Baumberg „Wir leben jetzt intensiver als vorher“

Düsseldorf · Bei einer Schlägerei vor einer Düsseldorfer Diskothek wurde Kurt Becker aus Baumberg so schwer am Kopf verletzt, dass er dem Tod noch so gerade von der Schüppe sprang. Das ist jetzt zweieinhalb Monate her. Inzwischen geht es dem 24-Jährigen wieder besser. Doch noch ist sein Alltag von der Reha und ärztlichen Untersuchungen geprägt.

Kurt Becker macht die Tür auf, hat sein breites Grinsen aufgesetzt und fängt gleich zu erzählen an. Immer wenn man ihn trifft, hat er dieses Lächeln. Sein Markenzeichen. Angesichts dieser Frohnatur ist man schnell versucht, jenen schrecklichen Abend im Oktober zu vergessen: Nach einer Schlägerei nach einem Disko-Besuch an der Düsseldorfer Kö entkam der 24-jährige Baumberger nur knapp dem Tod.

"Das war schon echt hart"

Das ist jetzt mehr als zehn Wochen her und der Fußballer wieder auf dem Weg der Besserung. "Das war schon echt hart. Ich habe aber erst später die Tragweite realisiert. Denn an den Abend kann ich mich nicht mehr erinnern. Den Verlauf des Geschehens habe ich nur erzählt bekommen", berichtet der Azubi.

Nach fast vier Wochen auf der Intensivstation, davon zwei im künstlichen Koma, wurde der lebenslustige Kicker in die Reha geschickt. Sein Gehirn weist noch Verletzungen auf, die erst langsam zu Narben abheilen. "Das war für alle überraschend. An den Reaktionen meiner Familie und meiner Freunde habe ich erst nach und nach verstanden, dass es wohl ziemlich knapp war", sagt Becker. Seine Geburtstagsfeier Ende November in der Reha sei witzig gewesen. "Meine Freunde haben gefeiert und ich an mir gearbeitet", erzählt der Gladbach-Fan. Es geht aufwärts mit ihm, aber noch hat er Nervenstörungen: "Die führen dazu, dass ich Schmerzen im Bein habe, die gar nicht da sind. Ob die verschwinden, weiß ich noch nicht". In einem Internetforum bekundeten binnen weniger Tage nach dem Niederschlag mehr als 660 Menschen in einer eigens eingerichteten Gruppe ihre Anteilnahme. Diese Gruppe wurde überdies zum Info-Portal über Kurts Zustand. "So viel Anteilnahme hätte ich nicht erwartet. Das war sehr rührend", sagt der 24-Jährige und hält kurz inne. "Ich habe erst viel später alle Kommentare gelesen und bin sehr dankbar für soviel Wärme. Auch die regelmäßigen Gebete von mehr als 40 Freunden in der Kirche bedeuten mir viel."

Seine Ausbildung zum Monteur für Innen- und Trockenausbau liegt erst einmal auf Eis. Sein Arbeitgeber aus Monheim wartet auf den Azubi im dritten Lehrjahr. "Das ist sehr tolerant von der Firma Kaefer und nicht selbstverständlich. Bei der Eingliederung werde ich erst im Büro sitzen, danach meine Prüfungen nachholen."

Fast täglich fährt ihn seine Freundin Carina Teichmann morgens in die ambulante Rehabilitationsklinik in den Düsseldorfer Norden. "Er hat sich kaum geändert. Man muss ihn in vielen Dingen bremsen", meint die 21-jährige Studentin der Zahnmedizin: "Aber so langsam hat er's raus und gibt mehr auf sich acht". Neben dem Kraftaufbau und der Koordination stehen auch neurologische Anwendungen auf dem Tagesprogramm des früheren Peter-Ustinov-Gesamtschülers. "Neben der Quälerei an Geräten und mit einem Physio muss ich auch zur Schmerztherapie. Bis ich wieder auf dem Damm bin, kann ein Jahr rum sein", weiß er.

Zwei Kätzchen als Dankeschön

Als kleines Dankeschön für das Hin-und-Her-Fahren gab es für Freundin Carina zwei Kätzchen zu Weihnachten. "Die beiden heißen Pebbles und Bamm-Bamm. Wie bei den Feuersteins, und sind ganz schön vital, da sehe ich Ähnlichkeiten", verrät Carina. "Kurt mag eigentlich keine Katzen, deshalb habe ich sie um so lieber. Jetzt leben wir intensiver als vorher."

(RP)
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