Kreis Mettmann Zusätze auf Ortsschildern umstritten

Kreis Mettmann · Solingen hat ihn schon. Erkrath will ihn noch: einen Zusatz auf den Ortseingangsschildern. Vor zwei Tagen hat der Stadtrat dort beschlossen, "Fundort des Neandertalers" auf seine Schilder zu setzen – und damit erneut das Nachdenken über die Zusätze angestoßen, die manchen Kreisstädten sinnvoll erscheinen und anderen offenbar nicht. Mettmann nimmt das Wort "Zusatz" offensichtlich wörtlich und hat die eigentlichen Eingangsschilder nicht verändert. Dort steht "Kreisstadt Mettmann". Doch auf einem Zusatzschild folgt dann "Die Neanderthal-Stadt".

 Solingen nutzt die Möglichkeit, einen Zusatznamen auf dem Ortsschild einzutragen. Erkrath will das jetzt auch tun.

Solingen nutzt die Möglichkeit, einen Zusatznamen auf dem Ortsschild einzutragen. Erkrath will das jetzt auch tun.

Foto: mak; Staschik

Solingen hat ihn schon. Erkrath will ihn noch: einen Zusatz auf den Ortseingangsschildern. Vor zwei Tagen hat der Stadtrat dort beschlossen, "Fundort des Neandertalers" auf seine Schilder zu setzen — und damit erneut das Nachdenken über die Zusätze angestoßen, die manchen Kreisstädten sinnvoll erscheinen und anderen offenbar nicht. Mettmann nimmt das Wort "Zusatz" offensichtlich wörtlich und hat die eigentlichen Eingangsschilder nicht verändert. Dort steht "Kreisstadt Mettmann". Doch auf einem Zusatzschild folgt dann "Die Neanderthal-Stadt".

 Die Kreisstadt Mettmann hat die Zusatzregel gleich doppelt verwirklicht: Zugesetzt wurde nicht nur "Die Neanderthal-Stadt", sondern gleich ein extra Schild.

Die Kreisstadt Mettmann hat die Zusatzregel gleich doppelt verwirklicht: Zugesetzt wurde nicht nur "Die Neanderthal-Stadt", sondern gleich ein extra Schild.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Der Sonderweg wurde deshalb eingeschlagen, weil Mettmann die Zusätze schon vor einigen Jahren eingeführt hat, als die auf den offiziellen Schildern noch nicht erlaubt waren. Seit Anfang 2012 dürfen die NRW-Städte dies jedoch in Eigenregie handhaben. Was Solingen unmittelbar dazu genutzt hat, "Klingenstadt" über den Namen zu schreiben. Die Bürgermeister von Hilden, Haan, Langenfeld und Monheim sehen dagegen keinen Handlungsbedarf und kein schildgerechtes Alleinstellungsmerkmal ihrer Kommunen — eine Debatte hat bisher indes nicht stattgefunden.

Monheim hat seit dem 1. Januar 1994 den Zusatz "am Rhein" im offiziellen Stadtnamen. Nach Ansicht von Stadtsprecher Michael Hohmeier reicht das völlig aus, um die touristischen Vorzüge der Gänselieselstadt zu betonen. "Die Lage am Rhein ist nun einmal das charakteristische Merkmal von Monheim", sagt Hohmeier. Zudem sei der Zugang zum Rhein ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Mettmann. "Die damalige Entscheidung des Stadtrates lag daher mehr oder weniger auf der Hand." Der Zusatz wurde damals auch mit Blick auf eine Abgrenzung zum bayrischen Monheim gewählt. Am vergangenen Wochenende besuchte eine Delegation aus dem "anderen Monheim" erstmals die Rheingemeinde. Darüber hinaus kann sich der Stadtarchivar keine weiteren sinnvollen Zusätze auf den Ortseingangsschildern vorstellen — obwohl es mit "Hauptstadt für Kinder", "Karnevalshochburg" oder "Stadt der alten Römer" durchaus potenzielle Namen geben würde. "Wir müssen jetzt nicht besonders originell werden, um zu zeigen, für was unsere Stadt steht", findet Hohmeier.

Für die Entscheidung in Erkrath hat er Verständnis. "Der Fund des Neandertalers hat eine enorme archäologische Bedeutung für Forscher auf der ganzen Welt", meint der Stadtsprecher. "Es macht daher durchaus Sinn, diesen Zusammenhang besonders zu betonen." Sein Langenfelder Pendant Andreas Voss sieht es ähnlich. Aus marketingtechnischer Sicht sei der Vorstoß von Erkrath "geradezu zwingend" gewesen. "Der Kreis Mettmann wirbt mit der Marke Neanderland, und Erkrath kann sich in dem Kontext besonders hervorheben", sagt Voss. Der Schritt sei daher "klug und legitim". Für Langenfeld will er sich indes nicht auf einen bestimmten Standortfaktor festlegen, der am Stadteingang besonders betont werden sollte. "Wohnen, Arbeiten, Shopping, Bildung, Kultur, Freizeit — wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt. Es macht daher wenig Sinn, uns auf einen Satz zu reduzieren." Die Bezeichnung "Langenfeld (Rheinland)" reiche daher vollkommen aus.

"Der Fundort des Neandertalers lag bei dessen Entdeckung auf Haaner Stadtgebiet", sagt dazu Bürgermeister Knut vom Bovert aus Haan: "Genauer auf dem Gebiet der preußischen Bürgermeisterei Haan." Den Titel "Fundort des Neandertalers" will er den Erkrathern deshalb aber nicht streitig machen. Schließlich gehöre der Fundort heute zu Erkrath. Ein Zusatz auf dem Haaner Ortseingangsschild kommt für ihn dennoch nicht in Frage: "Das verursacht Kosten, und wir müssen uns mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigen." Der häufig benutzte Zusatz "Gartenstadt" Haan sei gelernt und müssen deshalb nicht das Ortseingangsschild schmücken.

Auch Hildens Bürgermeister Horst Thiele winkt ab. Das sei weder in der Politik noch in der Bürgerschaft ein Thema, so seine Einschätzung. Mit welchem Zusatz sollte sich die Stadt schon schmücken? "Neandertaler kennt man noch in Sibirien — aber Fabry?" Die Itter sei nur ein Bach, mit dem Rhein (Rhein-Kreis Neuss) nicht zu vergleichen. Thiele: "Ich kann nichts erkennen, was uns als Alleinstellungsmerkmal von anderen Kommunen unterscheidet." Hilden habe eben viele Vorzüge.

(RP)
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