Langenfeld "Wir machen die Heime vergleichbar"

Im Auftrag der Pflegekassen prüft der Medizinische Dienst der Krankenversicherung Nordrhein (MDK) die Qualität der Pflegeheime seit Juli 2009 nach einem neuen Modus. Über die bisherigen Erfahrungen sprach RP-Mitarbeiter Martin Mönikes mit Dr. Angelika Fiedler, der Sprecherin des MDK Nordrhein.

Bis Ende des Jahres sollen im Internet die Qualitäts-Beurteilungen der mehr als 1000 stationären Pflegeeinrichtungen im Bezirk Nordrhein einsehbar sein; veröffentlicht sind bisher weniger als 300. Wie will der MDK das schaffen?

Fiedler Die Veröffentlichung der Prüfergebnisse obliegt den Landesverbänden der Pflegekassen. Der MDK Nordrhein wird die vom Gesetzgeber genannte Frist zur Prüfung aller ambulanten und stationären Einrichtungen auf jeden Fall einhalten können, da wir personell und strukturell gut gerüstet sind. Inzwischen wurden mehr als 600 stationäre Einrichtungen in Nordrhein geprüft. Zwischen unserer Prüfung und der Veröffentlichung der Prüfergebnisse liegen allerdings mindestens vier Wochen, in denen die betroffenen Einrichtungen selbstverständlich die Möglichkeit des Einspruchs haben.

Wie wichtig sind bei der Prüfung Formalien, wie die Dokumentation der Behandlung?

Fiedler Zum guten Qualitätsmanagement gehört auch die Dokumentation, dass Pflegeplanungen erstellt und Pflegeakten korrekt geführt werden. Uns interessiert vor allem die Ergebnisqualität, also die Frage, wie viel Pflege tatsächlich beim Bewohner ankommt, und ob seinen individuellen Bedürfnissen Rechnung getragen wird. Ein Beispiel: Wenn ein bettlägeriger Bewohner mehrmals täglich gewendet werden muss, damit er sich nicht wundliegt, ist es wichtig, dass diese Leistung tatsächlich erbracht und nicht nur dokumentiert wird. Eine vollständige Pflegeakte mit den wesentlichen Infos und Verordnungen ist wichtig, in Not- oder Vertretungsfällen sogar lebenswichtig.

Wie sind die bisherigen Prüfergebnisse insgesamt?

Fiedler Durch die Vergabe von Prüfnoten und die veröffentlichten Prüfergebnisse wird die Qualität von Pflegeleistungen für jeden Interessierten erstmals vergleichbar und beurteilbar. Im Bereich Nordrhein bildete sich bislang das gesamte Notenspektrum ab. In unserem den Schulnoten ähnelnden Bewertungssystem kommen wir zurzeit auf einen Schnitt von 2,2 bei der Gesamtnote. Wir konnten uns bei unseren unangemeldeten Besuchen davon überzeugen, dass in den meisten Einrichtungen sehr gut und engagiert gearbeitet wird.

Wie erkenne ich, ob ein Heim für mich oder meinen Angehörigen geeignet ist?

Fiedler Die Gesamtnote, ermittelt aus 82 Kriterien, ist ein erster Anhaltspunkt; es kommt aber zusätzlich auf die Bewertungen in den fünf untersuchten Teilbereichen an. Den Schwerpunkt bilden hier "Pflege und medizinische Versorgung" mit 35 Einzelkriterien. Die Zufriedenheit der Bewohner wird mit 18 Fragen in einer separaten Note außerhalb der Gesamtnote erfasst. Es gibt Häuser, die Spitzenwerte im Komplex "Umgang mit Demenzkranken" erzielen, andere sind vergleichsweise besser bei der "sozialen Betreuung und Alltagsgestaltung". Dem individuellen Bedarf und Krankheitsbild entsprechend kann ein Haus besser geeignet sein als ein anderes. In jedem Falle ist der persönliche Eindruck wichtig, um die richtige Wahl zu treffen.

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