Leichlingen Alexandersittiche erobern Leichlingen

Leichlingen · Immer öfter werden mehrere Exemplare dieser Vögel in der Blütenstadt gesichtet. In Leverkusen sind sie eine Plage.

Bild aus der jüngeren Vergangenheit des Chempark: Alexandersittich-Schwärme wie dieser am Tor 2 sind auch in Leichlingen bald durchaus denkbar.

Bild aus der jüngeren Vergangenheit des Chempark: Alexandersittich-Schwärme wie dieser am Tor 2 sind auch in Leichlingen bald durchaus denkbar.

Foto: Us (archiv)

Im Leverkusener Chempark konnten sie lange Zeit ein Lied davon singen. Da gab es Abend für Abend das gleiche Schauspiel: Im Fünfer-Pack, zu Gruppen von 20 oder 40 kamen pünktlich zum Sonnenuntergang hunderte grüner Sittiche angeflogen. Am Tor 2 bogen die geschickten Flieger ab und ließen sich auf den Platanen vor der Lanxess-Zentrale nieder. Auf ihren "Schlafbäumen" machten sie so viel Lärm, dass sogar die Geräusche der Chemiepark-Betriebe überlagert wurden.

Tagsüber wurde dann die ganze Bescherung, die die Sittiche unter sich gelassen hatten, sichtbar: komplett verkotete Bäume, außerdem der Boden darunter und vor allem die Gehwege.

Seit einigen Wochen häufen sich nun die Meldungen von Leichlingern, die die so genannten Alexandersittiche im Neuen Stadtpark oder auch an anderen Stellen in der City gesehen haben. Wieder in kleinen Gruppen von fünf bis sieben Tieren. Eine junge Mutter berichtete von "ziemlichem Geschrei", das ihre Kinder teils irritiert, teils amüsiert habe.

"Mein Sohn hat immer ,IA' gerufen, er hat das wohl mit einem Esel verwechselt", sagte sie. Für Bernhard Sonntag, Vogelexperte an der Biologischen Station des Naturschutzbundes Nabu in Leverkusen, ist diese Assoziation gar nicht mal ungewöhnlich. "Alexandersittiche fallen tatsächlich durch lautes Geschrei auf", sagt der Naturschützer. Die Phonzahl von Eseln? Kein Problem.

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Großen Alexandersittichs reicht eigentlich von Afghanistan und Pakistan über Indien, Birma und Thailand bis Laos, Kambodscha und Vietnam. Seit er jedoch aus deutschen Zoos ausgebüxt ist, "ist er im Rheinland nicht mehr aufzuhalten", sagt Sonntag, der hinzufügt: "Die Vögel finden sich vor allem im Winter zu großen Gruppen zusammen und stimmen ein Riesen-Geschrei an." Gut findet der Naturschützer das nicht, "wie überall, wo der Mensch von außen Tiere oder Pflanzen einschleppt, die sich dann unkontrolliert vermehren: sei es der amerikanische Krebs, das graue Eichhörnchen oder die Herkulessstaude".

Loswerden könne Leichlingen die Sittiche aber wohl nicht mehr. Auch bei Bayer halfen alle Versuche nicht, die Tiere zu vergrämen. Ein Sprecher erzählte damals, man habe sogar einen Falken zu diesem Zweck eingesetzt. Der habe allerdings anschließend psychologisch betreut werden müssen, weil er von den Sittichen vermöbelt worden sei.

(RP)
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