Leichlingen 110 neue Flüchtlinge angekommen

Leichlingen · Um 3.30 Uhr startete gestern der Arbeitstag für Bürgermeister Frank Steffes, Fachbereichsleiter Ingolf Bergerhoff und zahlreiche freiwillige Helfer. Um das Bundesland Bayern zu entlasten, kam in einer Sonderaktion gegen 4.20 Uhr ein Bus mit 45 Flüchtlingen zur Notunterkunft im ehemaligen Aldi-Markt Brückenstraße an. Knapp eineinhalb Stunden später erreichte der zweite Bus mit 65 Menschen die Unterkunft. Alles ging reibungslos über die Bühne.

Bürgermeister Frank Steffes war erstaunt, wie gut die Strukturen funktionieren: "Wenn alles im Leben so gut funktionieren würde, wären wir froh und glücklich", lobte er das Engagement und das gekonnte und reibungslose Handeln aller Helfer. Gut 30 Einsatzkräfte von DRK und DLRG sowie fünf Ärzte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren in den frühen Morgenstunden vor Ort und leisteten die notwendige Hilfe.

Rund 45 Prozent der gestern angekommenen Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. "Die Zahl der Jugendlichen, die im Rahmen der Flüchtlingswellen in kontinuierlich steigendem Umfang in Deutschland landen, stellt eine große Herausforderung für die Jugendhilfe dar", erläuterte Hubert Knops, Amtsleiter für Jugend und Schule. Zum Vergleich: Bislang lag das Verhältnis zwischen Einwohnern und minderjährigen Flüchtlingen bei 5000 zu 1. Mittlerweile ist man bei 3000 zu 1 angekommen. "Leichlingen muss somit ab Mitte November rund zehn minderjährige Flüchtlinge aufnehmen", sagte Knops. Die Jugendlichen brauchen Familien, in denen sie gesund leben können. Deshalb arbeitet die Stadt mit dem Intensivpädagogischen Dienst des Bergischen Landes (IpD) zusammen. "Unser Anforderungsprofil für Pflegefamilien ist sehr hoch", sagte Bèla Gal, Leiter des Dienstes. Nicht jede Familie kann automatisch Pflegefamilie werden. Einkommen, soziale Verhältnisse und ausreichende Räumlichkeiten sind ebenso wichtig wie ein polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Attest. "Aber auch die Zusammenarbeit mit uns, dem Vormund und der Stadt ist unabdingbar", betonte Petra Kronenberg, die Bereichsleitung für Dauerpflege des IpD.

"Die Sozialromantik, die in den Köpfen der Menschen steckt, die gibt es nicht", merkte Frank Steffes an, "das sind keine fünfjährigen Mädchen mit Teddys auf dem Arm, sondern 16-Jährige, die sehr viel erlebt und noch einiges zu verarbeiten haben." Darüber sollten sich laut Steffes Pflegeeltern im Klaren sein. "Wir sind in unserer Arbeit Profis", betonte Knops, "aber auch für uns ist diese Situation ein großer Lernprozess."

In den kommenden Tagen soll es für alle Bürger einen Infoabend zum Thema geben. Infos auch über die Flüchtlings-Hotline 02175 - 922 922.

(hawk)
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