Baumberg Zwergotter Nemo entzückt Haus-Bürgel-Besucher

Langenfeld · Nemo weiß, was sich gehört. Schließlich ist er Botschafter des Otterschutzes. Er verteilt seine Zuneigung gleichmäßig auf alle Interessierten. Nicht, dass er mit fremden Leuten anfängt zu schmusen - nein, er lässt sich von seinem Herrchen auf die Schultern von begeisterten Kindern und Erwachsenen setzen, wo er die körperliche Wärme genießt und sogar vor Wohlbehagen die Augen schließt.

Wer ist denn nun dieser Nemo? Er war der Star beim Denkmaltag kürzlich auf Haus Bürgel, wo eigentlich Römer und Pferde die erste Geige spielen sollten. Nemo, der kleine asiatische Zwergotter, nahm die Herzen der Besucher im Sturm. Und sein Herrchen, der promovierte Zoologe Wolfgang Gettmann, erzählte vom Leben seines etwas anderen "Haustieres". Vor fast neun Jahren, am 22. November 2005, wurde das Otterlein im Aquazoo Düsseldorf geboren. Dort war Gettmann 20 Jahre lang tätig und bis zu seiner Pensionierung im vorigen Dezember Direktor.

Einer der neugeborenen Otter wollte sich neben seinen Geschwistern nicht richtig entwickeln, daher nahm der Direktor ihn unter seine Fittiche und zog ihn von Hand auf. Er gab ihm den Namen "Nemo" aus Jules Vernes "20000 Meilen unter dem Meer". Die spezielle Pflege machte aus dem Otterbaby einen gesunden Otter, der von seinen überaus spitzen Zähnen bei seinen Charmeoffensiven keinen Gebrauch macht. "Nur wenn Futter in Sicht ist, dann lässt er nicht mit sich spaßen", erklärt Gettmann und setzt den kleinen Kerl, der an einer langen Leine mit Halsband und Leibgurt gehalten wird, auf den Boden. Nemo merkt sofort, dass es was zu fressen gibt, setzt sich aufrecht hin und rudert unter Quietschen ungeduldig mit den Vorderbeinen, was bei den Zuschauern entzücktes Lachen hervorruft.

Das Füttern gerät zu einer kleinen Schau, die ein wenig erkennen lässt, wie es in freier Wildbahn zugehen könnte. Gettmann reicht ihm nacheinander mehrere kleinere Fische, die Nemo unter genüsslichem Schmatzen vom Schwanz her frisst. Dabei zeigt er seine spitzen Eckzähne. Dann wirft sein Herrchen ihm Hühnerherzen in einen halb mit Wasser gefüllten Eimer, die er blitzschnell vom Grund des Bodens aufnimmt. Als die Fütterung beendet ist, springt er ganz in den Eimer und zeigt, wie gelenkig er sich auf den Boden ringeln kann. Danach wird er im Badetuch abgetrocknet. "Sein Fell ist so dicht, dass er schnell wieder trocken ist", sagt Gettmann, dem der Otter ein treuer Begleiter geworden ist, der einen Impfpass besitzt und mit ihm durch ganz Europa reist. Nemo ist mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund, und auch auf Haus Bürgel rufen einige Frauen: "Ist das der Nemo aus dem Fernsehen?"

Er wird von den Gettmanns wie ein Hund gehalten, der auch einige liebenswerte Unarten hat. So könne er Schränke öffnen und wisse genau, wo die Frühstückskerne zu finden sind. Das Kauen auf Gummiteilen mache ihm sehr viel Spaß. "Wenn wir mal wegmüssen, kommt Nemo in das Gästebad, das wir ottersicher umgerüstet haben", erzählt Gettmann. Der Zoologe ist sich fast sicher, dass sein Exemplar doppelt so alt wird wie andere asiatische Kurzkrallenotter in der freien Wildbahn, also vielleicht noch mal so alt, wie er jetzt ist.

Ingrid Knebel (Text/Foto)

(RP)
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