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung, hier oftmals auch Quereinsteiger. „Gerade der Quereinstieg kann eine Einstiegshilfe in den Beruf auch für Menschen mit niedrigem Schulabschluss sein“, betont Marc Schué. Dem Bild der „miesen Bezahlung“ will man etwas entgegensetzen. „Als Quereinsteiger lässt sich in unserem Tarifsystem eine Familie ernähren“, sagt der Bereichsleiter und nennt Beispielzahlen: Ein 25-jähriger Quereinsteiger ohne Berufserfahrung in der Pflege erhält rund 2500 Euro brutto monatlich plus Weihnachtsgeld und betrieblicher Altersvorsorge. Ausgebildete Fachkräfte können sich mit zunehmender Betriebszugehörigkeit und speziellen Aufgaben auf rund 3800 Euro steigern. Es gibt Zuschläge für Kinder und die Einrichtung nimmt bei den Arbeitszeiten Rücksicht auf Eltern. „Die Stundenzahl ist frei wählbar“, lockt Schué mit Flexibilität.

Den hohen Aufwand für die Personalwerbung hält die Gesellschaft für angemessen: Sei kein Personal da, könnten Pflegeplätze nicht belegt werden. Insofern sei die Kampagne eine Investition in die Zukunft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort