Zugabe Unser Senf Zum Wochenende Wie Wahlkämpfer mit Zahlen jonglieren

Langenfeld · Wenn Politiker um Stimmen werben, dann oft und gerne mit Leistungsbilanzen und anderen Statistiken. Doch obacht - der Bürger sollte auch Zahlen stets hinterfragen.

Morgen haben wir sie hinter uns, die Landtagswahl 2017. Und damit den Wahlkampf. Wochenlang haben die Kandidaten um unsere Stimmen geworben, haben von Plakaten heruntergelächelt und Broschüren an Ständen in der Fußgängerzone verteilt. Und natürlich waren sie auch in den Medien sehr präsent.

Neben den üblichen Allgemeinplätzen, auf denen ein schönes oder ein zu verschönernderes Nordrhein-Westfalen ausgestellt wird, prasselten auch Zahlen auf uns ein. Wenn soundsoviele Arbeitsplätze geschaffen wurden, Köln x-mal so kriminell ist wie München oder die Versorgung der Haushalte hierzulande mit Turbo-Internet um den Faktor Y vorangekommen ist, dann sollen die Zahlen den mit ihnen verbundenen Aussagen Überzeugungskraft verleihen.

Allerdings gilt nach wie vor der Churchill zugesprochene Satz: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Und selbst wenn die Zahlen, rein wörtlich genommen, stimmen, sollte der Bürger sie nicht unkritisch für bare Münze nehmen. Ein Beispiel aus dieser Woche dazu hat die Schulministerin geliefert. Zu ihrer Entlastung sei gesagt: Es ließen sich gewiss auch Beispiele von Vertretern anderer Parteien aufführen. Nicht umsonst wünschte sich eine Monheimerin nach einem Wahlkampfauftritt des Spitzenkandidaten der Gegenseite einen "Fakten-Check à la Plasberg".

Im Morgen-Interview im Radio also sprach Frau Ministerin von xyz Schulen, die in den letzten Jahren landesweit neu gegründet worden seien. Wow, denkt man da zunächst: In Langenfeld und Monheim waren es ja auch je eine - die Sekundarschule und die Prisma-Gesamtschule!

Aber da war doch noch was? Richtig: die Schließung von Schulen. In Langenfeld und Monheim sind es in der Summe sieben, die in jüngerer Zeit dicht machten oder deren Ende beschlossene Sache ist: zwei Förder-, drei Haupt- und zwei Realschulen. Macht unter dem Strich: fünf Schulen weniger.

Ob dieser Prozess positiv, demografiebedingt unvermeidlich oder schädlich ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber den Zahlen nach sind es eben nicht mehr Schulen geworden, wie die Ministerin suggeriert, sondern weniger. Wahlkampf - eine Schule auch für den mündigen Bürger.

(RP)
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