Serie: "Gesichter der Integration" (Teil 4) Ziel: mehr höhere Abschlüsse

Monheim · An der Hermann-Gmeiner-Schule liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei über 90 Prozent. Dies erfordert unter anderem größere Anstrengungen bei der Sprachförderung – für die Schüler und deren Eltern.

An der Hermann-Gmeiner-Schule liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei über 90 Prozent. Dies erfordert unter anderem größere Anstrengungen bei der Sprachförderung — für die Schüler und deren Eltern.

Die Namen auf den Schildchen an der Garderobe und auf den Pulten wird man nicht in der Hit-Liste der beliebtesten deutschen Vornamen des Jahrgangs 2006 finden, die von Anna, Leonie, Lea, Lukas oder Leon angeführt wurden. Sie lauten Berat, Sena, Melek, Alper und Yussuf. Aber das ist auch schon der einzige Unterschied, den Claudia Ullenboom, Leiterin der Hermann-Gmeiner-Schule, zu anderen Grundschulen ausmachen kann. "Bei uns heißen die Kinder halt anders." An der Erich-Klausener-Straße liegt der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund bei über 90 Prozent.

Und doch gibt es Unterschiede: Zunächst bei den Anmeldungen. Gegenläufig zum allgemeinen Trend verzeichnet ihre Schule wachsende Anmeldezahlen. Und nicht alle Kinder beherrschen beim Schuleintritt — trotz der zweijährigen Sprachförderung im Kindergarten — die deutsche Sprache ausreichend, um dem Unterricht folgen zu können. Vier bis fünf Kinder pro Klasse erhalten eine Sonderförderung "Deutsch für den Schulstart", den die beiden Sozialpädagoginnen leiten. "Problematisch wird es, wenn im Elternhaus ein Sprachgemisch zwischen Deutsch und der Sprache des Herkunftslandes gesprochen wird, wenn Vokabeln und Grammatik in einem Satz wechseln", sagt Ullenboom, die die Schule seit sechs Jahren leitet. Wenn jedoch die Kinder zunächst ihre Muttersprache vernünftig gelernt hätten, klappe in der Regel auch der Erwerb anderer Sprachen gut.

Aufgrund der schlechteren Ausgangsbedingungen mancher Kinder lehnt es die Rektorin ab, sich bezüglich der Bildungsaussichten ihrer Schützlinge nur an der Übergangsquote zum Gymnasium messen zu lassen. "Unser Ziel ist es, die Zahl der Hauptschulempfehlungen kontinuierlich zu senken und die Kinder in die Lage zu versetzen, einen Schulabschluss ohne fremde Hilfe zu schaffen", erklärt Ullenboom. Momentan liegt die Übergangsquote der Viertklässler ans Gymnasium bei 20 Prozent, an die Realschule bei 40 Prozent, an die Hauptschule bei 30 Prozent. "Außerdem muss man bedenken, dass wir in immerhin zehn von elf Klassen Kinder mit Förderbedarf im Gemeinsamen Unterricht beschulen", führt Konrektorin Liane Neuhaus an. Dazu sind jetzt im ersten Jahrgang noch im Zug der Inklusion — wie an allen Grundschulen — lern- und sprachbehinderte Kinder dazugekommen.

Auch die Elternarbeit bedarf an der Hermann-Gmeiner-Schule besonderer Fürsorge und Pflege. Einmal wöchentlich organisiert die über das MoKi-Projekt beschäftigte Schulsozialarbeiterin Annette Weh das Elterncafé sowie die Sprachkurse "Frau lernt Deutsch", die helfen sollen, Hemmungen beim Besuch der Elternabende zu überwinden. Und da kulinarisch, also nonverbal, die Verständigung eh sehr leicht fällt, wird einmal monatlich gemeinsam gekocht.

Trotz der oft patriarchalisch geprägten Gesellschaften, aus denen ihre Schüler stammen, haben die Schulleiterinnen keine Probleme, als Autorität wahrgenommen zu werden, wie sie versichern. Viel schwieriger sei es, die Ängste abzubauen, die viele Eltern aufgrund ihrer Erfahrungen mit den Schulbehörden des Heimatlandes beherrschen. "Wenn wir hier zu einem Gespräch einladen, erwarten die Eltern gleich schwerwiegende Disziplinarstrafen." Inzwischen hätten aber die meisten begriffen, dass an ihrer Schule hochprofessionell am Kind orientiert gearbeitet werde. Das schaffe Vertrauen. Auch die Institution des Elterncafés gebe ihr die Gelegenheit, sich einmal von einer anderen Seite zu zeigen, nämlich als Mutter, sagt Ullenboom. Das größte Kompliment, das ihr daher einmal aus der Elternschaft zu Ohren kam, war die Aussage einer Mutter: "Frau Ullenboom ist eine von uns, mit der kannste reden."

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