Monheim Wortreich ins erfüllte Leben

Monheim · Die Förderung von Sprachkompetenz gehört zu den Kernaufgaben des bundesweit beachteten Projekts Monheim für Kinder. Bei den aktuellen Sprach- und Lesewochen erfahren Eltern wie das bei unter Dreijährigen funktioniert.

 Miriam Heckmann vom Bereich Familienbildung und Moki-Koordinatorin Inge Nowak (v. li.) setzen auf Sprachkompetenz.

Miriam Heckmann vom Bereich Familienbildung und Moki-Koordinatorin Inge Nowak (v. li.) setzen auf Sprachkompetenz.

Foto: Matzerath

Alina sperrt die Augen weit auf. Gebannt schaut sie auf die großen Tierfiguren in einem Bilderbuch. "Was ist das?", fragt das aufgeweckte Mädchen. "Na, was denkst Du denn, was das ist?", fragt die Mutter zurück. Die Szene spielt im Elterncafé des gemeinsam von Stadt und Arbeiterwohlfahrt betriebenen Projekts "Monheim für Kinder unter drei Jahren" (Moki unter 3) am Eierplatz. Dort laufen zur Zeit die von Moki-Koordinatorin Inge Nowak und Bildungsbegleiterin Miriam Heckmann betreuten Sprach- und Lesewochen für Kleinstkinder. - Lesewochen für Menschen, die noch gar nicht lesen können? "Na klar", sagt Nowak. Die Nähe zum gesprochenen und geschriebenen Wort könne gar nicht früh genug beginnen. Bereits Schwangere sollten mit ihren noch ungeborenen Kindern reden, ihnen Lieder vorsingen und Märchen vorlesen. Ein "Sprachgewöhnungs"-Programm, das nach der Geburt kontinuierlich und altersgerecht weiter entwickelt werden sollte.

Unter den Möglichkeiten

Lese- und Schreibfähigkeit ("Literalität") gelten als Kernkompetenzen für ein erfülltes Leben, vor allem auch für den späteren Schulerfolg. Laufen hier gleich zu Beginn zu viele Dinge schief, bleibt der betreffende Mensch oft lebenslang unter seinen Möglichkeiten. "Der Schlüssel liegt bei den Eltern", sagt Miriam Heckmann, die auch außerhalb der Sprachwochen am Eierplatz Aktionen rund um die Themen Bücher, Lesen, Vorlesen und Sprache anbietet. Entscheidend sei neben der erlernbaren Technik des kindgerechten Vorlesens, dass Eltern überhaupt regelmäßig ein Buch zur Hand nähmen. Von "Defiziten" bei Kindern aus so genannten bildungsfernen Familien wollen die beiden Frauen trotzdem nicht gerne sprechen. "Wir unterstützen, schaffen Möglichkeiten, optimieren geistige Entwicklungschancen", sagt Nowak.

Rund die Hälfte der Mütter und Väter, die in das Café am Rande des Berliner Viertels kommen, haben Wurzeln in anderen Ländern. Manche sprechen zu Hause die eigene Muttersprache. "Das muss kein Nachteil sein", sagt die Moki-Koordinatorin. Entscheidend sei, dass viel und mit reichem Wortschatz sowie möglichst korrekt gesprochen werde. "Passiert das zunächst in türkisch, arabisch oder russisch, muss das keine negativen Folgen haben." Manche dieser Kinder lernten ein perfektes und wortreiches Deutsch dann eben im Kindergarten. Konkrete Tipps zum Thema zweisprachiges Aufwachsen gibt es am kommenden Montag (siehe Info). Zwei Stunden lang wird Diplom-Pädagogin Heckmann Fragen beantworten und Tipps geben.

Generell gelte für Kinder unter drei: Der Umgang mit Sprache muss spielerisch und konstruktiv sein. Heckmann: "Sagt das Kind: Schau mal, Mama, eine baue Blume, sollte die Mutter nicht vorwurfsvoll das falsch ausgesprochene Adjektiv beklagen, sondern beispielsweise sagen: Schön, mein Schatz, dass du die blaue (!) Blume erkannt hast."

Nicht jeder wird Abiturient

Gibt es jenseits solcher Details eine Vision? "Ich will nicht, dass jedes bei Moki geförderte Kind am Ende Abitur macht", sagt Nowak, "aber ich wünsche mir, dass jedes dieser Kinder im Rahmen seiner Fähigkeiten optimal gefördert wird. Außerdem setze ich darauf, dass es eines Tages selbstverständlich ist, an anderen Kulturen teilzunehmen und sich in einem Wechselspiel gegenseitig zu bereichern."

(RP)
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