Ausbildungsstart in der Pandemie Wirtschaft wirbt um neue Azubis

Langenfeld/Monheim · Kammern und Arbeitsagentur sehen eine große Unsicherheit bei Schulabgängern. Der treten sie nun gemeinsam entgegen und erklären, wie der Berufsstart in der Pandemie gelingen kann.

 Eine Szene aus dem Leben eines Auszubildenden: Der Azubi (r.) setzt eine Schweißnaht an ein Metallteil, während ein Berufsschullehrer die Arbeit genau betrachtet.

Eine Szene aus dem Leben eines Auszubildenden: Der Azubi (r.) setzt eine Schweißnaht an ein Metallteil, während ein Berufsschullehrer die Arbeit genau betrachtet.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Die Folgen der Pandemie wirken sich auf den Ausbildungsmarkt aus. Vor allem auf Seite der Bewerber sei eine große Unsicherheit wahrnehmbar, wie Vertreter von Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer (HWK) und Agentur für Arbeit jetzt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich machten.

Weniger Ausbildungsverträge Die Zögerlichkeit wirke sich ganz konkret aus. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, berichtet von rund 20 Prozent weniger neu geschlossenen Ausbildungsverträgen zum Ende des vergangenen Jahres. 400 Plätze konnten laut Recherchen der IHK nicht besetzt werden, weil schlichtweg die Bewerber gefehlt hätten. „Das war das viel größere Problem als die Angebotsrückgänge bei den Stellen.“ Auch ein Nachholeffekt sei bislang zu Beginn dieses Jahres nicht feststellbar. Zudem seien sogar in Branchen weniger neue Verträge geschlossen worden, die gar nicht von Lockdowns betroffen sind.

Psychologisches Problem Ein Grund ist aus Sicht von Berghausen, dass Berufsberatung aktuell in den Schulen eine untergeordnete Rolle spiele. „Von einem psychologischen Problem“ spricht zudem Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Und hier meint er sowohl die Eltern als auch die Schüler.

Ausbildungschance nutzen Um so mehr werben deshalb die Kammern sowie auch die Agentur für Arbeit dafür, sich genau jetzt die Frage nach dem späteren Berufsleben zu stellen. Zumal am Freitag die Halbjahreszeugnisse ausgehändigt wurden. „Jetzt kommt es darauf an, dass alle Jugendlichen und alle Arbeitgeber die Ausbildungschancen im Jahr 2021 nutzen“, sagt Karl Tymister, Chef der Arbeitsagentur im Kreis Mettmann. Für Jugendliche gelte: Die Ausbildungsangebote sind da. Sie müssen nur ergriffen werden.

Beratungsangebote „Corona ist kein Grund abzuwarten und wichtige Zeit verstreichen zu lassen“, fährt Tymister fort. „Jugendliche, die sich jetzt bewerben, können ihre Ausbildung in diesem Jahr beginnen.“ Aber auch alle Berufsberater seien voll im Einsatz. Verändert habe sich lediglich, dass die Kontaktaufnahme nun vor allem per Telefon, Video oder im Online-Seminar stattfinde. Auch die Beratung für die richtige Bewerbung sei weiter möglich. „Zusätzlich informiert unser neuer Newsletter der Berufsberatung Jugendliche und Eltern über wichtige Tipps und Termine“, merkt Tymister an. „Wer eine Ausbildung sucht und sich noch nicht bei uns gemeldet hat, sollte uns schnell anrufen.“

Zahlen Wie unsere Redaktion erfuhr, haben sich bereits 1550 Jugendliche aus dem Kreis Mettmann mit einem Ausbildungswunsch bei den Arbeitsagenturen gemeldet. Ihnen standen Ende Dezember 1375 zu besetzende Ausbildungsplätze gegenüber. Diese Zahlen sind laut Arbeitsagentur erste Größenordnungen und nicht geeignet, aus ihnen weitere Schlüsse zu ziehen.

Ausbildungsbörsen Die Zahlen sollen aber eines ganz deutlich machen: Wegen der Corona-Pandemie die Ausbildung schleifen zu lassen, ist keine Lösung. Eine Sprecherin der Arbeitsagentur sagte: „Ausbildungsbörsen finden digital statt, wie beispielsweise die Langenfelder ‚BOBonline’ am 11. Mai. Und es gibt Vorträge, etwa „Informationen rund um das Duale Studium“ am 4. Februar um 17 Uhr oder „Alles rund ums Bewerbungsverfahren“ am 11. Februar um 17 Uhr.“ Wer sich dafür interessiere, könne sich per Mail anmelden: mettmann.biz@arbeitsagentur.de.

Corona-Lockdown Laut IHK-Regionalchef Berghausen sind die Signale von Unternehmen jetzt sehr positiv, wenn auch 2020 acht Prozent weniger Stellen angeboten wurden. „Es ist kein Ausbildungsvertrag aufgrund von Corona gekündigt worden, auch nicht in den besonders betroffenen Branchen.“ Die Ausbildung werde auch im Lockdown sehr kreativ weitergeführt. Fuhrmann erinnert in diesem Zusammenhang etwa an Frisöre im Lockdown, wo jetzt an Modellköpfen geübt und auch geprüft werde. Berghausen: „Es gibt keinen Corona-Jahrgang.“

Fachkräftemangel Mahnend an Unternehmen gerichtet betont Tymister die Bedeutung der Ausbildung  mit Blick auf den Fachkräftemangel. „Wer heute nicht ausbildet, ist morgen nicht mehr da.“

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