Langenfeld Zeugenangaben widersprechen Bild vom Rewe-Räuber

Langenfeld · Der 34-jährige Monheimer, der sich derzeit wegen vierfachen schweren Raubes vor der Großen Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichts verantworten muss, hat jetzt seiner Begutachtung durch einen Sachverständigen zugestimmt.

"Der Gutachter soll ergründen, ob der Angeklagte schuldfähig war in Hinblick auf seinen Drogenkonsum. Außerdem steht eine etwaige Unterbringung in einer Entzugsklinik und eine Sicherheitsverwahrung im Raum", erklärte die Richterin. Bisher hatte er eine Begutachtung abgelehnt.

Als Ergebnis der beiden vorhergehenden Verhandlungstage geht das Gericht davon aus, dass der Angeklagte bei seinem Überfall auf den Rewe-Getränkemarkt am 30. Dezember aus freien Stücken aufgrund des Angstschreis der Kassiererin von seinem Vorhaben zurückgetreten ist. Bezüglich der anderen drei Überfälle auf denselben Markt und die Tankstelle Brinkschulte gebe es viele Indizien, die auf den Angeklagten als Täter hinwiesen: dass der Modus Operandi am 30. Dezember genau derselbe war wie bei den anderen Taten, dass sich die Tatorte in unmittelbarer Nähe des Wohnortes des Täters befunden haben. Dass nach seiner Festnahme die Überfallserie plötzlich abriss. Am 7. November, dem Tag des ersten Überfalls, hatte er zudem seiner Freundin ein Foto von einem Bündel Geld geschickt. Außerdem war bei ihm eine Sturmhaube, wie sie bei den Überfällen zum Einsatz kam, gefunden worden. Eine Zeugin des Überfalls vom 5. Dezember erkannte zudem Kleidungsstücke, die bei dem Angeklagten zu Hause entdeckt worden waren.

Ein Detail, das bei allen Überfällen gleich gewesen war, war der Jutebeutel, mit dem der Täter seine Beute abtransportierte. Der Beutel, den er beim Überfall vom 30. Dezember bei sich führte, ist zwar verschwunden. Auf dem Film einer Überwachungskamera konnte das Gericht allerdings verfolgen, wie der Täter um 18.03 Uhr - das Gesicht hinter der Maske versteckt - in den Markt schlendert und auf das Kassenhäuschen zugeht. Man sieht die Kassiererin aufgeregt gestikulieren, den Beutel an sich reißend, und wie der Täter einen Schritt zurücktritt, sich nach rechts wendet (wo der Sicherheitsmann steht) und den Laden schnell verlässt.

Die Pflichtverteidigerin stellte gestern etliche Beweisanträge, wonach vor allem eine Zeugin befragt werden soll, die sich am 7. November zur Tatzeit auf dem Parkplatz des Getränkemarktes aufgehalten habe. Sie habe einen "etwa Ende 20- bis Mitte 30-jährigen, dunkelhäutigen Mann mit langer Nase, mutmaßlich einen Nordafrikaner" beobachtet, der sich auffällig benommen habe. Auch die Täterbeschreibung einer Zeugin vom Überfall am 5. Dezember passe nicht zu dem Angeklagten, der viel älter sei als beschrieben. Ein weiterer Zeuge vom 20. November habe einen schmächtigen Mann als Täter erkannt, der mit osteuropäischem Akzent spreche. Das habe auch eine Zeugin des Überfalls vom 7. November ausgesagt. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort